Ein unterhaltsames Video von Extra Credits untermauert meine Positionen zu Quest Design in MMOs
Meine Artikel enthalten gewöhnlich eine Menge zu lesen. Das gefällt nicht jedem. Besonders, wenn ich grundsätzliche Phänomene von Videospielen oder der Spielebranche beschreibe oder auf (geschichts)wissenschaftliche Zusammenhänge hinweise, muss ich oft sehr ausführlich werden, um dem breiten Spektrum meiner Leser die zum Verständnis nötigen Hintergründe zu liefern. Denn diese kommen zum Einen zwar aus dem Games-Bereich, zum Anderen aber aus der Wissenschaft, der Politik oder der Pädagogik.
httpvh://youtu.be/ur6GQp5mCYs
Das Design der Aufträge von The Secret World ist wegweisend, findet auch das Team von Extra Credits. (Quest Design II – How to Create Interesting Quests in MMO and RPG Worlds / Kanal Extra Credits via Youtube)
Wem meine Artikel nun zu viel Text enthalten, dem werden nun zumindest wesentliche Bestandteile meiner Auffassungen zum grandiosen Questdesign von ->The Secret World in einem sehr kurzweiligen Video von ->Extra Credits anschaulich gemacht. Zu dem Massively Multiplayer Online Role-Playing Game (MMORPG) von ->FunCom habe ich neben vielen anderen Elementen sehr detailliert auch die Aufträge und ihre Strukturen beleuchtet. Lesen Sie gerne hierzu ->INNOVATION: Da wohnt doch was im Schrank vom 5. Oktober 2012 oder ->KOMMENTAR: Totengräber verborgener Welten vom 20. Januar 2014.
In wöchentlichen Episoden thematisiert das Team von ->Extra Credits jeden Mittwoch verschiedene Aspekte der Entwicklung von Videospielen, der Branche, ihrer Trends und Spielmechaniken auf seinem ->gleichnamigen Kanal bei Youtube.
Dem Addon Blood Dragon von Far Cry 3 gelingt eine Persiflage auf die Achtziger
In den actionlastigen Achtzigern entstanden sicher auch ein paar Perlen des Actionkinos wie ->Rambo oder ->Total Recall. Angesichts einer breiten Flut aber an qualitativ eher fragwürdigen Verschwendungen von Zelluloid in diesem Jahrzehnt rafften sich die wenigsten Zuschauer noch auf, ins Kino zu gehen. Sicher, dafür gab es auch andere Gründe wie das Privatfernsehen, aber nicht unwesentlich waren daran Actionmachwerke von Schwarzenegger, Stallone, van Damme, Dolph Lundgren und auch Chuck Norris beteiligt. Letzterer möge mich jetzt bitte nicht heimsuchen. Fehlenden Inhalt ersetzten markige Sprüche und Special Effects, um die sich eine bestenfalls noch notdürftige Handlung hangelte.
Hinzu kam eine fragwürdige musikalische Entwicklung in diesem Jahrzehnt, die aufgrund neuer technischer Optionen mehr elektronischen Minimalismus ausprobierte, als dem Trommelfell zuträglich war. Passend dazu erscheint im Nachhinein der Farbgeschmack bei den Klamotten. Oder, ach, nehmen wir die Frisuren! Vokuhila – vorne kurz hinten lang, möglichst noch mit dünnem Schnauzbart. Wer kommt eigentlich auf so etwas? Oder, was ganz anderes, haben Sie schon mal dünne Lederschlipse gesehen? Jaja, hat nie jemand getragen, so wie auch niemand je die Bild liest, schon klar. Und jetzt reden Sie sich nicht damit raus, dass Sie damals auf dieser oder jener Seite des eisernen Vorhangs gelebt hätten: Ost wie West nahmen sich da überhaupt nichts. Das offenbarte sich schnell, als sich eben dieser Vorhang hob.
Während die Einen also, so wie ich (auch um der eigenen Vergangenheit willen), diese Episode am liebsten aus der Geschichte tilgen würden, wie Echnatons ägyptische Nachfahren die Erinnerung an den Sonnenkultisten, wählen andere die Methode der Konfrontation. Mit dieser haben die kanadischen Schöpfer von ->Far Cry 3 bei ->Ubisoft Montréal den Achtzigern ein besonderes, ein satirisches Denkmal gesetzt. Erst der Erfolg dieses Spieles erst machte es den Entwicklern von ->Ubisoft Montréal möglich, in einem bemerkenswerten erinnerungskulturellen Rundumschlag die Achtziger aufs Korn zu nehmen. Auf diese Weise entstand das Addon ->Far Cry 3: Blood Dragon, das eigenständig, ohne das Hauptprogramm lauffähig ist. Dabei unterlassen die Entwickler es nicht, auch verschmitzt gegen Eigenarten der damaligen wie gegenwärtigen Spielebranche auszuholen…
Die Entwickler von ReRoll kartografieren offenbar die Erde als Spielschauplatz – ohne Hintergedanken?
Wenn Sie demnächst in den Sonnenuntergang blicken, könnte die Luft vor kleinen Quälgeistern schwirren. Nein, in der Tat ist noch kein Sommer, und Sie müssen keine Blutsauger fürchten. Es sind Drohnen unterwegs. Nein, keine Sorge, vermutlich ist es auch nicht die US-Air Force, die Sie als Al Queda-Ziel identifiziert hat. Ihnen droht auch kein Paket von Amazon auf den Schädel zu fallen.
Vielmehr hat ein junges Spieleprojekt namens ->ReRoll die Erde als Schauplatz für ein Videospiel entdeckt. Um ein möglichst authentisches Erlebnis zu realisieren, sollen mit Hilfe von Kameradrohnen des schweizer Kooperationspartners ->senseFly nach und nach so viele Orte der Welt erfasst werden, dass schließlich die gesamte Erde Teil des Spieles wird. Ich wiederhole noch einmal: die gesamte Erde. Also gut, abzüglich der Ozeane, denn die sollen prozedural generiert werden. Aber immerhin: Neben dem Eintrag im Wörterbuch für „ambitioniert“ dürfte das Firmenzeichen der Entwickler ->Pixyul zu finden sein. ->senseFly indes gehört zur Firmengruppe -> Parrot, die vor einiger Zeit mit der AR-Drohne von sich reden machte, welche durch eine iPhone-App gesteuert werden kann (siehe meinen Artikel ->INNOVATION: Call in the Chopper, in: Keimling vom 19. Mai 2010).
Für das Survival-Setting einander bekriegender Einzelgänger in unserer heutigen Welt wäre es sicherlich vielversprechend, das Spiel auf diese Weise mit Geländedaten zu unterfüttern. Außerdem sollen Wetterdaten aus der echten Welt das Wetter an den gescannten Orten im Spiel bestimmen. Auch der Tag- und Nacht-Wechsel soll korrekt lokalisiert werden. Ein aktueller Trailer, mit dem sich die Entwickler um Investoren bemühen, zeigt, wie sie vorgehen.
Ich neige oft zu kindlicher Freude über solche Innovationen, allerdings kommen mir in diesem Fall starke Zweifel an dem Projekt. Und die beziehen sich nicht allein auf die Machbarkeit, sondern gründen auch auf einem ganz anderen Unbehagen…
In „The Stanley Parable“ gehts um Vieles, am Rande aber nur um Stanley
Tagein, tagaus sitzt Stanley in seinem Büro. Er drückt Knöpfe. Warum, weiß er nicht. Welche, sagt ihm der Computer. Und er ist dabei glücklich. Erst als niemand sonst mehr im Gebäude ist, passt auch ihm das nicht. Viel gravierender erscheint ihm aber, dass ihn nun der Computer auch nicht mehr auffordert, irgendwelche Tasten zu drücken. Stanley steht also auf und verlässt sein Büro.
Stanley spricht nicht, teilt uns nicht mit, was er will und warum er etwas tut. Alles, was der Spieler ihn machen lässt, alles, was er sagen könnte, kommentiert ein Erzähler, der hervorragend gewählt ist. Von seiner Ausdrucksstärke lebt das gesamte Spiel. Denn im Grunde handelt es sich ja bei der Independent-Perle ->The Stanley Parable von ->Galactic Cafe nur um das Spiel mit Stanleys Versuchen, einen Ausweg aus dem Gebäude zu finden.
Der Erzähler kommentiert jedoch nicht nur, sondern reagiert auf die Handlungen und Weigerungen des Spielers, versucht ihn zu beeinflussen, manchmal sogar zu täuschen. Dabei wird er unterwürfig, weinerlich, zuweilen wütend, hinterhältig, manchmal betreibt er sogar aktiv Stanleys Ableben. Überhaupt ist hier der Erzähler der Star. Er hält alle Zügel in der Hand, je nachdem, wie der Spieler Stanley entscheiden lässt. Er hat sogar die Macht, vorherige Erfahrungen umzustoßen, beklagt sich über das repititive Skript und behauptet, Stanley aus dessen Vorgaben rauszuhelfen.
Sogar über die vermeintlichen Enden des Spiels hinaus, geht er auf Neustarts durch den Spieler ein. Die Krönung erfährt dieses narrative Konzept, als der Haupterzähler plötzlich durch eine Frauenstimme ersetzt wird, welche nun in einer weiteren Ebene die Erzählung des Erzählers kommentiert. Wenn der Spieler an einer Stelle versucht, dem eigentlichen Spiel zu entkommen, gelangt er in eine schweigende Erzählebene: Es eröffnet sich ein Museumstrakt, indem der Entwicklungsprozess dokumentiert wird. Dies ist der einzige Ort, in dem der Erzähler nicht fortlaufend spricht. Dort kann er es ja auch nicht, denn er ist selbst Teil des Spiels, das da dokumentiert wird.
All diese Kniffe machen ->The Stanley Parable zu einem Juwel, das jeder gespielt haben sollte, den Experimente mit Erzählungen reizen. Nicht jeder wird dabei alle Ebenen des Spieles auf Anhieb verstehen. Meiner Ansicht nach erkennt man dies auch an der Berichterstattung der meisten Magazine und Webseiten zu Videospielen. Unter dem Deckmantel, man wolle dem Spieler seine eigenständigen Erfahrungen nicht nehmen, tarnen viele scheinbar nur, dass sie es nicht verstanden haben. Ähnliches geschah jüngst schon bei den Reviews von ->From Esther (siehe ->INNOVATION: Esthers animierte Parabel, in: KEIMLING, 3.8.2012) Und das Spiel wäre keine Parabel, schlummert noch jenseits der Erzählebene einiges unter der Oberfläche dieses Spiels…
Design-Legende Ron Gilbert offenbart bissig seine Einsichten in die Spielebranche
Eine der Legenden des Spiele-Designs stiftet mit seinem Blog -> Grumpy Gamer stets Unruhe, in dem er mit grummeligem Humor die Spielebranche und ihre Entwicklungen aufs Korn nimmt. Lange Zeit (bald 20 Jahre) war Ron Gilbert, der Schöpfer von Gaming-Perlen wie ->Maniac Mansion, ->Zak McKracken und ->Monkey Island tief in der Versenkung verschwunden.
Wohl auch daher rühren ein paar bittere Einsichten in die Games-Branche, die er in seinem Blog kräftig gegen den Strich bürstete. Seit kurzem feiert er jedoch eine triumphale Rückkehr mit ->Deathspank, einem verqueren Abenteurer, der sich in einem Actionadventure zwar durch nur wenig anspruchsvolle Areale kämpft, die allerdings vor witzigen Einfällen nur so strotzen. So wurde Gilberts großartiger und vielseitiger Humor endlich in die Zeit der Download-Distribution transportiert.
Da er einer der Impulsgeber für Innovationen in der Spielebranche ist, wurde sein Blog im Blogroll am linken Rand auch hier bei KEIMLING aufgenommen. Hatte er bei den herrschenden Publisher-Strukturen in den letzten Dekaden keine Chance, neue Ideen durchzusetzen – wer holt sich schon freiwillig einen Grumpy Gamer ins Haus – so spielen ihm die neuen Distributionsstrukturen der Branche in die Hände.
Deathspank hat sich in seiner ersten Download-Episode mit moderatem Preis so gut verkauft, dass ein Nachfolger nicht lange auf sich warten ließ. Der Grumpy Gamer ist zurück – neue Projekte sind nun nur noch eine Frage der Zeit. Es lohnt sich, Legenden im Auge zu behalten.
HAW Hamburg präsentiert hochkarätige Vorlesungsreihe zu Spieleplattformen
Auch in diesem Semester steht an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften von Hamburg wieder eine Vorlesungsreihe zum Thema „Games“ an. Bereits in zurückliegenden Jahren haben die Organisatoren, Prof. Gunther Rehfeld und Dr. Hardy Dreier, es stets geschafft, erfahrene Mitarbeiter der Spielebranche für Vorträge in die Hansestadt zu holen. Dass dies so bleiben würde, stand zu erwarten.
Leider ist der gewohnte Termin am Dienstagabend verlassen worden, nun ist die Veranstaltung montags um 17 Uhr angesiedelt.
Dieses Mal beschäftigt sich die Reihe mit der Gegenwart und Zukunft verschiedener Spielplattformen. Das Programm (erhältlich ->auf den Seiten der Gamecity Hamburg) gibt Auskunft über das Spektrum von Themen, die in diesem Sommer behandelt werden…
Vorlesung an der HAW Hamburg lockt im Wintersemester 2009/10 mit Innovationen in Spielen
Auch wenn man es kaum mehr als Ankündigung bezeichnen kann, weist KEIMLING auf die neue Vorlesungsreihe an der -> Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg in, die sich auch dieses Semester wieder mit relevanten Entwicklungen der Spielebranche beschäftigt. Schon in den zurückliegenden Jahren hat sich diese Reihe als fundierter und umfassender Einblick in die Videospiele-Branche etabliert. Dem eigenen Umzug geschuldet, sind dem KEIMLING allerdings dieses Jahr leider die ersten Veranstaltungen entgangen.
Allerdings bieten auch die noch folgenden Termine im November noch einige interessante Vorträge. Noch heute bietet Marian Härtel von -> CPMStar einen Einblick in die Chancen weltweiter Vermarktung von Games. Nächste Woche folgt eine Präsentation von -> Nintendo zum eigenen Engagement auf dem Konsolenmarkt. Am 24. November vermittelt Prof. Dr. Linda Breitlauch von der -> Mediadesign Hochschule Düsseldorf Bedeutung und Formen von Serious Games und ihrer Innovationen.
Den Dezember eröffnet ein Vortrag von -> Microsoft, in dem der Gigant Stellung zu der Zukunft des Gamings nehmen will. Prof. Dr. Boris Tolg betrachtet in der folgenden Woche die Revolutionen im Bereich der Spielegrafik, bevor Wey-Han Tan vom -> e-Learning Büro der Universität Hamburg mit einer Untersuchung das Verhältnis zwischen Konventionen und Innovationen auslotet.
Insofern handelt es sich auch bei dem Rest des Programmes noch um eines, das den Besuch auf jeden Fall lohnt.
Interview mit Codemasters zur Zukunft des Spiele-Marktes
In einem außerordentlich lesenswerten Interview von Phil Eliott auf der Webseite des Branchendienstes -> gamesindustry.biz legt der Chef von Codemasters, Rod Cousens, seine Meinung über die Entwicklungen der Spielebranche in den nächsten Jahren dar.
Interessante Erkenntnisse dabei sind die Überlegungen, dass Videospiele günstiger werden müssen. Eine Feststellung, die auch aus der Richtung von EA bereits zu hören war. Allein, gehandelt wurde bisher nicht.
Im Gegenzug, so äußert Cousens, würden die Spiele vermutlich in der Zukunft eher unfertig auf den Markt kommen, dafür jedoch weniger kosten. Wer allerdings den Abspann auf seinem Monitor laufen sehen will, müsse bereit sein für mehrere Download-Pakete finanziell nachzulegen.
Mastermind hinter Massive Entertainment mit neuem Projekt
Im Juli 2009 berichtete KEIMLING über die Entwicklungen um den langjährigen selbständigen Spieleentwickler -> Massive Entertainment aus Schweden, den sein Hauptkonkurrent -> Ubisoft im Konkurrenzkampf zwischen den AAA-Titeln „World in Conflict“ und „Endwar“ vom Markt wegkaufte. (-> NEWS: Geplünderter Weltuntergang). Damit bestätigte sich mal wieder, dass im Kapitalismus der mit dem dickeren Geldbeutel gewinnt, nicht aber der mit dem besseren Produkt.
Natürlich weiß man nichts Konkretes über die Hintergründe für den Fortgang von Martin Walfisz, dem Gründer, langjährigen Firmenchef und kreativen Mastermind des Entwicklers, im Frühjahr zuvor. Es steht jedoch zu vermuten, dass er Ubisoft nicht verließ, weil man ihm dort besonders gute Karriere- bzw. Entwicklungsmöglichkeiten versprochen hätte. Einige Zeit konnte man sogar den Eindruck gewinnen, dass Walfisz genug von der Branche gehabt hätte. Nun gibt es neue Informationen. NEWS: Walfisz unter der Wasseroberfläche weiterlesen →
Selten hat sich eine Spieleschmiede mit einem solchen Paukenschlag auf dem Games-Markt eingefunden wie der Entwickler KingArt. Das Erstlingswerk der Bremer Entwickler mit dem Namen ->“The Book of Unwritten Tales“ ist ein Feuerwerk von Humor, kreativen Einfällen, faszinierenden Schauplätzen und einer meisterhaft erzählten Geschichte. Doch nicht deswegen findet es bei KEIMLING Erwähnung, denn aus der spielerischen Perspektive haben sich dem Lobgesang auf das Meisterwerk schon genügend andere Spieleseiten angenommen.
Das Spiel ist auch aus KEIMLINGs Blickwinkel sehr interessant, wartet es doch mit kleinen Revolutionen des Adventurebereichs auf, dessen etablierte Funktionen und Strukturen gemeinhin als unumwälzbar gelten. Vielleicht sind die Neuerungen an Hotspots und Inventar schlicht wegen des Glaubens an die Unreformierbarkeit des Genres im allgemeinen Lobgesang auf das Spiel untergegangen… INNOVATION: Selektiver Hotspot & gefrässiges Inventar weiterlesen →
Innovationen in digitalen Spielen und im Digital Game-Based-Learning