Auf die Hüter der Menschheit warten in ‚Destiny‘ packende Gefechte und viel verschenktes Potential
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Im Sonnensystem ist der Teufel los. Buchstäblich. Erst vor ein paar Jahrhunderten stand die Menschheit noch in einer goldenen Epoche, besiedelte den Mars und formte die Venus zu einem blühenden Garten. Dann verdunkelten Invasoren die Erdensonne und trieben die Menschheit an den Rand ihrer Auslöschung. Nur eine letzte Stadt überlebte, beschützt von einer mondähnlichen Sphäre.
Irgendetwas veränderte sich jedoch vor Kurzem, die Lage schien sich zu beruhigen. Und so griff ich zusammen mit anderen, sogenannten Hütern, wieder nach den Sternen. Eine lange Reise später sind viele Ruinen der Menschheit besucht und zahlreiche Relikte geborgen. Es ist noch nicht lange her, dass ich neue Angriffspläne vereitelte und Crota, den dafür verantwortlichen Anführer der Besessenen, besiegte. Stolz kehrte ich zur Heimatbasis zurück.
Ich hätte gewarnt sein können. Zuvor schon hatten mich Gespräche und Erzählungen unterwältigt. Meist verbarg waberndes Geschwurbel den Sinn so gut wie jeder Mission hinter einem Schleier des Nichtssagenden. Zurückgekehrt in die sichere Heimat, entlohnte mich das Ende der Kampagne daher mit einem abschließenden Gespräch und ebenso weitschweifigen wie pathetischen Platitüden: „Noch immer liegen die Gefahren irgendwo da draußen.“ – „Der Preis der Freiheit ist ewige Wachsamkeit.“ – „Ich habe fürchterliche Dinge gesehen, geboren aus Dunkelheit.“ – „Jedes Ende ist auch ein Anfang.“ Und die genannten Phrasen konzentrieren sich allein auf ein Gespräch.
Dieser Verlauf ist symptomatisch für ->Destiny, den revolutionären Multiplayer-Shooter, für welchen ->Activision langfristig die fantastische Summe von 500 Mio. US-Dollar in die Entwickler-Legende ->Bungie investiert. Überall war vor der Veröffentlichung von einem Meilenstein der Spielegeschichte zu lesen, der sich mit ->Destiny ankündigte. Der Spielfluss in den ständigen Gefechten, die quer durch unser Sonnensystem in einer fernen Zukunft toben, ist fesselnd, keine Frage. Mir blieb aber lange rätselhaft, warum es den erfahrenen Entwicklern nicht gelang, das wunderschöne Sonnensystem voller weitläufiger Schauplätze mit einem entsprechend fesselnden Netzwerk an Geschichten zu verweben. So unendlich viel Potential wirkte verschenkt.
In der Erweiterung ->König der Besessenen zeigte sich hingegen, dass dieses Studio dessen durchaus mächtig ist. Nicht nur werden die Schauplätze besser eingebunden, verfilmte Dialoge setzen auch den eigenen Spieler-Charakter besser in Szene. Auf diese Weise erhöht sich die Bindung an die Spielenden. Das zeigt, welches Potential in dem Massively-Multiplayer Online-Spiel (MMO) noch schlummert.
Bis man sich aber auf eine geeignete Stufe hochgelevelt hat, um die Inhalte des Addons zu überleben, dürfte die meisten Spieler das Interesse verlassen. Besonders diejenigen werden eine narrative Sinnstiftung vermissen, denen es für eine runde Spielerfahrung nicht genügt, wie in dem klassischen Vorbild ->Diablo repetitiv Beute zu sammeln und schleppend zu leveln . Selbst wenn ->Destiny einen bedeutungsschwangeren Namen vor sich her trägt, dürfte vielen Spielerinnen und Spielern ein solches Schicksal völlig belangslos vorkommen…