An der Fakultät für Geisteswissenschaft der Universität Hamburg entsteht ein GameLab
Es geschehen gelegentlich Dinge, an die man kaum glauben kann – selbst dann, wenn sie direkt vor der eigenen Nase geschehen. Noch vor einem halben Jahr schrieb ich in meiner Fünf-Jahres-Bilanz (->IN EIGENER SACHE: Verbündete in dünner Luft vom 7. Januar 2014) sehr verhalten über die Erfolgsaussichten meiner Arbeit, in der ich mich mit den inszenierten Geschichtsbildern und den Wissensprozessen in Videospielen befasse. Einerseits sei es in Kreisen von historischen Fachkollegen schwierig, für die Relevanz einer Beschäftigung mit Geschichtsbildern in Videospielen zu werben, andererseits sei die Gamesbranche gegen den Kontakt mit der Geschichtswissenschaft sehr reserviert. Es seien sehr dicke Bretter, die beiderseits zu bohren wären. Nun, offenbar liegt das erste Hartholz nun hinter uns.
httpvh://youtu.be/7fcmcHdsxsA
Geschichte wird in Videospielen nicht nur explizit als Renaissance-Abenteuer oder Mittelalterschlacht inszeniert. Subtil werden auch zeitgeschichtliche Fragen aufgegriffen wie zum Beispiel die Bestrebungen nach immer intensiverer digitaler Überwachung bei „Watch Dogs“. (Watch Dogs Trailer – ctOS Threat Monitoring Report / Kanal IGN via Youtube)
Aus Mitteln der ->geisteswissenschaftlichen Fakultät an der ->Universität Hamburg wird ein mobiles Gaming-Labor angeschafft. Thorsten Logge, der Koordinator des Bereiches ->Public History am ->Historischen Seminar, hatte es im vergangenen Jahr beantragt. Um die Beschaffung der Game-Box fachlich zu begründen sowie um sie technisch sinnvoll zusammenzustellen, leistete ich gerne und ausgiebig Beistand. So freut es mich umso mehr, dass die zuständigen Gremien der Fakultät unserer Argumentation folgten.
Das Labor wird nicht nur verschiedene Konsolenplattformen und einen PC enthalten, die Spielszenen werden von einem HD-Beamer ausgegeben und – was für die wissenschaftliche Arbeit besonders wichtig ist – von einer professionellen Mitschnittbox aufgezeichnet. Diese GameBox ist nicht weniger als ein Meilenstein für die akademische Behandlung von Videospielen in der Geschichtswissenschaft – essentiell insbesondere für mein neues Tätigkeitsfeld, die Public History. Das GameLab wird wesentliche methodische Lücken der Fachwissenschaft schließen und stellt gerade für Qualifikationsarbeiten in Hamburg endlich das nötige, vom Geldbeutel der Studierenden unabhängige Werkzeug bereit…
Warum dieser Kommentar hier und leider nicht im Magazin making games erscheint, lesen Sie in ->NEWS: Widersprich doch mal…
Seit einigen Jahren verändert sich die Branche der Videospiele mit rasanter Geschwindigkeit. Plattformen zur Distribution mit angeschlossenem Kopierschutz drängen die Käufer in Richtung digitaler Downloads, der Gebrauchtmarkt wird dadurch ausgetrocknet und kleine, unabhängige Entwickler erhalten durch Finanzoptionen wie Crowdsourcing neue Überlebenstrategien. Vieles ist in Bewegung. Das größte Heilige Kalb, um das alle tanzen, heißt jedoch Free-To-Play (F2P).
Die Philosophie hat sich längst weit über den Markt der Onlinerollenspiele mit großen Spielerzahlen (MMORPGs) hinaus ausgebreitet. Spieler können kostenlos die Programme, sogenannte Clients, herunterladen, installieren und spielen. Dass auch hochwertige Shooter so funktionieren können, unterstreichen das bereits erhältliche ->Planetside 2 von ->Sony Online Entertainment und das nun auch in Mitteleuropa gestartete ->Warface des deutschen Edelentwicklers ->Crytek. Geld wird damit eher indirekt gemacht. Die einen Anbieter stellen in virtuellen Läden Ausrüstung, Waffen und Bekleidung zum Verkauf, um damit Spielern echtes Geld für breitere Munitionsgurte, bessere Zauberstäbe oder rosa Federhüte abzunehmen. Andere verkaufen vorübergehende Vorteile, sogenannte Buffs, mit denen zeitweilig mehr Erfahrung gesammelt wird, die Spielfigur besser schießt oder stärker wird.
Ein wesentlicher Aspekt von Videospielen kommt bei dem Trend zu F2P aber zunehmend zu kurz: das Erzählen guter Geschichten. Klassische Erlebnisse im Einzelspielermodus werden seltener, drohen gar auszusterben. Einen Plan, wie es nicht so weit kommen wird, formuliert zwar der Wiener Forscher Christoph Klampfl in einem Essay der ->making games 5/2013, doch ist seine Analyse nicht ganz überzeugend…
Unvergesslich stellt GameOne „Grand Theft Auto V“ vor
Die Straßen unserer echten Welt sind leer. Wie? Das ist Ihnen gar nicht aufgefallen? Keine Autos, keine Fahrräder, keine Passanten mehr – den Verkaufszahlen von ->GTA V nach ist das keine Übertreibung. Schließlich gingen in den ersten sechs Wochen nach der Veröffentlichung bereits 29 Millionen Stück für ->Microsofts ->XBox 360 und die ->Playstation3 von ->Sony über die Ladentische. Und das war der Stand zum 30. Oktober. Innerhalb von nur drei Tagen durchbrach der Open-World-Blockbuster die Umsatzschwelle von 1 Milliarde Dollar, was bislang noch keinem Stück Spielesoftware gelang, oder irgendeinem anderen Unterhaltungsprodukt.
Da ich mich hingegen dazu entschlossen habe, angesichts der neuen Konsolengeneration von ->Playstation4 und ->XBox One noch mit der Anschaffung des Spieles zu warten, muss ich auf das geniale Verbrecherabenteuer vorerst verzichten. Auch wenn die Technik wie die Grafik der angeblichen Next-Gen-Konsolen auf dem Niveau eines heutigen Mittelklasse-PCs liegt, ist der grafische Sprung dennoch deutlich spürbar und der Entwickler ->Rockstar neigt mittlerweile dazu, seine Videospiele nur noch zögerlich auf Windows-PCs zu portieren. Daher wird wohl im Laufe des nächsten Jahres eine Playstation4 in mein Wohnzimmer wandern. Wie bitte? Nee, meine Frau weiß noch nichts davon – aber mein Sohn ahnt es.
Dass ein Jahr Wartezeit vor mir liegt, ist allerdings so schlimm nun auch wieder nicht, denn wie jedes Mal ist mit einer Reihe von Kinderkrankheiten der neuen Konsolen zu rechnen, die mit der technischen Version des nächsten Weihnachtsgeschäfts normalerweise ausgemerzt sind. Das nächste Jahr wird dadurch vermutlich der Länge meiner Fingernägel nicht unbedingt zuträglich, aber ich würde schon gern einen längeren Beitrag zu dem Spiel verfassen. Das allerdings mache ich zu einem Videospiel immer nur dann, wenn ich es auch ausgiebig spielen konnte. Selbst wenn mir das Spielprinzip, die Mechanik und die Atmosphäre aus den Vorgängern bekannt ist, die ich ausgiebig gespielt habe, fühlt sich doch jeder Titel der Reihe ganz eigen an.
Dies liegt auch daran, und damit müsste sich ein längerer Beitrag von mir intensiv befassen, dass jeder neue Teil ein spezifisches Abbild der jeweiligen Zeitgeschichte zeichnet. Eine Bewertung dieser kulturkritischen Seite von ->GTA V ließe sich auf keinen Fall durch Trailer zusammenreimen, obwohl der lange Gameplayfilm – der im übrigen auch Rekorde an Zuschauerzahlen verzeichnete – schon einige Andeutungen darauf enthält.
Nun muss man aber nicht besonders traurig sein, dass ich nicht selbst an die Analyse des Titels herangehen kann. Viel besser, als ich das mit Worten könnte, schafft es das Team von ->GameOne in der Spezialfolge 260 zu dem ->Rockstar-Spiel aus verschiedenen Perspektiven alle wichtigen Aspekte des Titels aufzuzeigen. Dort entspinnt sich eine einfallsreiche Handlung darum, wer der Redakteure denn nun ->GTA V testen darf. Dabei schalten sich nach und nach alle gegenseitig aus, nur wenige Minuten bleiben da jedem, seine Sicht des Spieles darzustellen. Durch diesen Kniff führt das Team den Zuschauer nicht nur durch eine kurzweilige, abwechslungsreiche Viertelstunde, jeder der Redakteure repräsentiert auch eine bestimmte Spielweise. Ich hab nie verstanden, warum die deutschen Fernsehpreise an diesen Kreativköpfen stets vorbeigehen. Auch so ein Problem einer neuen Generation. Die Sendungen von GameOne sind jedenfalls grundsätzlich ein sprühender Quell an Einfallsreichtum – auch die Sendung zu ->GTA V ist sehr sehenswert und mutmaßlich auf bewusstseinserweiternde Stoffe zurückzuführen
Die Folge des auf ->MTV leider hinter PayTV-Gardinen verschwundenen Formats ist auf der Webseite der Sendung in voller Länge zu sehen. Wer sich den ehemaligen Kultsender nicht für eine Viertelstunde am Mittwoch um 22.20 Uhr komplett mieten will, der weicht auf die spätere Sendezeit von ->VIVA jeweils am Freitag um 20.40 Uhr aus. Darüber hinaus ist jedem die Webseite zu empfehlen, weil im dortigen Archiv nicht nur freitags die aktuelle Sendung freigeschaltet wird, sondern alle TV-Beiträge von GameOne und andere Videos wie „Let’s Plays“ durchstöbert werden können.
So leer, wie die Straßen durch die ökonomischen Weltrekorde von ->GTA V in naher Zukunft wohl bleiben werden, übe ich alter Bahnfahrer wohl auch mal wieder das Autofahren. Es wäre bestimmt mal interessant, in einer Studie herauszufinden, ob GTA mit dem fünften Ableger entgegen gängiger Kritik nicht die realen Straßen sogar ein Stück sicherer macht. Wem die Leere allerdings zu unheimlich ist, der kann sich die langen Winterabende ja mit GameOne vergnügen. Allerdings ist bei den Verkaufszahlen auch anzunehmen, dass die Verbrechensrate allein dadurch schon fällt, weil unter den zahlreichen Käufern wohl auch Räuber, Einbrecher und Mörder zu beschäftigt für reale Untaten sein dürften.
„Mass Effect 3“ setzt neue Maßstäbe im Cross-Platform-Gaming
Im Laufe der Geschichte von digitalen Games haben Spieler schon allerhand Kämpfe ausgetragen. Ob nun in Azeroth, dem frühneuzeitlichen Japan oder auf der Zerg-Heimatwelt, immer waren sie an ein und demselben Bildschirm gefesselt, um ihre Truppen in den Kampf und mit rasendem Herzschlag hoffentlich zum Sieg zu führen. An nur einem Rechner, mit nur einem Krieg war man meist schon gut ausgelastet.
Das schickt sich nun ->Bioware an, mit dem neuesten und letzten Teil der –>Mass Effect-Trilogie zu ändern. Mit dem PC, Konsolen, Facebook, iPad und iPhone gleichzeitig, auf mehreren Plattformen soll der letzte Kampf des Helden, Commander Shepard, gegen die Invasion der überlegenen Reaper toben. Erfolge auf der einen Spielplattform beeinflussen die Siegchancen auf den anderen. Damit versprechen die Entwickler nicht weniger, als die nächste traditionelle Barriere der Gamesbranche effektvoll einzureißen…
Mit Farbe bekämpft ein hüpfender Ball das graue Unrechtsregime in „de Blob“ für die Wii
Auf einer wunderschönen, farbenfrohen Welt leben kleine verschiedenfarbige Gestalten mit knuffigen Proportionen und genießen ihr Regenbogenleben. Doch wie bekannt ist, kann der friedlichste Mensch nicht ruhig leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Als sich dunkelgraue Schiffe der INKT mit fiesen kleinen grauen Mickerzwergen aus dem Weltall über die Städte schieben, beginnt eine Invasion, die buchstäblich die Farbe aus dem Leben der Planetenbewohner saugt.
Es ist jedoch nicht nur die Welt, die zu leiden hat – auch die kleinen Wesen werden ihrer Lebensfreude beraubt. Der feindliche Machtapparat treibt sie mit Waffengewalt zusammen, steckt sie in Umerziehungsgebäude und saugt ihnen ihre Farben aus. Traurig trotten sie schließlich aus der Rekonditionierung und sind ebenso grau wie ihre Herren. Zwar sind diese Zwischensequenzen sehr humorvoll in Szene gesetzt, dennoch bleibt eine leicht beklemmende Atmosphäre, die dem Spieler ein wenig Bleiche ins Gesicht treibt.
->de Blob gibt sich aber so einfach nicht geschlagen und leistet Widerstand seit seiner Veröffentlichung 2008. Die titelgebende, kugelrunde Hauptfigur des Spiels wurde ursprünglich nicht vom australischen Developer->Blue Tongue erschaffen, sondern entstand an einer niederländischen Hochschule durch Informatikstudenten aus Utrecht.
Für seinen Widerstandskampf nimmt deBlob den Invasoren kurzerhand die gestohlenen Farben wieder ab, und schmiert sie in der Welt herum, indem er gegen Gebäude springt oder etwa über Bänke und Bäume rollt. Die neuen Herrscher halten sich jedoch nicht lange damit auf, irritiert zu sein, und setzen ihm alles entgegen, das sie aufbieten können.
Eine spritzige und humorvoll erzählte Geschichte entspinnt sich – ist jedoch nicht zentral für das Spiel. Eigentlich lebt es von seiner unvergleichlichen Spielmechanik, für die man die Wii und ihre Controller hätte erfinden müssen, hätte es sie nicht schon gegeben…
HAW Hamburg präsentiert hochkarätige Vorlesungsreihe zu Spieleplattformen
Auch in diesem Semester steht an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften von Hamburg wieder eine Vorlesungsreihe zum Thema „Games“ an. Bereits in zurückliegenden Jahren haben die Organisatoren, Prof. Gunther Rehfeld und Dr. Hardy Dreier, es stets geschafft, erfahrene Mitarbeiter der Spielebranche für Vorträge in die Hansestadt zu holen. Dass dies so bleiben würde, stand zu erwarten.
Leider ist der gewohnte Termin am Dienstagabend verlassen worden, nun ist die Veranstaltung montags um 17 Uhr angesiedelt.
Dieses Mal beschäftigt sich die Reihe mit der Gegenwart und Zukunft verschiedener Spielplattformen. Das Programm (erhältlich ->auf den Seiten der Gamecity Hamburg) gibt Auskunft über das Spektrum von Themen, die in diesem Sommer behandelt werden…
Vollmundig angekündigter Streaming-Service startet als Luftnummer
Mit dem Start der ersten Beta-Tests des Streaming-Services -> OnLive, der eigentlich die Spielergemeinde von ihren zuhause gelagerten Gamesmassen entledigen will, scheinen sich die vorjährigen Ankündigungen in heiße Luft aufzulösen. (KEIMLING berichtete in der -> NEWS: Streamer, you know, you are a streamer vom 12. Mai 2009.)
Ein Service wie OnLive und auch das Konkurrenzprodukt -> Gaikai speichert auf einem externen Server Videospiele und führt sie dort aus, sendet aber die dort berechneten Bilder nach Hause an den heimischen Computer. Laufen soll der Service auf jedem Computer, auf Macs und einem günstigen Abspielgerät, das OnLive selbst entwickelt. Das dorthin geschickte Streaming kann jedoch insbesondere bei anspruchsvollen und hektischen Shooter nur dann brauchbare Bildraten auf dem Monitor liefern, wenn der sogenannte Ping erträglich gering ist. Dieser Ping misst die Zeit, die ein Signal zwischen dem Server und dem Heimrechner benötigt. Geht dieser in die Knie, ruckelt der Gamesservice – das Spielerlebnis verkommt zur Stop-Motion-Enttäuschung.
Eben diese Übertragungsgeschwindigkeit scheint bei den ersten Tests des Systems OnLive arg gelitten zu haben (-> OnLive gets demoed, lag is a problem, in: Techspot, 25. Januar 2010)…
Vorlesung an der HAW Hamburg lockt im Wintersemester 2009/10 mit Innovationen in Spielen
Auch wenn man es kaum mehr als Ankündigung bezeichnen kann, weist KEIMLING auf die neue Vorlesungsreihe an der -> Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg in, die sich auch dieses Semester wieder mit relevanten Entwicklungen der Spielebranche beschäftigt. Schon in den zurückliegenden Jahren hat sich diese Reihe als fundierter und umfassender Einblick in die Videospiele-Branche etabliert. Dem eigenen Umzug geschuldet, sind dem KEIMLING allerdings dieses Jahr leider die ersten Veranstaltungen entgangen.
Allerdings bieten auch die noch folgenden Termine im November noch einige interessante Vorträge. Noch heute bietet Marian Härtel von -> CPMStar einen Einblick in die Chancen weltweiter Vermarktung von Games. Nächste Woche folgt eine Präsentation von -> Nintendo zum eigenen Engagement auf dem Konsolenmarkt. Am 24. November vermittelt Prof. Dr. Linda Breitlauch von der -> Mediadesign Hochschule Düsseldorf Bedeutung und Formen von Serious Games und ihrer Innovationen.
Den Dezember eröffnet ein Vortrag von -> Microsoft, in dem der Gigant Stellung zu der Zukunft des Gamings nehmen will. Prof. Dr. Boris Tolg betrachtet in der folgenden Woche die Revolutionen im Bereich der Spielegrafik, bevor Wey-Han Tan vom -> e-Learning Büro der Universität Hamburg mit einer Untersuchung das Verhältnis zwischen Konventionen und Innovationen auslotet.
Insofern handelt es sich auch bei dem Rest des Programmes noch um eines, das den Besuch auf jeden Fall lohnt.
Innovationen in digitalen Spielen und im Digital Game-Based-Learning