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DGBL: Understanding Rome

Historikerin Hughes über „Rome 2: Total War“

Auch wenn viele Historiker große Berührungsängste mit historischen Inszenierungen von Videospielen haben, erläutert für einen Trailer in Dokumentationsstil zu ->Rome 2: Total War von ->Creative Assembly Historikerin Bethany Hughes die Hintergründe zur imperialen Zeit des Römischen Reiches. Für einen Trailer typisch fällt dies sehr dramatisierend aus, dennoch enthält der Beitrag viele Informationen vorwiegend zur Niederlage der Römer gegen die germanischen Stämme im Jahre 9 n. Chr. Dabei werden die Wortbeiträge natürlich reichhaltig mit eindrucksvollem Material aus dem Videospiel untermalt – verständlich.


Neben Historikerin Hughes kommentieren noch einige (offenbar nicht so herzeigbare) Militärexperten die römische Entwicklung. (Quelle: Offizieller Trailer via Gamestar.de)

Die ebenso renommierte wie umtriebige ->Historikerin Hughes, die unter anderem in Cambridge und Oxford Antike Geschichte lehrte, leitet in die Funktionsweise von Imperien, Expansion und Steuern als Lebenssaft und hebt mit anderen Experten zusammen hervor, wie bedeutend die Niederlage gegen die germanischen Stämme für die Geschichte des römischen Reiches war.



Ein Imperium von Krieg, Verrat und Meuchelmord zeichnet der stimmungsvolle Trailer mit echten Schauspielern. (Quelle: Offizieller Trailer / Kanal Gamestar via Youtube)

Dabei kommen durchaus auch Klischees älterer Forschung auf, wie zum Beispiel, dass die germanischen Stämme durchweg sehr kriegerisch gewesen wären. Andererseits zeigen sich Schwächen in der Formulierung, wenn zum Beispiel durch einen Militärhistoriker behauptet wird, die Niederlage in Germanien „opened the path for germans to Rome“. Das ist erstens von der Vokabel „Germans“ her sehr unpassend, zweitens in dieser Eindeutigkeit unhistorisch und folgt drittens auch keineswegs zwangsläufig.

Und ja, natürlich handelt es sich hier um Werbung für ein Spiel, doch dass den Entwicklern die geschichtlichen Aspekte sehr wichtig sind, bekunden auch die vielen anderen offiziellen Historientrailer. Dabei ist natürlich, wenn sich Historiker dafür zur Verfügung stellen, die Grenze fließend zwischen dem Verrat an der historischen Akkuratesse und der öffentlichkeitswirsamen Information über eine Epoche in einem jugendnahen Medium.

Dabei finde ich, gerade gemessen an den üblichen Begleitinformationen zu einem Videospiel, diese historische Marketingkampagne zu Rome 2 sehr informativ und gut umgesetzt. Doch urteilen Sie selbst anhand des obigen Doku-Trailers und des folgenden Beispiels für die übrigen Historienschnipsel zu Hannibal.



Wie viel Details zur Geschichte die Historientrailer in der Tat bieten, zeigt eindrucksvoll die Einführung des Kontextes um Hannibal. (Quelle: Offizieller Trailer / Kanal communitygame via Youtube)

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DGBL: Das Ende der Finsternis (Teil 2)

Potenziale mittelalterlicher Inszenierungen in digitalen Spielen


>>>Teil 1: Geschichte und die Forschung an Digitalen Spielen
>>>Teil 2: Die Schwierigkeiten mit der Geschichte als Inhalt
>>>Teil 3: Inszenierung militärischer Strategie
>>>Teil 4: Inszenierung wirtschaftlichen Aufbaus
>>>Teil 5: Inszenierung individueller Narration (in Vorbereitung)
>>>Teil 6: Inszenierungen des Mittelalters – Ein Zwischenfazit (folgt)

In welche Schwierigkeiten die Geschichte aus Sicht der Wissenschaft gerät, wenn sie in digitalen Spielen aufgegriffen wird, behandelt der zweite Abschnitt des Beitrags.


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INNOVATION: Die leidige Verwandtschaft

„Crusader Kings 2“ inszeniert aufwändig Herrscherdynastien

Mittelalterlicher Herrscher zu sein, ist wirklich nicht leicht – schon gar nicht, wenn man einen trockenen Sandhaufen sein Eigen nennt, der mitten in der iberischen Estremadura liegt. Wenn die Mauren dann auch noch mit mehreren Reitern und Fußvolk auf den Hügelketten erscheinen, ist es sehr wahrscheinlich, dass dies kein Freundschaftsbesuch wird. Zwei Nachbarprovinzen werden zwar durch wahre Glanzstücke der Familie geleitet, unfähig und schwach sind sie keine wirkliche Hoffnung.

Flickenteppich Europa: Kleinasien verdeutlicht die komplexen Besitzverhältnisse, die geschickte Herrscher durch Heiratspolitik für sich nutzen.
Flickenteppich Europa: Kleinasien verdeutlicht die komplexen Besitzverhältnisse, die geschickte Herrscher durch Heiratspolitik für sich nutzen.

So ist der Verlust der eigenen Ländereien schon fast zwangsläufig, die eigene Herrschaftslinie steht vor dem Aus. Doch halt, gibt es nicht noch einen entfernten Verwandten in den Pyrenäen? Nicht nur, dass er nicht auszustehen ist, er verbündet sich auch noch am laufenden Band mit den Falschen. Außerdem hat er noch einige Truppen parat – doch die würde er nie zu Hilfe schicken.

Wo in anderen Strategiespielen in einer solchen Lage der Krieg und die Herrschaft verloren wären, bleiben im rundenbasierten ->Crusader Kings 2 der schwedischen Entwickler von ->Paradox Interactive immer noch Optionen. Technisch ist der Titel zwar bei Weitem nicht so imposant wie die Total War-Reihe mit den Mittelalter-Ablegern ->Medieval und ->Medieval 2 (@ gamestar.de) von ->Creative Assembly. Im Gegenteil versprüht er mit hölzernen Animationen und zahlreichen trockenen Listen oft den Charme von Excel.



Ein unsanft eingeleiteter Erbfall rettete schon so manchen Fürsten - hier der Launch-Trailer als Beispiel.

Und dennoch hat er spielmechanisch deutlich mehr unter der Haube. Das Spiel beeindruckt mit Unmengen an Informationen auf verschiedenen territorialen und dynastischen Detailleveln. Die Erweiterung um komplexe dynastische Linien ist dabei nicht allein eine strategische Offenbarung für das Genre. Sie reicht endlich einen Aspekt nach, der für eine möglichst weitgehende Simulation mittelalterlicher strategischer Verhältnisse bislang ein wesentliches Manko war…

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