Archiv der Kategorie: DIGITAL GAME-BASED LEARNING

Neues von Formen digitaler Lernspiele

NEWS: Guck mal, ein Notch!

Geschichte von „Minecraft“-Erfinder Markus Persson im Film

Wahrscheinlich kennen den Erfinder von ->Minecraft mehr Menschen unter seinem Nickname „Notch“ als unter seinem bürgerlichen Namen Markus Persson. Wer über diese Information hinaus einen tieferen Einblick in dessen Leben erlangen will und wissen will, wie genau der digitale Duplobaukasten ->Minecraft bei seinem kleinen Independentstudio ->Mojang entstand, kann sich jetzt in eindreiviertel Stunden von einem Film unterhaltsam darüber aufklären lassen. Zwar ist ->“Minecraft – The Story of Mojang“ nur auf englisch erhältlich, aber dafür auch kostenlos in voller Länge zu sehen. Auf verschiedenen Plattformen gab es den Film bereits zum Download, nun gibt es ihn auch bei Youtube.



Das Phänomen Minecraft und sein Schöpfer zeigt eine kostenlose, abendfüllende Dokumentation.

Persson hatte mit Minecraft neue Distributionsprozesse gefunden, die Spielerschaft vorbildlich eingebunden und mit prozeduralen Landschaftsalgorithmen ein unendliches Spielfeld mit zahllosen Möglichkeiten erschaffen. Auch KEIMLING hat sich am 14. April 2011 dem Phänomen im Beitrag ->INNNOVATION³: Mindcraft ausführlich gewidmet.

Mittlerweile hat das Spiel dutzende Millionen Euro in Perssons Tasche gewirtschaftet, die er in andere innovative Entwickler investiert, selbst aber auch neue Projekte anstößt. An seinen großen Erfolg anzuknüpfen, dürfte ihm schwer fallen. Allerdings spielen noch immer genügend Menschen auf der Welt – so auch mein Sohn und ich leidenschaftlich – zusammen oder einzeln, privat, im Studium oder im Schulunterricht in dem Creativbaukasten herum oder erkunden im Survivalmodus die einzigartigen Welten nach Abenteuern. Davon lässt sich noch eine ganze Weile zehren – als Spieler, wie auch als Notch.

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DGBL: Evolutionslehre

Evoland ist ein spielerischer Museumsbesuch

In mehr als dreißig Jahren der Geschichte von Videogames haben sich unzählige Japano-Rollenspiele (JRPGs) wie zum Beispiel die weithin bekannte Marke ->Zelda von ->Nintendo auf dem Markt angesammelt. Ihre Besonderheiten sind dabei zwar ebenso zahlreich, meist sucht darin jedoch im Grunde bloß irgendein Held nach seiner bezaubernden Geliebten, holzt sich durch verschiedenste Feinde, plündert Kisten und rüstet sich mit besserem Zeugs hoch. Entwickler wie Käufer begnügen sich dabei mit häufig recht schlichten Erzählungen. Zugegeben, mir hat sich die nostalgische Nintendo-Mania nie erschlossen.



Mit dem Link-Imitator durch die Geschichte der Japan-RPGs (Offizieller Trailer)

Tatsache ist jedoch, dass diese Spiele auch wegen ihrer großen Zahl über diese lange Zeit ein Abbild darstellen, wie sich Videospiele technisch und spielmechanisch weiter entwickelt haben. Gab es auf dem ->Gameboy lediglich monochrome Grafik in Gelb und Grau, zog bald die Farbe ein, gepixelter Minimalismus wurde durch höhere Auflösungen beseitigt, die Spielmechanik wurde um neue Facetten ergänzt, später wechselte die Darstellung aus isometrischer 2D-Darstellung in räumliches 3D.

In etwa acht Stunden Spielzeit erfolgt nun bei dem Spiel ->Evoland des Independent-Entwicklers ->Shiro Games ein Ritt durch diese Geschichte der JRPGs. Gut, in etwa der Hälfte der achtstündigen Spielzeit jedenfalls, danach folgt nicht mehr viel. Das ist dennoch beachtlich für ein Spiel, das im Rahmen des GameJam ->Ludum Dare # 24 entstand. In einem solchen Jam bleibt einem Entwickler nur ein sehr geringer Zeitraum, um ein kreatives, aber eben auch funktionsfähiges Spiel zu entwickeln – bei Evoland waren es lediglich 30 Stunden. Dafür allein ist es schon beeindruckend.

Nun ist das Spiel ein wenig ausgedehnt worden – um das Wort aufgeblasen zu meiden – damit es nun als Download für circa 10 € vertrieben werden kann. Ob sich das spielerisch lohnt, sei einmal dahingestellt. Leider lässt nämlich die zweite Hälfte des Spiels nur noch wenig vom ursprünglichen Konzept spüren. Als Experiment für ein interaktives spielerisches Museumskonzept in einem interaktiven Medium, wie Videospiele es nunmal sind, kann man Evoland jedoch gar nicht hoch genug schätzen. Um einen Überblick über die Gattung dieser Spiele zu erlangen, ist es jedem nur zu empfehlen, der sich für die Geschichte der Videogames interessiert.

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DGBL: Der Geruch von Phosphor am Morgen

Spec Ops – The Line: ein Shooter-Lehrstück des Grauens

Die erste Ladung befördert eine Kamera aus dem Granatwerfer, die über dem Lager von Soldaten gemächlich niedersinkt, das da zu Fuße der eigenen Stellung liegt. Als die Aufnahmen über den Bildschirm eines Laptops flackern, haben die Soldaten des eigenen Trupps alle Hände voll zu tun, den daran angeschlossenen Werfer mit Granaten zu bestücken. In denen wiederum steckt Phosphor, das höllenheiße Feuersbrünste entfacht. Davon künden die gellenden Schreie der Gegner, die Rauchfahnen und die zerplatzenden Fahrzeuge im Camp.


Evakuieren geht anders - in Dubai lief etwas gewaltig schief (Quelle: Offizielle Seite)
Evakuieren geht anders - in Dubai lief etwas gewaltig schief (Quelle: Offizielle Seite)

Allein – vor Augen hat man nichts davon. Ähnlich der heftig kritisierten Mission „Death from Above“ von ->Call of Duty: Modern Warfare, in denen via grau verrauschtem Mini-Bildschirm eine AC-130 Flying Fortress ein Dorf mit Munition vollpumpte, präsentiert sich das Grauen im Fallgebiet der Granaten auch hübsch sauber in Schwarzweiß auf dem Laptop. Das, so denkt man, soll jetzt der Anspruch des deutschen Entwicklers ->Yager sein, der mit ->Spec Ops: The Line das erste Anti-Kriegspiel erschaffen wollte? Hockte der Spieler nicht bloß fünfzig Meter vor dem Lager, so wäre nicht einmal das Kreischen der Sterbenden vernehmbar. Der Spieler könnte auch per Satellit aus einem anderen Teil der Welt schlachten. So aber scheint im Hintergrund gedämpft aus der Zukunft zu rufen, was nach dem Gewissen des Spielers greifen wird.

Doch, was dann im Spiel und mit dem Spieler geschieht, ist eine ebenso grausame wie eindringliche Lektion des Krieges, wie sie bislang noch kein Videospiel erreicht hat. Aus dieser Perspektive ist ->Spec Ops: The Line ein echtes Meisterwerk, das sich vor seinen Film- und Buchkollegen nicht zu verstecken braucht…

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DGBL: Das Ende der Finsternis (Teil 4)

Potenziale mittelalterlicher Inszenierungen in digitalen Spielen


>>>Teil 1: Geschichte und die Forschung an Digitalen Spielen
>>>Teil 2: Die Schwierigkeiten mit der Geschichte als Inhalt
>>>Teil 3: Inszenierung militärischer Strategie
>>>Teil 4: Inszenierung wirtschaftlichen Aufbaus
>>>Teil 5: Inszenierung individueller Narration (in Vorbereitung)
>>>Teil 6: Inszenierungen des Mittelalters – Ein Zwischenfazit (folgt)

Wie das mittelalterliche Wirtschaften in digitalen Spielen dargestellt wird, zeigt der vierte Teil dieses Beitrags im Überblick und detaillierter am Beispiel Anno 1404.

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NEWS: Speerspitzen

Zwei Bücher helfen der Forschung an digitalen Spielen auf große Sprünge

Jahrelang habe ich, Nico Nolden, als Autor von KEIMLING in diversen Beiträgen und Vorträgen lamentiert, es gebe keine wissenschaftlich zufriedenstellende Beschäftigung damit, wie Geschichtsthemen in digitalen Spielen dargestellt werden. Da tummelten sich seit den Neunzigern viel zu viele Autoren, die bestenfalls ältere Spiele noch aus eigener Erfahrung, meist jedoch das gesamte Medium nur aus einer Außenperspektive kannten. Nun ist jedoch ein lang ersehntes Wunder geschehen… nun, eigentlich sogar gleich zwei.

Mit gleich zwei Veröffentlichungen brachte das Jahr 2012 außerordentlich fundierte Analysen hervor, die nicht nur reine Beschreibungen eines Spielekatalogs blieben. Mit ihrer theoretischen Einbettung in bereits erprobte historische Methoden weisen Sie den Weg in die Zukunft der geschichtswissenschaftlichen Forschung zu dem Thema…

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DGBL: Das Ende der Finsternis (Teil 3)

Potenziale mittelalterlicher Inszenierungen in digitalen Spielen


>>>Teil 1: Geschichte und die Forschung an Digitalen Spielen
>>>Teil 2: Die Schwierigkeiten mit der Geschichte als Inhalt
>>>Teil 3: Inszenierung militärischer Strategie
>>>Teil 4: Inszenierung wirtschaftlichen Aufbaus
>>>Teil 5: Inszenierung individueller Narration (in Vorbereitung)
>>>Teil 6: Inszenierungen des Mittelalters – Ein Zwischenfazit (folgt)

Welche Präsentationsformen des Mittelalters sich im Genre der militärischen Strategie entwickelt haben, illustriert der dritte Teil des Beitrags unter Anderem mit dem Fallbeispiel Medieval 2 – Total War.


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DGBL: Das Ende der Finsternis (Teil 2)

Potenziale mittelalterlicher Inszenierungen in digitalen Spielen


>>>Teil 1: Geschichte und die Forschung an Digitalen Spielen
>>>Teil 2: Die Schwierigkeiten mit der Geschichte als Inhalt
>>>Teil 3: Inszenierung militärischer Strategie
>>>Teil 4: Inszenierung wirtschaftlichen Aufbaus
>>>Teil 5: Inszenierung individueller Narration (in Vorbereitung)
>>>Teil 6: Inszenierungen des Mittelalters – Ein Zwischenfazit (folgt)

In welche Schwierigkeiten die Geschichte aus Sicht der Wissenschaft gerät, wenn sie in digitalen Spielen aufgegriffen wird, behandelt der zweite Abschnitt des Beitrags.


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DGBL: Das Ende der Finsternis (Teil 1)

Potenziale mittelalterlicher Inszenierungen in digitalen Spielen


>>>Teil 1: Geschichte und die Forschung an Digitalen Spielen
>>>Teil 2: Die Schwierigkeiten mit der Geschichte als Inhalt
>>>Teil 3: Inszenierung militärischer Strategie
>>>Teil 4: Inszenierung wirtschaftlichen Aufbaus
>>>Teil 5: Inszenierung individueller Narration (in Vorbereitung)
>>>Teil 6: Inszenierungen des Mittelalters – Ein Zwischenfazit (folgt)

Der erste Teil dieses Beitrags befasst sich mit dem angespannten Verhältnis von historischer Forschung und Videospielen, die Historisches inszenieren.


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IN EIGENER SACHE: Sommer macht Pause

Starkregen, Gegenwind und hoher Seegang beim Schreiben

Jaja, man sollte doch meinen, dass man bei einem solchen Sommer genug Zeit hätte, seinen Blog weiterzuschreiben. Schließlich hat es in Hamburg dieses Jahr – zumindest gefühlt – so viel geregnet, dass man ein Ansteigen der Meeresspiegel hier wohl kaum merken würde. Da müsste doch ein wenig Zeit für die Leser drin sein.

Tipp für diesen Sommer: Trotz stürmischem Seegang und steigendem Meeresspiegel durch digitale Spiele pflügen (Bild: Christian Pohl/pixelio.de)
Tipp für diesen Sommer: Trotz stürmischem Seegang und steigendem Meeresspiegel durch digitale Spiele pflügen (Bild: Christian Pohl/pixelio.de)

Wenn man allerdings Kinder hat, so ist von einem gewonnenen Freiraum schnell nichts mehr zu spüren. Noch vor wenigen Jahren hätte man die Zeit genutzt, sich vor nordischem Schietwetter in digitale Welten zu flüchten (in denen zudem Regengüsse eine sehr seltene Erscheinung sind). Diesen Sommer aber hieß das Strategiespiel „Real-Time Kindsbespaßung“ oder „Aktivitäten-Limbo“, weil man sich kaum mit den lieben Kleinen nach draußen begeben konnte. Und an die Konsole kann man einen Grundschüler auch nicht guten Gewissens länger als eine halbe Stunde lassen, selbst wenn man eigenhändig im Koop-Modus Hand anlegt. Allerings fiel diese Konsequenz durchaus schwer, schließlich sind ->LEGO Fluch der Karibik oder ->LEGO Clone Wars aber auch echte Knaller, egal ob für alt oder jung. Da fiel einem selbst das Aufhören nicht leicht.

Zu viel Genuss an Aufregung aber PLUS Regenwetter PLUS Sommerferien IST GLEICH eine mittelschwere Katastrophe. Kein eSports-Turnier kann so anstrengend sein – da schreibt es sich abends nicht mehr so locker und flockig, selbst wenn man vier Wochen in Elternzeit ist. Und so bitte ich als KEIMLING um Verständnis, dass in diesem Sommer nicht viel in meinem Blog geschah. Und dennoch war ich keineswegs untätig…

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INNOVATION³: Mindcraft

Der geniale Sandbox-Titel „Minecraft“ lässt wahrhaftig „Bauklötze staunen“

Man muss sich die Fakten mal auf der Zunge zergehen lassen. Minecraft ist eigentlich kein richtiges Spiel und findet dennoch mittlerweile über sechs Million angemeldete Anhänger weltweit. Hinzu kommt, dass nur ein (1 !) Mann seit Mai 2009 diesen unendlichen Experimentierbaukasten programmiert. Und knapp zwei Millionen der Fans sind auch noch bereit für das unfertige Projekt im Betastadium bares Geld auf den Tisch zu legen. Dies untermauert: ->Minecraft ist ein Phänomen, das nur schwer zu erklären ist.

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Eine Welt aus Pixelklötzen, die der Spieler manipuliert

Umso einfacher ist es allerdings, das zugrunde liegende Spielprinzip zu verstehen, selbst wenn das Spiel selbst einem wenig bis gar nichts erklärt. Ziel ist die Erkundung, das Experimentieren mit der Umwelt, durch die man anfangs orientierungslos stolpert. Und wer zu lange durch die Gegend dümpelt, ohne sich einen Schutz für die Nacht zu schaffen, wird dann von der unangenehmen Erkenntnis eingeholt, dass die Welt nicht nur von knuffeligen Schäfchen bevölkert ist. Und so entsteht ein latenter Drang nach dem Experimentieren – zunächst ein langsamer Sog, dann aber beschleunigend wie eine Lawine… INNOVATION³: Mindcraft weiterlesen