Archiv der Kategorie: NEWS

Alle Beiträge, die eine Neuigkeit sind.

NEWS: Der pure Hass

In „Hatred“ versetzt ein polnischer Entwickler Spieler in die Haut eines Amokläufers

Lange hab ich mit mir gehadert, ob ich über dieses Spiel schreiben soll – stehe ich doch eigentlich jeder Zensur im Segment von Spielen für Erwachsene sehr ablehnend gegenüber. Wenn man den Jugendschutz im öffentlichen Raum gegen die Freiheit der Medienkunst abwiegt, muss für mich die Freiheit von staatlichem Eingriff immer Vorrang haben, solange ein Videospiel durch die ->Unterhaltungsoftware Selbstkontrolle (USK) klar als Titel für Erwachsene ausgewiesen ist. Nicht jedes Spiel aber macht mir diese Haltung leicht, zumal wenn seine Entwickler absichtlich provozieren.

„Hatred“ ist ein solcher Fall, der mir große Bauchschmerzen bereitet. Deshalb sehe ich auch in diesem Beitrag mit voller Absicht von Links, Bildern oder Videos zu diesem Projekt ab. In dem 3rd-Person-Shooter auf isometrischen Karten führt ein Spieler einen Amokläufer durch grauschwarze Stadtgebiete, deren einzige Farbkleckse von ansehnlichen Explosionen und spritzenden Blutfontänen herrühren. Dabei ist es die einzige Aufgabe des langhaarigen Protagonisten im schwarzen Ledermantel, möglichst viele Menschen aus Hass auf die Menschheit umzubringen.

Kritisiere ich also, dass Amokläufe damit zum Thema eines Videospieles werden? Nein, Spiele sollten sich als Kunstform und Kulturgut mit jedem Inhalt befassen dürfen, der Menschen umtreibt. Liegt es daran, dass hier zahlreiche Opfer und ihre Familien auf plumpeste Weise verhöhnt werden? Nein, auch wenn ich mir bewusst bin, dass ein solches Videospiel der bewusste Schlag ins Gesicht von Menschen ist, die Angehörige an amoklaufende Massenmörder verloren haben. Eine Gesellschaft muss widerstrebende Interessen aushalten können. Verbote verhindern Diskurse nicht, sondern verlagern sie nur in die Schattenregionen der Öffentlichkeit. Das ist meine feste Überzeugung. Verurteile ich das Spiel dann, weil man die aktive Rolle des Protagonisten einnimmt? Nein, noch nicht einmal das halte ich für das Problem des Spieles. In vielen Videospielen nehmen wir Nutzerinnen und Nutzer spielerisch die aktive Rolle von Protagonisten ein, deren Verhalten wir im alltäglichen Leben niemals nachahmen oder gutheißen würden.

Meine scharfe Ablehnung gegen „Hatred“ liegt im Gegenteil an anderen, nicht weniger zentralen Punkten… NEWS: Der pure Hass weiterlesen

NEWS: Wiedergänger

Die Ringvorlesung Games kehrt mit dem Thema „Subkulturen des Gaming“ zurück

Am 14. April kehrt nach über einem Jahr Pause eine wichtige Institution der Hamburger Gamesforschung und -wirtschaft zurück. Die ->Ringvorlesung Games widmet sich in diesem Sommer aus vielen Perspektiven dem Leitthema „Subkulturen des Gaming“. Dafür stellt die Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) das gerade erst eingeweihte „Forum Finkenau“ zur Verfügung, als Veranstaltungsraum ein angemessener Rahmen für dieses Comeback. Die Reihe findet dort jeden Dienstag um 18.30h statt, bietet dieses Mal zwischen Vorträgen und Diskussionsrunden auch mit den Formaten mehr Abwechslung und endet in einem eher offenen Diskussions- und Grillabend am 16. Juni. Aktuelle Informationen erhalten Sie auch über den neuen Twitter-Account @games_rv.

Die Veranstaltungsreihe will nicht nur allen Interessierten das Leitthema näher bringen, sondern auch Personen aus Forschung, Wirtschaft, Ausbildung und Gesellschaft einander näher bringen. (Abb. Flyer, RV Games)
Die Veranstaltungsreihe will nicht nur das Leitthema näher bringen, sondern auch alle Interessierten aus Forschung, Wirtschaft, Ausbildung und Gesellschaft einander. (Abb. Flyer, RV Games)

Seit 2006 hatte eine Vortragsreihe zu Videospielen, etwas sperrig bezeichnet als „Ringvorlesung Games“, regelmäßig Interessierte zu einem Leitthema zusammengeführt. So wurde unter dem Titel „Von Gold und Geld“ über Spiele und Begriffe des Reichtums gesprochen (2009), über die Verbindung von „Spiel und Emotion“ nachgedacht (2011) oder moralische wie juristische Grenzbrüche thematisiert („Schummeln, Cheaten, Regelbruch – Im Grenzgebiet virtueller Spielewelten”, 2013). Aus personellen und organisatorischen Gründen fand sie jedoch seit 2014 nicht mehr statt. Das bedauerten genügend Beteiligte in Forschung und Wirtschaft, dass wir nun einen Neustart wagen.

Als Referenten wie Zuhörer treffen hier nicht nur Forscher, Lehrende und Studierende von der ->Universität Hamburg (UHH) und der ->Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) zusammen. Es tragen auch Entwickler und Publisher der lokalen und der überregionalen Games-Branche vor, sogar internationale Gäste geben hier neue Impulse. Zudem werden Forscher auch jenseits von Hamburgs Grenzen eingeladen. Sie alle stellen sich den Fragen und Diskussionsbeiträgen eines fachkundigen Publikums ebenso wie der interessierten Öffentlichkeit, denn die Veranstaltung ist für die breite Gesellschaft geöffnet. Auch beim Neustart der Vortragsreihe bleibt es bei diesem Rezept, lesen Sie zu den diesjährigen Zutaten einfach weiter…

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NEWS: Ein Viertelpfund Gehacktes

In „Hack’n’Slash“ wird nicht der Gegner bekämpft, sondern sein Programm-Code

(PC | OS X | Linux )

Seit wenigen Jahren sprießen innovative Spieleideen in einem Maße aus dem Boden, dass der Vergleich mit Pilzen nach einem Sommerregen nicht übertrieben ist. Leider passt die Analogie auch aus einem anderen Grund sehr gut – nicht jeder Pilz schmeckt, mancher ist schwer verdaulich und andere wiederum schaden einem erheblich. Dies ist nicht allein ein Fehler der Independent-Szene, auf die viele der innovativen Ansätze zurückgehen. Vielmehr ruiniert das gegenwärtige Geschäftsgebaren von Entwicklern verschiedenster Größen auf vielen Vertriebsplattformen das Pilzgericht – wie zum Beispiel beim ->Early Access-Modell auf ->Steam. Und von diesem Süppchen bekommen vor allem die Spieler mit der groben Kelle eingeschenkt.

Auf dem Monitor eilt zum Beispiel in ->Hack’n’Slash von ->Double Fine eine kleine, elfenartige Figur mit einem völlig überdimensionierten Schwert durch eine Spielwelt, deren Optik wohlwollend als Retro bezeichnet werden könnte. Ist man kritischer eingestellt, hat man sich mittlerweile an dem x-ten Rogue-like mit veralteter Technik satt gesehen. Dieser Spieltyp ist nach seinem Urvater ->Rogue benannt (Der Link verweist auf den DOS-Port von 1983, spielbar online bei Archive.org). Neben sehr vielen anderen Spiele prägte dieser auch  ->Blizzards bekannte Spielereihe ->Diablo.

Ein Elfenmädchen, ein Schwert und jede Menge Hack - Hack'n'Slash versucht ein Genre neu zu definieren (Abb.: Titelbild offizielle Seite)
Ein Elfenmädchen, ein Schwert und jede Menge Hack – Hack’n’Slash versucht ein Genre neu zu definieren (Abb.: Titelbild offizielle Seite)

Natürlich haben solche retrospektiven Indie-Titel auch einen gewissen Charme, den ich ihnen besonders als Historiker nicht absprechen will. Bei all den Titeln dieser Gattung, die ich in den letzten Jahren gesehen und gespielt habe, muss ein Spiel aber schon mit etwas sehr Besonderem daherkommen, will es meine Aufmerksamkeit erobern. Zudem war es – das gebe ich ehrlich zu – auch nie so mein Genre.

->Double Fine gelang es aber stets mit faszinierenden Spielkonzepten, mich neu zu begeistern – und so ist es auch zunächst mit ->Hack’n’Slash. Denn das Spiel hat einen besonderen Twist. Dieses besondere Feature liegt in seiner Spielmechanik, hat mit einem Mädchen, einem Schwert und Hack zu tun und hätte eigentlich ein Meilenstein der Games-Geschichte werden können. Hätte…

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INNOVATION: Die Götter müssen bekloppt sein

Der lange ersehnte Populous-Nachfolger Godus ist seines Schöpfers leider nicht würdig

(PC | Android (getestet) | OS X | iOS)

Kennen Sie ->Peter Molyneux? Nein? Dann ging an Ihnen eine der wichtigsten, gleichzeitig aber auch umstrittendsten Figuren der Games-Branche vorbei. Er ist eine Legende unter den Entwicklern – darauf können sich wohl alle einigen, die ihn kennen. Für die einen ist er einer der letzten Kreativmotoren einer Entwicklerszene, die von Aktionärsversammlungen stromlinienförmig getrimmt wurde . Für die anderen fehlt zu seiner überschäumenden Kreativität das notwendig gehörende Talent, die Ideen auch von papiernen Skizzen in funktionierende Software zu gießen. Beide Seiten haben irgendwie recht.

Godus erschafft eine beschauliche Miniaturwelt, in der sich allerhand bewegt - nur leider nicht genug, was von Belang wäre. (Abb.: eigener Screenshot, via Samsung Galaxy S4 mini (wie nachfolgende))
Godus erschafft eine beschauliche Miniaturwelt, in der sich allerhand bewegt – nur leider nicht genug, was von Belang wäre. (Abb.: eigener Screenshot, via Samsung Galaxy S4 mini (wie nachfolgende))

Wenn dieser Mann aber ankündigt, den Geist einer seiner Schöpfungen aufleben zu lassen und dahinter nicht nur eine Neuauflage mit verbesserter Bildschirm-Auflösung steckt, werden zunächst einmal alle hellhörig. Heißt dieses Spiel dann auch noch ->Populous, setzt bei den meisten älteren Spielern ohnehin der Speichelfluss ein. Molyneux verhalf 1989 mit einem neuen Spielgenre dem Studio ->Bullfrog zu nachhaltiger Anerkennung: der Göttersimulation. In Spielen dieser Art führt der Spieler oft ein Urvolk aus der Kulturlosigkeit, ist für seine Fähigkeiten jedoch daran gebunden, dass dieses Volk ihn als seinen Gott unterstützt. Ob es aus Furcht gläubig ist oder aufgrund der Barmherzigkeit eines Spielers, blieb dessen freie Entscheidung. Wächst die Glaubenskraft, erhöht sich die Macht, mit der ein Spieler die Welt gestalten, seine Jünger fördern oder strafen kann. Das Thema von göttlicher Macht und moralischen Entscheidungen ließ Molyneux bei vielen seiner Videospiele nicht mehr los.

Seit 2013 ist nun mit ->Godus eine weitere Variation dieses Grundprinzips erschienen. Den Erfahrungen, die in diesem Artikel beschrieben werden, lag die Version für mobile Android-Geräte zugrunde. Molyneux’s neues Studio ->22cans experimentierte dafür mit den Eigenschaften mobiler Plattformen herum, wie es viele Marktakteure zur Zeit versuchen. So gingen viele Elemente des Free-To-Play-Trends in das Bezahlmodell ein – und damit in die Spielmechanik. Stark zu bezweifeln ist, dass diese Interpretation bei den Götter Gefallen findet. Die müssten bekloppt sein, um sich diesem Spiel lange zu widmen…

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NEWS: Geschichte, die man sich schenken kann!

Für Neugierige zum Jahresende – historische Inszenierungen zum Ausprobieren

Gerade noch wurde mir anlässlich eines Vortrages das Lob zuteil, dass es mir seit Jahren gelingt, regelmäßig mein Blog zu füllen, da muss ich mich für den Dezember dieses Jahres auch schon entschuldigen. Aus verschiedenen Gründen kam ich im Dezember nur zu „Rumpfartikeln“, die ich alle noch nicht für veröffentlichungswürdig halte. Und zum Jahresende nun fehlen mir schlicht meine berufsbedingten Bahnfahrten, in denen ich sie vervollständigen könnte.

Als ich zu Anfang 2014 in einer echten beruflichen Krise steckte (siehe meinen Beitrag ->IN EIGENER SACHE: Verbündete in dünner Luft vom 7. Januar 2014), hätte ich mir nie ausgemalt, wie ereignisreich dieses Jahr noch verlaufen sollte. Daher will ich hier mal nicht rumjammern, nicht wahr? Ich konnte meine Tätigkeit in der ->Public History der ->Universität Hamburg aufnehmen, besuchte gelungene Konferenzen, lernte zahlreiche Wissenschaftler im In- und Ausland kennen und brachte in Workshops die historische Perspektive auf Games anderen Interessierten näher – nicht zuletzt war diesbezüglich auch das Festival ->Play14 eine spannende Erfahrung.

Zudem wurde meinem Kollegen Thorsten Logge und mir ein GameLab bewilligt, dessen Hardware nun auch komplett vorliegt. Wir betreuen es für die Studierenden und Lehrenden der ->geisteswissenschaftlichen Fakultät und bestärken Studierende wie Forscher, mithilfe des GameLab qualifizierende wie qualifizierte Texte und Videos zu Games zu produzieren. Den Dezember verbrachte ich daher neben meinem Lehrpensum vorwiegend damit, die über 300 Videospiele zu bestellen, welche mir die Teilnehmern der ->AG History Matters – Videospiele und Geschichte auszuwählen halfen. Diese von mir organisierte Arbeitsgemeinschaft geriet im Laufe des Jahres zu einer regelmäßigen, gut besuchten Einrichtung, in der Studierende, Doktoranden aber auch junge Forscherinnen und Forscher zusammen kommen, um aus historischer Perspektive wissenschaftlich über Videospiele, Projekte und Literatur zu sprechen. Ihre Reichweite geht mittlerweile deutlich über Hamburgs Grenzen hinaus. Da blieb nicht viel Zeit für Artikel in diesem Blog.

Solange sich der Winter so trist gibt, wie im atmosphärischsten aller Hüpfspiele ("Limbo"), gibt es viele lange Abende, um das bunte Angebot historischer Inszenierungen in Videospielen auszuprobieren. Was ich dafür empfehle, siehe weiter unten (Abb.: eigener Screenshot aus Limbo)
Solange sich der Winter so trist gibt, wie im atmosphärischsten aller Hüpfspiele („Limbo“), gibt es viele lange Abende, um das bunte Angebot historischer Inszenierungen in Videospielen auszuprobieren. Was ich dafür empfehle, lesen Sie weiter unten. (Abb.: eigener Screenshot aus Limbo)

Trotzdem habe ich jetzt zum Jahreswechsel noch etwas für Sie geplant. Wenn die Tage so düster und wechselhaft sind, wie sich der Winter in diesem Jahr zeigt, bietet sich natürlich eines an: Nehmen Sie sich – ja, gerade auch die Skeptiker – ein wenig Zeit und befassen Sie sich mit wenigstens einem der herausragenden Versuche des letzten Jahres, Geschichte in Form eines Videospieles darzustellen. Und das muss – bei dem rasanten Preisverfall des schnellebigen Videospiele-Marktes – noch nicht einmal teuer sein. Sie werden überrascht sein, was Sie dort erleben.

Machen Sie sich also in den folgenden kurzen Absätzen ein Bild über sechs besonders erwähnenswerte, aktuelle Spiele mit historischen Inszenierungen, die sich mal schenken können… nachträglich zum Fest. Natürlich gäbe es noch viel mehr Spiele vorzustellen, aber irgendwas muss ich mir auch noch für das kommende Jahr aufheben. Ich wünsche ein gutes 2015 für Sie alle!

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NEWS: Ein Ruf aus dem Himalaya

Far Cry 4 verlegt den Schauplatz ins asiatische Hochgebirge

Scheppernd und klimpernd rumpelt ein bunter Reisebus über zerrüttete Straßen und quält sich mühsam über den Bergpass. An Bord ist unter Anderen Ajay Ghale, der aus der fernen westlichen Welt angereist ist, um die Asche seiner Mutter in ihrer Heimat Kyrat zu verstreuen. Die Grenzkontrollen allerdings gestalten sich jedoch etwas unorthodox, denn Ajay wird schon erwartet. Die Grenzer eröffnen das Feuer. Erst als ein Hubschrauber herandonnert, verstummen die Waffen.

httpvh://youtu.be/EvYyjVk1aP4
Kyrat ist ein zerrissenes himalaische Gebirgsreich, dessen extrovertierter Herrscher Pagan Min nicht unbedingt jedermanns Wohl im Auge behält. (Der geborene König – Story Trailer | Far Cry 4 [DE] / Kanal UbisoftDE | UbisoftTV via Youtube)

Als wäre er ein extravaganter Galerist, dem New Yorker Künstlerbezirk SoHo entlaufen, entsteigt Pagan Min dem Heli in einem tief rosafarbenen Anzug und mit wasserstoffgefärbten, hochgegeelten Haaren – in dieser Umgebung hätte die schillernde Figur auch einem Dimensionsriss anstelle eines Hubschraubers entsteigen können. Als erfahrener Spieler erwartet man nicht, dass sich jetzt alles zum Guten wendet, doch Min entschuldigt sich zunächst höflich für die „Unannehmlichkeiten“ des Gefechts. Mit der Hauptfigur scheint ihn – zumindest fürs Erste – Persönliches zu verbinden. Irgendwas Verwandschaftliches. Die freundliche Begrüßung hindert ihn jedoch nicht daran, dem für das Gefecht verantwortlichen Offizier vor den Augen seines Gastes eine sehr endgültige Lektion mit einem Kugelschreiber zu erteilen. Danach schaltet der cholerische Psychopath wieder in den Kumpelmodus, wischt sich das Blut aus dem Gesicht und bittet zu Tisch.

Der Entwickler Ubisoft Montreal hat ein Händchen für ebenso grausame, wie vielschichtige Gegenspieler. In Far Cry 4 handelt es sich um Pagan Min, den Herrscher von Kyrat und seine Schergen. (Abb.: Artwork Ubisoft Montreal)
Der Entwickler Ubisoft Montreal hat ein Händchen für ebenso unterhaltsame wie grausame, ebenso charismatische wie vielschichtige Gegenspieler. In Far Cry 4 handelt es sich um Pagan Min, den Herrscher von Kyrat, und seine Schergen. (Abb.: Artwork Ubisoft Montreal)

Schon der dritte Teil der Far Cry-Reihe war unter anderen gelungenen Elementen wegen solch faszinierender Gegenspieler ein zurecht hochgelobtes Spiel. Daneben brillierte ->Far Cry 3 (2012) mit einer Coming-of-Age-Geschichte über das Reifen zum Mann, rabiate Gewalt und wie sie ihren Urheber verändert. Nun steht ein weiterer Meilenstein der digitalen Spielwelten in den Regalen. ->Far Cry 4 erschien am 18. November für PC, die gegenwärtige und die letzte Konsolengeneration. Es verlegt den Schauplatz von den tropischen Inselwelten des Vorgängers in die Höhenzüge des Himalaya. Damit schafft es nicht nur eines der abwechslungsreichsten Open-World-Spiele überhaupt, sondern konstruiert auch eine fesselnde Kulisse aus einem abstrakten Modell des himalayischen Bergstaats im Umbruch.

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NEWS: Ein Stück Geschichte

Ron Gilbert veröffentlicht das Designdokument von „Maniac Mansion“

Unsere Geschichte bilden Erzählungen um Objekte, die uns aus der Vergangenheit erreichen. Wie eine Flaschenpost liefern Gebäudereste und Skulpturen, Gemälde und Grabsteine Indizien für uns Historiker und Archäologen, um bestenfalls eine plausible Geschichte aus möglichen Geschichten herauszufiltern. Meist stützen wir Historiker uns zuallererst auf textliche Dokumente und Bildquellen wie Urkunden oder Fotografien. Solche Dokumente können sehr alt sein, müssen es aber nicht. So arbeitet die Zeitgeschichte oder die Mediengeschichte oft mit Dokumenten, die erst in jüngerer Zeit entstanden.

Abb.: Im grafischen Look füher Grafikadventures legt Ron Gilbert ein Stück Zeitgeschichte offen. (Abb.: Screenshot der Webseite)
Abb.: Im grafischen Look füher Grafikadventures legt Ron Gilbert ein Stück Zeitgeschichte offen. (Abb.: Screenshot der Webseite)

Ein ganz besonderes Stück Zeitgeschichte hat sein Schöpfer selbst offen ins Internet gestellt. ->Ron Gilbert war der kreative Kopf hinter berühmten Meisterwerken von Adventures aus der legendären Firma ->Lucas Arts. Gilbert veröffentlichte jetzt nach einigen ->Notizen auch die ->Design-Dokumente des Abenteuerspieles ->Maniac Mansion auf seinem Blog ->Grumpy Gamer. Sein Kollege ->Gary Winnick prägte den Grafikstil des Spieles und steuerte Ideen zum Entwurf bei. Das Spiel aus dem Jahre 1987 zählt vor allem deswegen zu den Legenden, weil es voller faszinierender Abstrusität steckte, vielschichtigem Humor und dennoch eine aufregende Geschichte mit kniffligen Rätseln parat hielt. Insbesondere die verschiedenen spielbaren Charaktere mit speziellen Fähigkeiten machten es zu einer Herausforderung. Getoppt wurde es darin eigentlich nur durch seinen Nachfolger ->Maniac Mansion 2: The Day of the Tentacle (1993), für das mit ->Tim Schafer nun aber eine weitere Legende der Entwicklerszene verantwortlich zeichnete.

Solche Dokumente sind leider von erheblicher Seltenheit und doch so unerlässliche Indizien für das Verständnis, in welcher Weise die schnelllebige Gamesbranche ihre Spiele in bestimmten Phasen ihrer Geschichte entwickelte. Jedem, der sich mit Videospielen aus einer Forschersicht befasst, kann ich Gilberts gesammelte Dokumentation daher nur dringend empfehlen. Natürlich ist sie nur ein einzelnes Schlaglicht auf eine bestimmte Phase in einem spezifischen Genre. Daher sollte sie nicht verallgemeinert oder überbewertet werden. Aber allemal sind diese Einblicke wichtige Bausteine für die historische Perspektive auf digitale Spiele – bis zu welchem Grad sie es sind, muss jeder selbst beurteilen.

httpvh://youtu.be/XAbHmE73p7o
Der Lead Designer eines großen Rollenspieles mit Mittelalter-Setting betreibt sehr viel Aufwand, den Designprozess für „Kingdom Come: Deliverance“ offen zu legen. (Kingdom Come: Deliverance – Video Update #1: Our World / Kanal Warhorse Studios via Youtube)

Immer mal wieder zwar blitzen Zeugnisse wie diese auf. Entwickler berichten über ihren Designprozess in Fachzeitschriften wie der deutschen ->Making Games oder der ->EDGE aus Großbritannien. Zudem gibt es  Developer Diaries wie zum Beispiel ->Daniel Vávras sehr gelungene Videos zu ->Kingdom Come: Deliverance. Ich würde ich mir jedoch wünschen, dass mehr Entwickler ihre Arbeit in der Weise wie Gilbert bis hin zu Design-Dokumenten offenlegen. So könnte die Rolle von Entwicklern in der Games-Branche endlich angemessen gewürdigt, eingeordnet und historisch dokumentiert werden.

Viel zu viel gerät in dieser Branche noch in Vergessenheit, was nicht nur für Historiker, sondern auch für die Zukunft in der Gamesbranche wieder bedeutsam werden könnte. Danke, Mr. Gilbert, für diese abenteuerlichen historischen Puzzlestücke.

*

NEWS: Stanleys böser Sohn

Wie ein Indiespiel den Neuanfang der Traditionsreihe „Silent Hill“ prägt

Ein dunkler Flur liegt hinter der Tür, vollgemüllt mit Hinterlassenschaften eines unaufgeräumten Geistes und Relikten unangenehmer Erinnerungen. Bedrohlich wäre hier zunächst einmal nichts, wenn ich nicht gerade auf dem Boden eines kargen, vollkommen leeren Kellerraumes aufgewacht wäre. Ich schleiche den Flur entlang und stelle fest, dass offenbar jemand sehr gründlich alle Türen abgesperrt hat. Na super, sogar die Toilette ist verschlossen. Aber vielleicht findet sich noch etwas zum Öffnen, wenn ich den Flur weitergehe.

httpvh://youtu.be/YhmmYa-7yZU
Im Let’S Play des bekannten deutschen Youtubers Gronkh kann man das Spielerlebnis von Silent Hills in HD fast ebenso nachempfinden, als würde man selbst spielen. (P.T. (SILENT HILLS Preview) [HD+] [PS4] #001 – Wach‘ auf! / Kanal Gronkh via Youtube)

Weiter vorn, im Eingangsbereich des Hauses, komme ich natürlich auch nicht aus dem Gebäude hinaus. Dafür springt hier ein Radio an und erzählt mir knisternd und rauschend von Vätern, die irgendwelche Zahlen vor sich hin brummelten, bevor sie ihre Familien brutal auslöschten. Na, denke ich, die aufgesagten Zahlen werden wohl die Miesen auf deren Kontos gewesen sein. Hier gibt es nichts zu tun, alles ruhig. Man muss doch aber irgendwo hinein können, denke ich, und will ein paar Schritte zurück gehen. Da bollert jemand von innen gegen die Badtür. Das reicht, um mir in der Stille den ersten Herzinfarkt zu verpassen.

Langsam gehe ich auf die Tür zu, immer fluchtbereit erwartend, dass sie mir gleich entgegenfliegt. Irgendwas stimmt hier nicht, aber viel kann ich eh nicht tun außer zu schleichen und etwas gezielt anzusehen. Durch einen Spalt luge ich einen langen Moment in das Bad hinein… plötzlich aber erscheint eine ghulartige Gestalt und reißt die Tür von innen zu. Panisch verkrümele ich mich in Richtung des Eingangsbereichs, stürme am Radio vorbei, das irgendwie jetzt anders klingt, bedrohlicher, vielleicht auch höhnischer, und poltere eine Kellertreppe hinunter. Die dortige Tür lässt sich glücklicherweise aufstoßen… und führt wieder in den Flur vom Beginn. Hier stimmt etwas ganz gewaltig nicht. Und wieso giggelt jetzt ein Säugling vor sich hin? Das kommt doch aus dem… aus dem Bad? Was zum Teufel liegt denn da in dem blutigen Waschbecken?

Abb.: Wenn das der grafische Standard und der Stil des neuen Silent Hills werden, dann sind die Entwickler auf der richtigen Spur (Abb.: Kojima Productions / Konami)
Abb.: Wenn das der grafische Standard und der Stil des neuen Silent Hills werden, dann sind die Entwickler auf der richtigen Spur (Abb.: Kojima Productions / Konami)

Diese Szenen sind bloß der Auftakt zu einem Ereignis, dass nach der Kölner Videospielemesse ->GamesCom als ->P. T. durch das ->Playstation-Netzwerk (PSN) geisterte, und zwischen ruhigen und surrealen Szenen auch noch so manchen Schockmoment bietet. Es ist ein spielbarer Preview Teaser, deshalb diese Abkürzung. Und er ist ebenso ->herunterladbar wie spielbar – bislang aber nur für die ->PlayStation4. Dahinter verbirgt sich eine Kette von Überraschungen, die nicht nur am Entwicklerpersonal festzumachen ist: ->Silent Hill ist zurück und knüpft endlich wieder an alte Tugenden der berühmten Horrorserie an – selbst wenn es nur ->Silent Hills heißen darf…

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NEWS: Vereint gegen die Unterdrücker

Mit „Assassin’s Creed: Unity“ zieht neues Spielgefühl in die Reihe – und diese erstmals in die französische Revolution

Mit Revolutionen kennen sich die Entwickler von ->Ubisoft Montreal aus. Schon als das erste ->Assassin’s Creed entstand, sollte eigentlich ein neues ->Prince of Persia entstehen – man setzte sich drüber weg und entwarf etwas völlig Neues. Man lieferte den Auftakt der Serie im Heiligen Land des Jahres 1191, dessen Hintergrund für die einzigartige Serie werden sollte: ein nur teilweise fiktiver Konflikt zwischen Templern und Assassinen sowie parallelen Plots im Jetzt und im Damals gerieten zu den Markenzeichen der komplexen Serie.

httpvh://youtu.be/Rvy0KwFyqiI
Klammheimlich bereiten im Stimmungstrailer der E3 vier Assassinen im Jahr 1789 den Revolutionären einen Weg in die Bastille – jedenfalls zwischen den Seiten der Geschichtsbücher. (Assassin’s Creed Unity E3 2014 World Premiere Cinematic Trailer [UK] / Kanal Assassin’s Creed UK via Youtube)

Nun wird ->Ubisoft mit ->Assassin’s Creed: Unity die Assassinen auf die Mutter aller Revolutionen loslassen, denn die noch unbekannte Hauptfigur wird durch Frankreich am Ende des 18. Jahrhunderts schleichen und klettern. Das offenbarte ein Feuerwerk an Trailern und Informationen zu dem neuesten Ableger der Reihe auf der ->Electronic Entertainment Expo (E3) in Los Angeles. Die französische Revolution und ihre Vor- und Nachbeben zwischen Absolutismus, Basisdemokratie und europäischem Weltkrieg bieten zusammen mit der bisher gezeigten Stadtkulisse von Paris ein vielschichtiges Potential für außergewöhnliche Geschichten.

Dass ->Ubisoft Montreal sich mit solchen Stoffen bestens auskennt haben sie durch die Vorgänger hinreichend belegt; es ist nur die Frage, wie die Franzosen darauf reagieren, wenn man sich eines ihrer nationalen Heiligtümer annimmt. Spielmechanisch dürfte sich auch etwas ändern, noch ist jedoch schwer abzusehen, ob zum Guten oder Bösen…

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NEWS: Aufgeflogen

In Battlefield Hardline bekämpfen sich nicht mehr Soldaten, sondern Polizisten und Gangster

Davon war so ziemlich jeder überrascht. Kurz vor der ->Electronic Entertainment Exposition (E3) in Los Angeles platzte die Bombe. Ein neuer Ableger der erfolgreichen militärischen Teamshooter-Reihe ->Battlefield wird bald erscheinen, was an sich nicht so ungewöhnlich ist. Schließlich kündigte Publisher ->Electronic Arts unlängst an, möglichst jährlich einen Ableger auf den Markt zu werfen.

httpvh://youtu.be/pRzSktYrBC4
Das Spielgefühl der Battlefield-Reihe wandert in Hardline zu einem zivilen Schauplatz: Gangster treten im Gameplay-Trailer der E3 gegen Polizeikräfte an. (Battlefield Hardline: 6 Minuten Multiplayer Gameplay / Kanal EA – Electronic Arts (deutsch) via Youtube)

Dass das Setting bei ->Battlefield: Hardline aber nicht in einem militärischen Konflikt, sondern einem zwischen Verbrechern und Polizisten in einer Großstadt gipfelt, kam dann aber doch sehr unerwartet. Erste Trailer lassen hier neben dem Szenario jedoch auch sehr innovative Spielmechanik erwarten, zeigen sie doch neben bekannten Gefechtssituationen à la Bombenentschärfung oder Capture The Flag zum Beispiel auch Verfolgungsrennen oder einen Greifhaken, um als Spieler auf Gebäude zu gelangen.

httpvh://youtu.be/bo2psT0n3Zo
Auch neue Spielmodi deuten sich im Multiplayer-Trailer vom Anfang des Juni an: Verfolgungsrennen und Greifhaken sind daran beteiligt. (Battlefield Hardline: Multiplayer Trailer / Kanal EA – Electronic Arts (deutsch) via Youtube)

Ungewöhnlich aber war, dass die Veröffentlichung selbst für Entwickler und Publisher unerwartet kam. Denn durch ein Leak gelangten Videos zum Gameplay sowie Screenshots zum Titel bereits vor der diesjährigen E3 ans Licht, obwohl das Spiel eigentlich erst später angekündigt werden sollte. Da ist wohl jemand unsanft aufgeflogen. Dieser innovative Schauplatz macht das Spiel aber auch einen Fall für Historiker…

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