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IN EIGENER SACHE: Zehneinhalb – und ein wenig weiser

Zehn Jahre  wurde ‚Keimling‘ 2019 alt – vor lauter Arbeit übersah ich das ein halbes Jahr lang

Um es gleich vorneweg zu schreiben: Dieses Blog ist mir immer noch wichtig. Zurecht fragte mich manch eine(r) nach neuen Beiträgen. Leider gelang mir schon länger nicht mehr, den Anspruch des monatlichen Rhythmus aufrecht zu erhalten. Die gesunkene Frequenz liegt jedoch nicht an einem Mangel an Ideen oder dem Bedürfnis, sie niederzuschreiben: Zahlreiche Beiträge zu verschiedenen Anlässen und Spielen liegen fast fertig im Redaktionssystem. Um sie aber für eine Veröffentlichung fertig zu stellen, läuft mir stets die Zeit davon. Zur Krönung meiner Arbeitslast entging mir sogar völlig, dass ‚Keimling‘ im vergangenen Jahr den zehnten Geburtstag feierte.

Abb. Im Mai 2009 befasste sich der erste Beitrag dieses Blogs mit der Wiederauferstehung von Adventure-Klassikeren. (eigener Screenshot)

Die Umstände erlaubten es einfach nicht, meine Beiträge fertig zu stellen. Meine Dissertation zu publizieren, erwies sich als sehr viel umständlicher als erwartet. Parallel freuten mich zwar Anfragen, mit geschichtswissenschaftlichen und allgemeinbildenden Artikeln zum Diskurs über Computerspiele beizutragen, sie kosteten jedoch auch Zeit. Da sie in der Regel finanziell nichts bringen, erhöhten sie zudem den wirtschaftlichen Druck, anderweitig Einkünfte zu erzielen. Obendrein endete meine langjährige Tätigkeit in der Hamburger Public History. Noch immer erfüllt mich mit großem Bedauern, dass wir die begonnenen Reformen nicht fortsetzen konnten. Im September bedeutete dies das Ende für alle meine Bemühungen rund um das GameLab und die Ludothek. Eine herbe fachliche und persönliche Niederlage. Im Oktober 2019 eröffnete sich jedoch eine neue Chance. Ich starte nun mit der Public History an der Leibniz Universität Hannover von Grunde auf neu. Dieses satte Programm hat mich gerade in der zweiten Jahreshälfte  gut ausgelastet … und von neuen Beiträgen abgehalten.

Die Fäden der Beschäftigung mit digitalen Spielen  in den letzten zehn Jahren führt mein aktuelles Buch zusammen. (Abb. deGruyter)

Dennoch hat dieses Blog nach wie vor wichtige Funktionen für mich – und hoffentlich weiterhin für die Geschichtswissenschaft. Es bietet Raum für schriftliche Formen, die in akademische Beitragsformate sonst nicht passen. Selbst wenn immer wieder Dinge dazwischen kommen, arbeite ich mir daher nach und nach genügend Zeit für Keimling frei. Manche der Juwelen aus vergangenen Jahren müssen zudem hervorgeholt werden, um sie einmal gründlich aufzupolieren. Somit habe ich einen Plan für dieses Blog, der mich locker die nächsten zehn Jahre ausfüllen wird…

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NEWS: Der vergessene Krieg

Wie man den Ersten Weltkrieg in Szene setzt – und wie nicht

Der Zweite Weltkrieg wurde in Videospielen bereits so häufig aufgegriffen, dass es vor wenigen Jahren sogar gestandenen Redakteuren von Spielemagazinen zu viel wurde. Auch die Spielerschaft zeigte sich zunehmend genervt. Mit ->Call of Duty: Modern Warfare gelang dem Entwickler ->Infinity Ward 2007 ein Befreiungsschlag, indem das Setting zu dem namensgebenden modernen Kriegsgerät und – nicht ganz unumstritten – zeitgenössischen Schauplätzen schwenkte. Anstelle des Zweiten Weltkrieges werden nun aber diese seit bald zehn Jahren fortlaufend aufgegriffen. So häufig, dass sich nun die Ersten wiederum darüber aufregen.



Bereits die Modifikation Battlefield 1918 griff ab 2004 den Ersten Weltkrieg als Shooterszenario auf - und steht damit weitgehend allein. (Battlefield 1918 (V3.1) 2012 Teaser / Kanal RinoD via Youtube)

Andere Schauplätze haben es dagegen schwer. Den Ersten Weltkrieg zum Beispiel thematisiert kaum ein Spiel. Wenn doch, konzentriert sich die Anwendung bemerkenswert auf zwei Genres: Simulationen und Globalstrategie. Dies zeigte vor Kurzem Steffen Bender, der in seinem Buch ->Virtuelles Erinnern aus erinnerungskultureller Sicht untersuchte, wie Videospiele die Konflikte des 20. Jahrhunderts inszenieren. Shooter sind – anders als bei den obigen Schauplätzen – nicht darunter, obwohl die Modszene schon immer gezeigt hat, dass daran durchaus ein Kundeninteresse besteht. Modder verwandeln in Teilen oder vollständig (als Total Conversion) im Handel erhältliche Spiele mit Modifikationen (Mods) um. Auf diese Weise entstand zu dem Team-Taktik-Shooter ->Battlefield 1942 von 2002 auch die Mod ->BF1918, die das Kriegsgerät des Ersten Weltkriegs in das Hauptspiel integrierte. Adventures aber, in denen der Plot durch die Kombination von Gegenständen durchrätselt wird, oder Rollenspiele, die ihren Schwerpunkt stark auf die charakterliche Fortentwicklung der Spielfigur legen, sucht man zu diesem Kontext vergebens.

Nun sind aber gegenwärtig zwei Spiele zum Ersten Weltkrieg in der Entwicklung, die unterschiedlicher kaum mit dem historischen Stoff umgehen könnten und die gleichzeitig von dem durch Bender aufgezeigten Schema abweichen. Der eine Kandidat namens ->Verdun inszeniert den ersten industrialisierten Massenkrieg als Shooter. Im zweiten, dem Actionadventure ->Valiant Hearts: The Great War, werden fünf Figuren in die Hölle der Schützengräben hinabsteigen und – dem Vernehmen nach – nicht alle wieder heraus kommen. Auch aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive geht einer der beiden Titel im Grabenkrieg unter…

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