Schlagwort-Archive: Erinnerung

IN EIGENER SACHE: Nur so’n halber Winterschlaf dank Youtube

Um dieses Blog ist es still geworden. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass ich untätig wäre. Die Welt hat sich verändert – und sehr offensichtlich auch euer Nutzungsverhalten. Außerdem ist es nicht ganz trivial ein Blog, das seit 2009 besteht, technisch am Laufen zu halten. 2023 zerlegte ein PHP Update meines Providers den gesamten Zugriff. Monate habe ich gebraucht, bis ich die Zeit fand, um die kritischen Fehler zu beseitigen. Das war mir auch eine Lektion.

Deshalb habe ich beschlossen, dieses Blog in den Winterschlaf zu verlegen… ohne ihn aber einfach zu löschen. Weiter geht es mit jedoch mit Geschichte von und in digitalen Spielen in den Videoformaten auf meinem Youtube-Kanal. Was ich ansonsten alles so veröffentliche, wen ich berate und welche Aktivitäten ich sonst durchführe, könnt ihr in meinem persönlichen Blog nachlesen.

Auf Youtube befassen sich immerhin schon 80 Quickshots mit Facetten zu Geschichte von und in digitalen Spielen (Kanal Nolden via Youtube)

Keine Sorge aber: KEIMLING bleibt weiterhin online, solange ich es finanzieren kann. Das muss dieses Blog schon allein deswegen, weil ich für meine Doktorarbeit Geschichte und Erinnerung in Computerspielen (2020) hier viele Gedanken ausgelagert und verlinkt hatte, die einfach nicht auch noch in das Riesenbuch gepasst haben. Außerdem weiß ich ja, dass es gelegentlich doch einige Studierende und wissenschaftlichen Nachwuchs gibt, die auf meinen Beiträgen hier ihre eigenen Studienarbeiten oder Examen aufbauen.

IN EIGENER SACHE: Nur so’n halber Winterschlaf dank Youtube weiterlesen

IN EIGENER SACHE: Zehneinhalb – und ein wenig weiser

Zehn Jahre  wurde ‚Keimling‘ 2019 alt – vor lauter Arbeit übersah ich das ein halbes Jahr lang

Um es gleich vorneweg zu schreiben: Dieses Blog ist mir immer noch wichtig. Zurecht fragte mich manch eine(r) nach neuen Beiträgen. Leider gelang mir schon länger nicht mehr, den Anspruch des monatlichen Rhythmus aufrecht zu erhalten. Die gesunkene Frequenz liegt jedoch nicht an einem Mangel an Ideen oder dem Bedürfnis, sie niederzuschreiben: Zahlreiche Beiträge zu verschiedenen Anlässen und Spielen liegen fast fertig im Redaktionssystem. Um sie aber für eine Veröffentlichung fertig zu stellen, läuft mir stets die Zeit davon. Zur Krönung meiner Arbeitslast entging mir sogar völlig, dass ‚Keimling‘ im vergangenen Jahr den zehnten Geburtstag feierte.

Abb. Im Mai 2009 befasste sich der erste Beitrag dieses Blogs mit der Wiederauferstehung von Adventure-Klassikeren. (eigener Screenshot)

Die Umstände erlaubten es einfach nicht, meine Beiträge fertig zu stellen. Meine Dissertation zu publizieren, erwies sich als sehr viel umständlicher als erwartet. Parallel freuten mich zwar Anfragen, mit geschichtswissenschaftlichen und allgemeinbildenden Artikeln zum Diskurs über Computerspiele beizutragen, sie kosteten jedoch auch Zeit. Da sie in der Regel finanziell nichts bringen, erhöhten sie zudem den wirtschaftlichen Druck, anderweitig Einkünfte zu erzielen. Obendrein endete meine langjährige Tätigkeit in der Hamburger Public History. Noch immer erfüllt mich mit großem Bedauern, dass wir die begonnenen Reformen nicht fortsetzen konnten. Im September bedeutete dies das Ende für alle meine Bemühungen rund um das GameLab und die Ludothek. Eine herbe fachliche und persönliche Niederlage. Im Oktober 2019 eröffnete sich jedoch eine neue Chance. Ich starte nun mit der Public History an der Leibniz Universität Hannover von Grunde auf neu. Dieses satte Programm hat mich gerade in der zweiten Jahreshälfte  gut ausgelastet … und von neuen Beiträgen abgehalten.

Die Fäden der Beschäftigung mit digitalen Spielen  in den letzten zehn Jahren führt mein aktuelles Buch zusammen. (Abb. deGruyter)

Dennoch hat dieses Blog nach wie vor wichtige Funktionen für mich – und hoffentlich weiterhin für die Geschichtswissenschaft. Es bietet Raum für schriftliche Formen, die in akademische Beitragsformate sonst nicht passen. Selbst wenn immer wieder Dinge dazwischen kommen, arbeite ich mir daher nach und nach genügend Zeit für Keimling frei. Manche der Juwelen aus vergangenen Jahren müssen zudem hervorgeholt werden, um sie einmal gründlich aufzupolieren. Somit habe ich einen Plan für dieses Blog, der mich locker die nächsten zehn Jahre ausfüllen wird…

IN EIGENER SACHE: Zehneinhalb – und ein wenig weiser weiterlesen

INNOVATION: Familienbrut

In ‚Massive Chalice‘ verlangt ein sprechender Riesenkelch, Dynastien von Kriegern zu formen

( PC (getestet) | XBoxOne | OS X | Linux )

Blinzelnd erwache ich in einer Halle, die ein wenig schmucklos wirkt, und doch irgendwie elegant. Ein Kelch steht dort, riesig und messingfarben. Seine Silhouette umwabert ein diffuses Leuchten. Und der Kelch spricht. Nicht nur mit einer Stimme, sondern gleich mit zweien, von denen die eine weiblich, die andere männlich scheint. Ich sei auserwählt, ein Königreich zu retten. Nein, selbst könnten sie das nicht, dafür legen sie mir ihr Schicksal und das des ganzen Reiches in die Hände. Mir?! Einem völlig fremden, der gerade von einem Kelch berufen wurde?

Ein Kelch als Anführer eines bedrohten Reiches - und dennoch nicht eben wählerisch bei der Auswahl seines Stellvertreters: mir als Spieler. (Abb.: eigener Screenshot, PC)
Ein Kelch als Anführer eines bedrohten Reiches – und dennoch nicht eben wählerisch bei der Auswahl seines Stellvertreters: mir, dem Spieler. (Abb.: eigener Screenshot, PC)

Mit dem überdimensionalen, sprechenden Trinkbehälter, der 2013 dem Rundenstrategiespiel ->Massive Chalice seinen Namen verlieh, wirkt das Setting zunächst an den Haaren herbeigeschleift. Allerdings gelingt es dem Entwickler ->Double Fine in diesen dürftigen Rahmen eine packende Spielmechanik zu integrieren. Ein wenig an Glaubwürdigkeit gewinnt das Szenario, weil die an den Kelch gebundenen Reichsverweser selbst nicht aktiv werden können. Sie müssen über zwei Jahrhunderte die Kräfte des Bechers sammeln und dürfen dabei nicht abgelenkt werden. Am Ende dieser Frist steht der Befreiungsschlag in Aussicht: nur die Kraft des Kelches kann eine magische Monsterquelle verjagen, welche „die Kadenz“ genannt wird. Als Spieler soll man daher über die 200 Jahre im Auftrag der Stimmen ein koordiniertes Rückzugsgefecht führen.

httpvh://youtu.be/GTFiooCFh7Y
Mit dem Rundenstrategiespiel ‚Massive Chalice‘ erschien ein spannend inszenierter mittelaltelicher Dynastiegenerator mit einem Endzeitkrieg, der Züge von Faschismus annimmt. Das aber ist kein Defizit des Spiels, sondern eine echte Chance… (Massive Chalice Launch Trailer ! (60 fps) | Kanal DoubleFineProd)

Da die Kämpfer nicht viel älter als sechzig Jahre werden und sich in mehrere Dynastien aufspalten, müssen Spieler vorausschauend handeln. Fähige Verteidiger dürfen nicht aussterben, etwa weil die Bevölkerung nur noch Kinder und Alte umfasst. Außerdem vererben die Eltern ihren Kindern mit gewisser Wahrscheinlichkeit positive und negative Eigenschaften – etwa besondere Führungsstärke oder Kurzsichtigkeit. Also muss eine rigide Heiratspolitik das Beste aus den verbleibenden Jahrhunderten herausholen.

Ein kleines Reich, umtost von der magischen Kadenz. Nicht nur das Setting ist ungewöhnlich, sondern auch das minimalistische Art-Design. Beides trägt jedoch bald sehr stimmig zur Spielatmosphäre bei. (Abb.: eigener Screenshot, PC)
Ein kleines Reich, umtost von der magischen Kadenz. Nicht nur das Setting ist ungewöhnlich, sondern auch das minimalistische Art-Design. Beides trägt jedoch bald sehr stimmig zur Spielatmosphäre bei. (Abb.: eigener Screenshot, PC)

->Massive Chalice bietet damit ein faszinierendes Spielkonzept, ein seltsames Mischwesen zwischen innovativen Mustern von Rundenstrategie und gebrochenen Charakterentwicklungen im Rollenspiel. Es enthält aber darüber hinaus mittelalterliche, dynastische Denkfiguren, sowie beklemmend subversive, zeitgeschichtliche Anleihen an faschistische Weltbilder. Dieser Nexus wirft die Frage auf, ob ->Massive Chalice damit historisch auch Probleme schafft…

INNOVATION: Familienbrut weiterlesen

INNOVATION: Zeit, zu leben

In einer Welt von Teenagern spielt DontNod mit „Life is Strange“ erneut auf Zeit

(PS3 (getestet) | PS4 | XBox360 | XBoxOne | PC )

Die Pubertät ist eine schreckliche Zeit – für alle Beteiligten. Der Körper verändert sich, die Hormone fahren Achterbahn und auf der Suche nach dem eigenen Selbst entsteht Reibungsenergie selbst über die Wahl des morgendlichen Müslis. Dies zu bewältigen, erfordert eigentlich schon eine Superkraft. Ehrlich, wie haben wir bloß alle diese Phase überlebt – mehr noch: wie haben das unsere Eltern durchgehalten? Wie soll es da erst jemandem ergehen, der ausgerechnet dann entdeckt, tatsächlich eine mächtige, übernatürliche Kraft zu entwickeln?

Nicht nur der Eingang des Wohnheims ist eine Baustelle, sondern auch die Psyche der unsicheren Max. Und dann noch eine Superkraft. (Abb.: eigener Screenshot PS3)
Nicht nur der Eingang des Wohnheims ist eine Baustelle, sondern auch die Psyche der unsicheren Max. Und dann erhält sie auch noch eine Superkraft. (Abb.: eigener Screenshot PS3)

Maxine Caulfield trägt im Episodenspiel ->Life is Strange des französischen Entwicklers ->DontNod Entertainment eine solche Gabe und Bürde in sich: Sie kann in einem kurzen Rahmen die Zeit manipulieren. Das entdeckt sie, als sie damit ihre Freundin Chloë rettet: ein Halbstarker fuchtelt im Streit mit einer Waffe vor ihr herum und drückt ab. Max sieht ihre Kindheitsfreundin sterben. Doch plötzlich friert die Zeit ein, und Max erhält eine Chance, ihre Freundin aus der lebensbedrohlichen Lage zu befreien. Ihre Superkraft dreht die Zeit kurzerhand bis vor den Tatzeitpunkt zurück.

Nun kann sie versuchen, Stellschrauben an der Ausgangssituation zu verdrehen, um den Angriff abzuwenden. Doch nicht nur in Todesgefahr ist die Fähigkeit nützlich. Später lassen sich mit ihrer Hilfe und etwas Hirnschmalz auch Kombinationsrätsel lösen. Zum Beispiel endet der Versuch, ein Werkzeug aus großer Höhe zu angeln, damit, dass es hinter einen Kühlschrank fällt. Arrangiert man die Ausgangslage neu, kann man sich den Sturz sogar zunutze machen. Auch in Gesprächen hilft der Zeitsprung, denn selbst dem grimmigsten Trucker erhellt sich das Gemüt, wenn man ihn nach seiner Zugmaschine ausfragt. Baut man diese Erkenntnisse wieder typengenau in den erneuten Durchlauf des Gesprächs ein, nimmt es womöglich einen anderen Verlauf.

httpvh://youtu.be/mpRhaXfvG_0
Bürde und Gabe zugleich: Max erhält die Macht, kurze Zeitphasen zu manipulieren. (Live is Strange Launch Trailer | PS4 / Kanal GameSpotvia Youtube)

Schon bei ihrem letzten Spiel, dem Action-Adventure ->Remember Me, manipulierten die Entwickler von ->DontNod an der Zeitachse herum (siehe ->NEWS: Vergissmeinnicht vom 20.9.2012). Nun, genau genommen, griff ihre damalige Protagonistin Nilin nicht direkt in die Zeitabläufe ein, sondern arrangierte mit ihrer Veranlagung die Erinnerungen anderer Menschen um. So machte sie zum Beispiel einem korrupten Staatsdiener weis, er habe alkoholisiert im  Delirium seine Frau getötet. Ohne Kraft, mit dieser vermeintlichen Erinnerung weiterzuleben, trieb Nilin ihn auf diese Weise in den Selbstmord. Das Actionspiel warf damit interessante Fragen zur Konstruktion von Identität durch Erinnerungen auf, aber auch zur Vergänglichkeit verschiedener Ereignisuniversen und zu vermeindlich unabänderlichen Zeitläufen. Es scheint, dass die Entwickler dieser Gedanke dauerhaft fasziniert.

Nun lässt das Episodenspiel ->Life is Strange Spieler wirklich an der Zeitachse schrauben und nimmt sich dabei die Zeit, in aller Ruhe von der Protagonistin und ihrem Umfeld zu erzählen. Auch wenn die typischen Probleme einer Teenagerin und ihre melancholischen Coming-Of-Age-Monologe gelegentlich anstrengen, gelingt es ->DontNod gerade dadurch, glaubwürdig zu sein. So gibt es relativ ereignisarme Passagen, die aber gekonnt ruhige Momente inszenieren. Dem Spieler steht es zum Beispiel frei, Chloë und Max zu beobachten, wie sie des Morgens zu ihrer Lieblingsmusik im Bett dösen. Andererseits schlagen wilde Phasen deswegen umso stärker ins Spielerlebnis durch. Besonders eindrucksvoll ist es dann, wenn die Spielwelt plötzlich ins Surreale abdriftet. Denn etwas braut sich ganz gewaltig über der kleinen Stadt Arcadia Bay zusammen…

INNOVATION: Zeit, zu leben weiterlesen

NEWS: Vergissmeinnicht

„Remember Me“ schmiedet Demenz zur Waffe

In der Metropole der Zukunft leuchten überall bunte Reklametafeln, die der strömende Regen nicht benetzt. Hinweisschilder auf Häuserwänden, Statusmeldungen der Waschmaschine, Infos zu Geschäften aber auch zu den herumlaufenden Personen blenden technische Upgrades der Sinnesorgane schlicht in die Umgebung ein. Sehr praktisch, sicher, aber natürlich kann man damit schön Schindluder treiben. Und was getan werden kann, wird natürlich auch irgendwann von irgend jemandem getan.


Remember Me: Der Blick in die Zukunft kann zuweilen blenden
Remember Me: Der Blick in die Zukunft kann zuweilen blenden

Seit diese Technik auch noch fähig ist, in die Erinnerungen der Menschen einzudringen und sogar zu verändern, finden sich sowieso genügend Interessenten, um dies zu nicht besonders selbstlosen Unternehmungen zu nutzen. Auch die Hauptfigur Nilin von ->Remember Me des französischen Entwicklers ->Dontnod Entertainment hat einst in den Gedanken anderer herumspioniert und Veränderungen hineingepflanzt. Nun aber hat sich jemand an ihrem Kopf zu schaffen gemacht. Nilin startet einen Feldzug, um sich wieder alle Tassen in den Schrank zurück zu stellen – zumindest so, wie sie meint, dass sie im Original gestanden haben. Dabei geht sie mit großer Raffinesse vor, wie erste veröffentlichte Trailer eindrucksvoll vorführen.

Die Idee, Gedanken zu manipulieren und nachzuspielen räumt sicherlich spätestens seit ->Total Recall, ->Assassin’s Creed und ->Inception nicht unbedingt Innovationspreise ab. Das Gameplay hingegen ist ausgesprochen originell. Offenbar zu originell für ->Sony Entertainment, denn der Entwickler wechselte mit seinem Projekt jüngst zu ->Capcom

NEWS: Vergissmeinnicht weiterlesen

KOMMENTAR: Die Mauer in den Köpfen

Sein Serious Game „1378km“ zur innerdeutschen Grenze bringt Medienstudenten Jens Stober vor den Staatsanwalt

Auf 1378 Kilometern spannte sich einst ein Vernichtungsapparat quer durch Deutschland, der als Teil des „Eisernen Vorhangs“ zwischen sowjetischer und westlicher Machsphäre einen gewaltigen Teil der Deutschen in einem repressiven Gewaltstaat einpferchte. Schon zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer scheint jedoch in vielen Köpfen die Erinnerung an die Umenschlichkeit dieses Bauwerks zu verblassen. Noch immer hält sich zudem in linken Kreisen hartnäckig das aberwitzige Mentalkonstrukt eines „antifaschistischen Schutzwalles“ als apologetische Verniedlichung einer Vernichtungszone, auch wenn dort die Machthaber der DDR Gräueltaten befahlen, welche schlichte Grenzsoldaten ausführen sollten.


1378km langes Unrecht

Vielleicht gerade weil es heute denjenigen, die nach der Zeit des Kalten Krieges geboren wurden, schwerfällt, solche Absurditäten in der deutschen Geschichte nachzuempfinden, verblasst die Erinnerung. So hat sich ->Jens Stober, ein Student für Medienkunst an der Karlsruher Hochschule für Gestaltung (HfG), ein hehres Ziel gesetzt. Deutsche Geschichtsaufarbeitung soll in Kreise getragen werden, die mit herkömmlichen Methoden eher nicht erreicht werden. In einem Serious Game, das mit der sogenannten ->Source-Engine die innere Technik des Shooters ->Half-Life 2 verwendet, sollten Videospieler selbst erfahren können, in welcher menschenverachtenden Grausamkeit sich die deutsche Geschichte an der innerdeutschen Grenze manifestierte.

In dem kostenlosen „Spiel“, das mit dem Titel  „1378km“ die Länge der innerdeutschen Grenze aufgreift, können die Nutzer sich im Jahr 1976 für die Seite der Flüchtlinge entscheiden oder als Grenzsoldat die Wache auf dem Turm übernehmen. Erstere versuchen die Flucht, letztere können auf die Flüchtenden anlegen. Tödliche Treffer jedoch führen den Schützen nicht zu ruhmreichen Ehren durch die Partei, sondern mit einem Zeitsprung in seinen eigenen virtuellen Mauerprozess im Jahr 2000, in dem er sich für seine Taten verantworten muss.

Indes gedankt wurde ihm diese  innovative Geschichtsaufarbeitung nicht – reflexartig stimmten vergleichbare Sänger aus Politik und Bildung wie bei den unsäglichen Killerspiel-Debatten in das Lamento ein, das  Spiel sei „geschmacklos und dumm“ (Gesine Lötzsch, Die Linke), „makaber und skandalös“ (Markus Meckel, SPD) sowie „eine Verhöhnung der Opfer“ (Helmut Rau, Medienminister der CDU in Baden-Württeemberg ). Nun droht dem Studenten und seinem Projekt sogar eine Strafverfolgung wegen Gewaltverherrlichung.

KOMMENTAR: Die Mauer in den Köpfen weiterlesen