Schlagwort-Archive: USK

NEWS: Der pure Hass

In „Hatred“ versetzt ein polnischer Entwickler Spieler in die Haut eines Amokläufers

Lange hab ich mit mir gehadert, ob ich über dieses Spiel schreiben soll – stehe ich doch eigentlich jeder Zensur im Segment von Spielen für Erwachsene sehr ablehnend gegenüber. Wenn man den Jugendschutz im öffentlichen Raum gegen die Freiheit der Medienkunst abwiegt, muss für mich die Freiheit von staatlichem Eingriff immer Vorrang haben, solange ein Videospiel durch die ->Unterhaltungsoftware Selbstkontrolle (USK) klar als Titel für Erwachsene ausgewiesen ist. Nicht jedes Spiel aber macht mir diese Haltung leicht, zumal wenn seine Entwickler absichtlich provozieren.

„Hatred“ ist ein solcher Fall, der mir große Bauchschmerzen bereitet. Deshalb sehe ich auch in diesem Beitrag mit voller Absicht von Links, Bildern oder Videos zu diesem Projekt ab. In dem 3rd-Person-Shooter auf isometrischen Karten führt ein Spieler einen Amokläufer durch grauschwarze Stadtgebiete, deren einzige Farbkleckse von ansehnlichen Explosionen und spritzenden Blutfontänen herrühren. Dabei ist es die einzige Aufgabe des langhaarigen Protagonisten im schwarzen Ledermantel, möglichst viele Menschen aus Hass auf die Menschheit umzubringen.

Kritisiere ich also, dass Amokläufe damit zum Thema eines Videospieles werden? Nein, Spiele sollten sich als Kunstform und Kulturgut mit jedem Inhalt befassen dürfen, der Menschen umtreibt. Liegt es daran, dass hier zahlreiche Opfer und ihre Familien auf plumpeste Weise verhöhnt werden? Nein, auch wenn ich mir bewusst bin, dass ein solches Videospiel der bewusste Schlag ins Gesicht von Menschen ist, die Angehörige an amoklaufende Massenmörder verloren haben. Eine Gesellschaft muss widerstrebende Interessen aushalten können. Verbote verhindern Diskurse nicht, sondern verlagern sie nur in die Schattenregionen der Öffentlichkeit. Das ist meine feste Überzeugung. Verurteile ich das Spiel dann, weil man die aktive Rolle des Protagonisten einnimmt? Nein, noch nicht einmal das halte ich für das Problem des Spieles. In vielen Videospielen nehmen wir Nutzerinnen und Nutzer spielerisch die aktive Rolle von Protagonisten ein, deren Verhalten wir im alltäglichen Leben niemals nachahmen oder gutheißen würden.

Meine scharfe Ablehnung gegen „Hatred“ liegt im Gegenteil an anderen, nicht weniger zentralen Punkten… NEWS: Der pure Hass weiterlesen

NEWS: Licht! Mehr Licht!

Techland runderneuert das Zombie-Genre mit „Dying Light“

Eben noch turnt man von Zaun zu Zaun, springt auf eine dünne Metallstange, hechtet über eine Mauer, rollt ab und steht wieder. Da geifert ein halb zerfetzter Unterkiefer mit erheblichem Mundgeruch direkt vor der eigenen Nase und versucht, nach einem zu schnappen. Nein, Schwiegervater ist nicht zu Gast; Zombies machen sich im Open-World-Spiel ->Dying Light von ->Techland daran, die Menschheit auszurotten … mal wieder, mag man gähnend denken.

Leg das Messer weg und lauf... Die Zombie-Experten von Techland raten zur Flucht (Abb. Collage Bild/Logo Offiz. Seite)
Leg das Messer weg und lauf... Die Meister des Open-World-Untergangs von Techland raten zur Flucht (Abb. Collage Bild/Logo Offiz. Seite)

Denn die Präsenz von Hirnschlürfern ist gegenwärtig nichts Ungewöhnliches. Zombies haben eine regelgerechte Wiedergeburt hinter sich. Sie lassen sich auf Tablets und Handys von Pflanzen verkloppen, dienen als Nebensache in der Serie ->The Walking Dead oder machten gerade erst Wahlkampf als lahmste Kanzlerkandidaten aller Zeiten. Überall scheinen sie sich auszubreiten. Besonders in Videospielen greifen sie um sich wie die Inflation in der Weimarer Republik.

Die Entwickler von ->Techland haben auch schon länger ein besonderes Verhältnis zu ihnen, zeichnen sie doch für die in Deutschland indizierten Spiele ->Dead Island sowie ->Dead Island: Riptide verantwortlich. Nun machen sie sich aber mit  ->Dying Light an ein weiteres Open-World-Spiel, das mit den untoten Spaßbremsen einiges anders machen will – und doch die Handschrift der Entwickler erkennen lässt…

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NEWS: Vergissmeinnicht

„Remember Me“ schmiedet Demenz zur Waffe

In der Metropole der Zukunft leuchten überall bunte Reklametafeln, die der strömende Regen nicht benetzt. Hinweisschilder auf Häuserwänden, Statusmeldungen der Waschmaschine, Infos zu Geschäften aber auch zu den herumlaufenden Personen blenden technische Upgrades der Sinnesorgane schlicht in die Umgebung ein. Sehr praktisch, sicher, aber natürlich kann man damit schön Schindluder treiben. Und was getan werden kann, wird natürlich auch irgendwann von irgend jemandem getan.


Remember Me: Der Blick in die Zukunft kann zuweilen blenden
Remember Me: Der Blick in die Zukunft kann zuweilen blenden

Seit diese Technik auch noch fähig ist, in die Erinnerungen der Menschen einzudringen und sogar zu verändern, finden sich sowieso genügend Interessenten, um dies zu nicht besonders selbstlosen Unternehmungen zu nutzen. Auch die Hauptfigur Nilin von ->Remember Me des französischen Entwicklers ->Dontnod Entertainment hat einst in den Gedanken anderer herumspioniert und Veränderungen hineingepflanzt. Nun aber hat sich jemand an ihrem Kopf zu schaffen gemacht. Nilin startet einen Feldzug, um sich wieder alle Tassen in den Schrank zurück zu stellen – zumindest so, wie sie meint, dass sie im Original gestanden haben. Dabei geht sie mit großer Raffinesse vor, wie erste veröffentlichte Trailer eindrucksvoll vorführen.

Die Idee, Gedanken zu manipulieren und nachzuspielen räumt sicherlich spätestens seit ->Total Recall, ->Assassin’s Creed und ->Inception nicht unbedingt Innovationspreise ab. Das Gameplay hingegen ist ausgesprochen originell. Offenbar zu originell für ->Sony Entertainment, denn der Entwickler wechselte mit seinem Projekt jüngst zu ->Capcom

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NEWS: Auf Teufel komm raus

Der sechsjährige „Lucius“ mordet sich durch ein Adventure

Was soll man schon erwarten: ->Lucius, der kleine Haustyrann, rollert mit dem Äußeren eines Spross‚ der Adams-Family durch die langen Korridore des Herrenhauses, in dem er seit sechs Jahren lebt. Der kleine Bengel hat aber nicht die Flausen eines normalen Jungen im Kopf – vielmehr ist er auf dem Weg, eine Seele zu nehmen.

Des Teufels Marionette - Lucius ist dem Leibhaftigen versprochen
Des Teufels Marionette - ob die Fäden wirklich bis zum Ende halten?

Seltsame Unglücksfälle häufen sich besonders ab seinem sechsten Geburtstag, Personal und Familie wird der Drei-Käse-Hoch unheimlich. Das ist auch kein Wunder, schließlich ist sein menschlicher Vater nicht sein eigentlicher.

Für den Wohlstand, in dem die Familie lebt, hat der treu sorgende Menschenvater die Seele seines Erstgeborenen schlicht an den Leibhaftigen verschachert. Klar, dass dies der kindlichen Entwicklung nicht förderlich ist. Lucius muss sich also in dem Grafik-Adventure der finnischen Entwickler von Lace Mamba und ->Shiver Games spätestens wohl ab Herbst 2012 seinem diabolischen Schöpfer fügen. Und mordet zunächst nach dessen Plänen.



Seltsame Dinge geschehen im Elternhaus, denn Lucius ist dem Leibhaftigen versprochen

Dafür stehen dem Jungen in erster Linie Haushaltsgegenstände zur Verfügung, um seine Aufträge zu erledigen. Dabei geht es offenbar sehr anschaulich zu – eine Tatsache, die den deutschen Jugendschützern der USK nicht gefallen dürfte. Erfolgreiche Attacken führen zu übernatürlichen Spezialfähigkeiten, die Lucius in verschiedenen Weisen einsetzen kann. So kann er Objekte telekinetisch manipulieren und Gedanken von Menschen kontrollieren.

Es ist nicht nur die Idee des Szenarios sehr innovativ, sondern auch die Perspektive eines kleinen Jungen, der sich im Stil von ->Bully, dem Schulrabauken, recht derb durch seine Umwelt arbeitet. Es wäre schade darum, wenn sich zum Teufel auch noch der Zensurschnitter gesellen würde.

Nach 6 Jahren meldet sich Daddy und hat dann einen solchen Schatten.
Typisch: Nach 6 Jahren meldet sich Daddy und hat dann einen veritablen Schatten.

Um allerdings einen möglichst wendungsreichen und interessanten Plot überhaupt zu ermöglichen, darf sich der Knirps dem Leibhaftigen hoffentlich letztlich entgegenstellen. Nur, weil man am 6.6.66 geboren ist, heißt es doch noch nicht, dass man keine Wahl hätte. Oder?

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KOMMENTAR: Arschtritt-Peitsche

„Bulletstorm“ inszeniert blutigste Splatter-Gewalt, nimmt sich aber selbst nicht ernst

Vor kurzem machte ->Id-Software mit dem kritischen Werbespielchen ->Duty Calls von sich reden (->KEIMLING berichtete: KOMMENTAR: Duty Prolls vom 4. Februar 2011). Mit diesem nahmen die Entwickler gezielt Schwächen des Shootergenres aufs Korn, um auf die Stärken – so zumindest deren eigene Einschätzung – ihres eigenen Titels aufmerksam zu machen. Nun steht ihr eigener Titel –>Bulletstorm in den Läden und – bei allem persönlichen Unbehagen über den Gewaltgrad – es ist wirklich ein spektakulärer Wurf gelungen.

Schwachsinn kultiviert - ein Meilenstein fürs Genre, doch anders, als man denkt...
Schwachsinn kultiviert - ein Meilenstein fürs Genre, doch anders, als man denkt...

Denn das Spiel punktet vor allem mit ausgefallener Mechanik, rasantem Gameplay und abstrusen Schauplätzen bei einem völlig satirischen Setting mit völlig überzeichnetem Gewaltgrad. Besonders letzteres muss man nicht mögen, allerdings macht die innovative Kombination aller Elemente den Shooter Bulletstorm zu einem ebenso denk- wie merkwürdigen Titel – auch für den Fortschritt der Videospiele an sich …

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KOMMENTAR: Duty Prolls

Ironisch und zielgenau trifft das Werbespiel „Duty Calls“ die Schwächen des Shooter-Genre

Mit dem Genre der Shooter-Spiele ist das so eine Sache: einerseits handelt es sich dabei wohl um die Prestige-Sparte, die ein Entwicklerstudio quasi zum Adel der Branche führen kann, andererseits krankt das Genre regelmäßig an weitgehendem spielmechanischen Einheitsbrei, inspirationslosem Level- und Szenariodesign und oft derartigem US-zentrierten und triefenden Patriotismus, dass es einem klar denkenden Menschen Tränen in die Augen und Blut aus den Ohren treibt.

"Bla, bla, bla, Secret Things, bla, bla, bla."
"Bla, bla, bla, Secret Things, bla, bla, bla."

Die Entwickler von ->People Can Fly und ->Epic Games, verantwortlich für den auch nicht sonderlich herausragenden Shooter ->Bulletstorm, haben nun in einem eigens programmierten ->Download-Spielchen diese Schwächen gekonnt auf die Schippe genommen. In Anlehnung an eines der großen Genre-Flagschiffe  „Duty Calls“ genannt, trägt es den verdrehten Namen der „->Call of Duty„-Reihe des Branchen-Riesen ->Activision.

Dies ist nicht nur eine Wohltat für geplagte Spielerherzen – auch wenn KEIMLING dem Shooter-Genre nicht prinzipiell abgeneigt ist (s. z.B. die teamlastige Battlefield-Reihe mit ihren herausragenden Ablegern unter dem Titel ->Bad Company, vgl. ->RETRO: In schlechter Gesellschaft vom 18. Januar 2010).  Darüber hinaus ist diese offene Persiflage auch eine Seltenheit in einem ansonsten eher von millionenschweren Marketingblasen hochgejubelten Genre…

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