Schlagwort-Archive: Geschichte

DGBL: Das Ende der Finsternis (Teil 3)

Potenziale mittelalterlicher Inszenierungen in digitalen Spielen


>>>Teil 1: Geschichte und die Forschung an Digitalen Spielen
>>>Teil 2: Die Schwierigkeiten mit der Geschichte als Inhalt
>>>Teil 3: Inszenierung militärischer Strategie
>>>Teil 4: Inszenierung wirtschaftlichen Aufbaus
>>>Teil 5: Inszenierung individueller Narration (in Vorbereitung)
>>>Teil 6: Inszenierungen des Mittelalters – Ein Zwischenfazit (folgt)

Welche Präsentationsformen des Mittelalters sich im Genre der militärischen Strategie entwickelt haben, illustriert der dritte Teil des Beitrags unter Anderem mit dem Fallbeispiel Medieval 2 – Total War.


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DGBL: Das Ende der Finsternis (Teil 1)

Potenziale mittelalterlicher Inszenierungen in digitalen Spielen


>>>Teil 1: Geschichte und die Forschung an Digitalen Spielen
>>>Teil 2: Die Schwierigkeiten mit der Geschichte als Inhalt
>>>Teil 3: Inszenierung militärischer Strategie
>>>Teil 4: Inszenierung wirtschaftlichen Aufbaus
>>>Teil 5: Inszenierung individueller Narration (in Vorbereitung)
>>>Teil 6: Inszenierungen des Mittelalters – Ein Zwischenfazit (folgt)

Der erste Teil dieses Beitrags befasst sich mit dem angespannten Verhältnis von historischer Forschung und Videospielen, die Historisches inszenieren.


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INNOVATION: Die leidige Verwandtschaft

„Crusader Kings 2“ inszeniert aufwändig Herrscherdynastien

Mittelalterlicher Herrscher zu sein, ist wirklich nicht leicht – schon gar nicht, wenn man einen trockenen Sandhaufen sein Eigen nennt, der mitten in der iberischen Estremadura liegt. Wenn die Mauren dann auch noch mit mehreren Reitern und Fußvolk auf den Hügelketten erscheinen, ist es sehr wahrscheinlich, dass dies kein Freundschaftsbesuch wird. Zwei Nachbarprovinzen werden zwar durch wahre Glanzstücke der Familie geleitet, unfähig und schwach sind sie keine wirkliche Hoffnung.

Flickenteppich Europa: Kleinasien verdeutlicht die komplexen Besitzverhältnisse, die geschickte Herrscher durch Heiratspolitik für sich nutzen.
Flickenteppich Europa: Kleinasien verdeutlicht die komplexen Besitzverhältnisse, die geschickte Herrscher durch Heiratspolitik für sich nutzen.

So ist der Verlust der eigenen Ländereien schon fast zwangsläufig, die eigene Herrschaftslinie steht vor dem Aus. Doch halt, gibt es nicht noch einen entfernten Verwandten in den Pyrenäen? Nicht nur, dass er nicht auszustehen ist, er verbündet sich auch noch am laufenden Band mit den Falschen. Außerdem hat er noch einige Truppen parat – doch die würde er nie zu Hilfe schicken.

Wo in anderen Strategiespielen in einer solchen Lage der Krieg und die Herrschaft verloren wären, bleiben im rundenbasierten ->Crusader Kings 2 der schwedischen Entwickler von ->Paradox Interactive immer noch Optionen. Technisch ist der Titel zwar bei Weitem nicht so imposant wie die Total War-Reihe mit den Mittelalter-Ablegern ->Medieval und ->Medieval 2 (@ gamestar.de) von ->Creative Assembly. Im Gegenteil versprüht er mit hölzernen Animationen und zahlreichen trockenen Listen oft den Charme von Excel.



Ein unsanft eingeleiteter Erbfall rettete schon so manchen Fürsten - hier der Launch-Trailer als Beispiel.

Und dennoch hat er spielmechanisch deutlich mehr unter der Haube. Das Spiel beeindruckt mit Unmengen an Informationen auf verschiedenen territorialen und dynastischen Detailleveln. Die Erweiterung um komplexe dynastische Linien ist dabei nicht allein eine strategische Offenbarung für das Genre. Sie reicht endlich einen Aspekt nach, der für eine möglichst weitgehende Simulation mittelalterlicher strategischer Verhältnisse bislang ein wesentliches Manko war…

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INNOVATION: Esthers animierte Parabel

Das experimentelle „Dear, Esther“ spottet jeder Einordnung als Spiel

Am steinigen Strand einer unruhigen Küste beginnt einer langer Weg – wohin ist nicht so richtig klar. Einzig ein hoher Mast auf einer Klippe gibt einen Anhaltspunkt, eine Orientierung, ein Ziel – und wird doch nicht so richtig eines werden. Entlang des Weges fällt der Blick auf seltsame Zeichen und Malereien – verschlüsselt und kaum verständlich.

Eigentlich ließe es sich hier trotz der monotonen Gleichförmigkeit des zerrissen Wetters über der Insel ganz gut aushalten, ein frischer Wind, das Rauschen des Meeres. Wenn da nicht die Stimme wäre, die eines Erzählers, der einen mit dem unruhigen Drang beseelt, mehr über seine Gedanken erfahren zu müssen.

Irgendwo in der faszinierenden Landschaft liegt ein experimentelles Meisterwerk der Erzählkunst verborgen.
Irgendwo in der faszinierenden Landschaft liegt ein experimentelles Meisterwerk der Erzählkunst verborgen.

->Dear Esther ist ein merkwürdiges Stück Software, eigentlich kein Spiel, im Grunde aber auch kein Film. Vielleicht ließe es sich eher als interaktive Parabel bezeichnen, wenn sie denn tatsächlich interaktiv wäre.

Dennoch, bei dieser ursprünglich für Half-Life 2 erstellten und jetzt auf Basis der Engine noch einmal aufgehübschten Mod handelt es sich um ein Werk, dass die menschliche Neugier weckt – wohl auch weil nie ganz klar ist, worum es wirklich geht und was man dort eigentlich macht. Allerdings geht – bei aller wohlwollender Faszination – so etwas nicht mehr als Spiel durch…

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INNOVATION: „Something completely different“

Eine steinerne Kugel fräst sich in „Rock of Ages“ durch die Weltgeschichte

Irgendwann kam immer in den Sketchen der englischen Truppe von Kulthumoristen aus ->Monty Python’s Flying Circus der Punkt, an dem nicht einmal deren kreative Gehirne die verworrenen Handlungszweige noch zusammen zu führen vermochten. Am Anfang der siebziger Jahre entstand die wohl erstaunlichste und überraschendste Gratwanderung zwischen Genialität und Wahnsinn, die das Fernsehen je gesehen hatte – bis heute nicht jedermanns Sache, schon gar nicht für Menschen ohne Zugang zu englischem Humor.


Geschichte rockt - wer hätte das gedacht...
Geschichte rockt - wer hätte das gedacht...

Liefen die Fäden nicht mehr zusammen blendete sich oftmals John Cleese als Programmansager ein, an den unmöglichsten Orten hinter seinen Schreibtisch oder gar in einen pinken Bikini gezwängt, und verkündete „And now for something completely different…“ So konnte selbst der größte Irrsinn verknüpft werden. Zahlreiche Übergänge ebneten allerdings die meisterhaften Animationen aus dem Ideenfundus von Terry Gilliam, der seine Zeichnungen in einem ganz eigenen Phytons-Stil einsetzte, von einer Absurdität in die nächste.


Dieses Spiel schlägt ein wie ein... Stein - hoffentlich geht es nicht auch so unter
Dieses Spiel schlägt ein wie ein... Stein - hoffentlich geht es nicht auch so unter

Wie eine Homage an diesen Stil kommt nun das „Steinrollspiel->Rock of Ages des chilenischen Entwicklers ->ACE Team Software daher. Zwischen ->Marble Madness, Tower-Defense und Rundenstrategie angesiedelt, bietet es zudem noch höchst innovatives Gameplay mit Lachergarantie – und wahrt obendrein die altehrwürdige Tradition einer urkomischen Kompilation verschiedener Kunstrichtungen…

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IN EIGENER SACHE: Sommer macht Pause

Starkregen, Gegenwind und hoher Seegang beim Schreiben

Jaja, man sollte doch meinen, dass man bei einem solchen Sommer genug Zeit hätte, seinen Blog weiterzuschreiben. Schließlich hat es in Hamburg dieses Jahr – zumindest gefühlt – so viel geregnet, dass man ein Ansteigen der Meeresspiegel hier wohl kaum merken würde. Da müsste doch ein wenig Zeit für die Leser drin sein.

Tipp für diesen Sommer: Trotz stürmischem Seegang und steigendem Meeresspiegel durch digitale Spiele pflügen (Bild: Christian Pohl/pixelio.de)
Tipp für diesen Sommer: Trotz stürmischem Seegang und steigendem Meeresspiegel durch digitale Spiele pflügen (Bild: Christian Pohl/pixelio.de)

Wenn man allerdings Kinder hat, so ist von einem gewonnenen Freiraum schnell nichts mehr zu spüren. Noch vor wenigen Jahren hätte man die Zeit genutzt, sich vor nordischem Schietwetter in digitale Welten zu flüchten (in denen zudem Regengüsse eine sehr seltene Erscheinung sind). Diesen Sommer aber hieß das Strategiespiel „Real-Time Kindsbespaßung“ oder „Aktivitäten-Limbo“, weil man sich kaum mit den lieben Kleinen nach draußen begeben konnte. Und an die Konsole kann man einen Grundschüler auch nicht guten Gewissens länger als eine halbe Stunde lassen, selbst wenn man eigenhändig im Koop-Modus Hand anlegt. Allerings fiel diese Konsequenz durchaus schwer, schließlich sind ->LEGO Fluch der Karibik oder ->LEGO Clone Wars aber auch echte Knaller, egal ob für alt oder jung. Da fiel einem selbst das Aufhören nicht leicht.

Zu viel Genuss an Aufregung aber PLUS Regenwetter PLUS Sommerferien IST GLEICH eine mittelschwere Katastrophe. Kein eSports-Turnier kann so anstrengend sein – da schreibt es sich abends nicht mehr so locker und flockig, selbst wenn man vier Wochen in Elternzeit ist. Und so bitte ich als KEIMLING um Verständnis, dass in diesem Sommer nicht viel in meinem Blog geschah. Und dennoch war ich keineswegs untätig…

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KOMMENTAR: Arschtritt-Peitsche

„Bulletstorm“ inszeniert blutigste Splatter-Gewalt, nimmt sich aber selbst nicht ernst

Vor kurzem machte ->Id-Software mit dem kritischen Werbespielchen ->Duty Calls von sich reden (->KEIMLING berichtete: KOMMENTAR: Duty Prolls vom 4. Februar 2011). Mit diesem nahmen die Entwickler gezielt Schwächen des Shootergenres aufs Korn, um auf die Stärken – so zumindest deren eigene Einschätzung – ihres eigenen Titels aufmerksam zu machen. Nun steht ihr eigener Titel –>Bulletstorm in den Läden und – bei allem persönlichen Unbehagen über den Gewaltgrad – es ist wirklich ein spektakulärer Wurf gelungen.

Schwachsinn kultiviert - ein Meilenstein fürs Genre, doch anders, als man denkt...
Schwachsinn kultiviert - ein Meilenstein fürs Genre, doch anders, als man denkt...

Denn das Spiel punktet vor allem mit ausgefallener Mechanik, rasantem Gameplay und abstrusen Schauplätzen bei einem völlig satirischen Setting mit völlig überzeichnetem Gewaltgrad. Besonders letzteres muss man nicht mögen, allerdings macht die innovative Kombination aller Elemente den Shooter Bulletstorm zu einem ebenso denk- wie merkwürdigen Titel – auch für den Fortschritt der Videospiele an sich …

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KOMMENTAR: Die Mauer in den Köpfen

Sein Serious Game „1378km“ zur innerdeutschen Grenze bringt Medienstudenten Jens Stober vor den Staatsanwalt

Auf 1378 Kilometern spannte sich einst ein Vernichtungsapparat quer durch Deutschland, der als Teil des „Eisernen Vorhangs“ zwischen sowjetischer und westlicher Machsphäre einen gewaltigen Teil der Deutschen in einem repressiven Gewaltstaat einpferchte. Schon zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer scheint jedoch in vielen Köpfen die Erinnerung an die Umenschlichkeit dieses Bauwerks zu verblassen. Noch immer hält sich zudem in linken Kreisen hartnäckig das aberwitzige Mentalkonstrukt eines „antifaschistischen Schutzwalles“ als apologetische Verniedlichung einer Vernichtungszone, auch wenn dort die Machthaber der DDR Gräueltaten befahlen, welche schlichte Grenzsoldaten ausführen sollten.


1378km langes Unrecht

Vielleicht gerade weil es heute denjenigen, die nach der Zeit des Kalten Krieges geboren wurden, schwerfällt, solche Absurditäten in der deutschen Geschichte nachzuempfinden, verblasst die Erinnerung. So hat sich ->Jens Stober, ein Student für Medienkunst an der Karlsruher Hochschule für Gestaltung (HfG), ein hehres Ziel gesetzt. Deutsche Geschichtsaufarbeitung soll in Kreise getragen werden, die mit herkömmlichen Methoden eher nicht erreicht werden. In einem Serious Game, das mit der sogenannten ->Source-Engine die innere Technik des Shooters ->Half-Life 2 verwendet, sollten Videospieler selbst erfahren können, in welcher menschenverachtenden Grausamkeit sich die deutsche Geschichte an der innerdeutschen Grenze manifestierte.

In dem kostenlosen „Spiel“, das mit dem Titel  „1378km“ die Länge der innerdeutschen Grenze aufgreift, können die Nutzer sich im Jahr 1976 für die Seite der Flüchtlinge entscheiden oder als Grenzsoldat die Wache auf dem Turm übernehmen. Erstere versuchen die Flucht, letztere können auf die Flüchtenden anlegen. Tödliche Treffer jedoch führen den Schützen nicht zu ruhmreichen Ehren durch die Partei, sondern mit einem Zeitsprung in seinen eigenen virtuellen Mauerprozess im Jahr 2000, in dem er sich für seine Taten verantworten muss.

Indes gedankt wurde ihm diese  innovative Geschichtsaufarbeitung nicht – reflexartig stimmten vergleichbare Sänger aus Politik und Bildung wie bei den unsäglichen Killerspiel-Debatten in das Lamento ein, das  Spiel sei „geschmacklos und dumm“ (Gesine Lötzsch, Die Linke), „makaber und skandalös“ (Markus Meckel, SPD) sowie „eine Verhöhnung der Opfer“ (Helmut Rau, Medienminister der CDU in Baden-Württeemberg ). Nun droht dem Studenten und seinem Projekt sogar eine Strafverfolgung wegen Gewaltverherrlichung.

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DIGITAL GAME-BASED LEARNING: Stolpersteine

iPhone-App reichert Gedenkklötze mit Informationen an

Verschiedenste Schicksale verbergen sich hinter den unaufdringlichen Steinen, die häufig im Trottoir ehemals von jüdischen Einwohnern bewohnter Stadtteile im Sonnenlicht glänzen. Die ->“Stolpersteine“ markieren in 415 Städten allein in Deutschland und darüber hinaus auch in Europa Wohnorte von Menschen, die zwischen 1933 und 1945 aus ihren Häusern und aus ihrem Leben gerissen wurden – gedemütigt, deportiert und ermordet.

Darüber stolpern nur iPhone-Kunden
Darüber stolpern wohl nur iPhone-Kunden

Der Künstler Gunter Demnig schafft mit den in Gehwege eingelassenen Messingwürfeln besondere Gedenkorte für die Männer, Frauen und Kinder, die sich hinter den gesichtslosen Zahlen der Massenvernichtung durch das nationalsozialistische Deutschland und seine Verbündeten verbergen. „Hier ist der Ort, wo Eure Vorfahren mich abholten“, mahnen die Steine den Betrachter, trotzdem blieben die Schicksale dahinter bisher konturlos.

Für mehr als die reinen biografischen Daten sowie Ort und Zeitpunkt der Ermordungen boten die kleinen Messingoberflächen einfach nicht genügend Platz. Nun hilft eine iPhone-Applikation diesen Schicksalen eben genau das Leben einzuhauchen, aus dem Nazi-Schergen die Betroffenen vor mehr als sechzig Jahren rissen – doch ist das schon genug? (…)

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NEWS: Kein Ende in Fallujah

Von Protesten unbeirrt: Entwickler hält an der Versoftung einer Schlacht im Irak fest

Die ultrarealistische Taktiksimulation „Six Days in Fallujah“ war im April 2009 nicht nur aus dem Portfolio des japanischen Publishers ->Konami, sondern mangels Alternative auch ganz in der Versenkung verschwunden. Keimling bewertete sowohl Spiel als auch die internationale Diskussion in einem ->KOMMENTAR: Last Day of „Fallujah“ am 29. Mai 2009.

Hinrennen und hinschauen, oder das Weite suchen - Atomic Games hält an seinem umstrittenen Irakszenario fest
Hinrennen und hinschauen, oder besser das Weite suchen - Atomic Games hält an seinem umstrittenen Irakszenario fest

Erstaunt, überrascht und enttäuscht zeigte sich damals Peter Tamte, Chef von Atomic, über die Entscheidung seines Publishers und deutete das Ende des Projektes an.

Dem ist nun scheinbar nicht mehr so. Anlässlich der Präsentation eines ganz anderen Titels in der Redaktion des amerikanischen Entertainment-Portals -> G4TV fragte Redakteur Stephen Johnson, ob „Six Days in Fallujah“ eine Zukunft habe. (-> G4TV: Stephen Johnson: „Six Days in Fallujah Creator: It’s Coming Out“) „Nicht OB, sei die Frage“, antwortete Tamte…

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