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NEWS: Was tribe ich da eigentlich?

Ein Addon zu Europa Universalis 4 scheitert an amerikanischen Ureinwohnern

In der Zeit zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert ringen zahlreiche Gruppierungen um die Macht in Europa, ihr Einfluss aber erstreckt sich im Zeitalter der großen Entdeckungen nun weit über dessen Grenzen hinaus. Im vierten Teil der Spielereihe ->Europa Universalis glänzen die schwedischen Entwickler von ->Paradox Interactive wieder in ihrer Kernkompetenz: Sie stehen seit Jahren für ebenso komplexe wie fordernde rundenbasierte Strategiespiele mit ausgefeilten historischen Szenarien. Im Falle von ->Europa Universalis IV berücksichtigt das Programm im Spielzeitraum von 1444 bis 1821 viele historische Aspekte wie zum Beispiel die religiöse Spaltung zwischen Protestanten und Katholiken vor dem Dreißigjährigen Krieg sehr gründlich.

Bekannt ist aus dem Hause ->Paradox Interactive zudem die Reihe ->Hearts of Iron, die den Zweiten Weltkrieg thematisiert. Dass der zweite Ableger zum Mittelalter unter dem Titel ->Crusader Kings 2 einen enormen Impuls in der historischen Inszenierung von Strategietiteln darstellte, weil er zum ersten Mal recht tauglich Dynastien miteinbezieht, habe ich hier im Beitrag ->INNOVATION: Die leidige Verwandtschaft vom 10. Oktober 2012 bereits ausgeführt. Doch heißt das natürlich nicht, dass sich selbst so von der Geschichte begeisterte Entwickler nicht auch mal Schnitzer leisten könnten.



Der Einzug der nordamerikanischen Ureinwohner in die Frühe Neuzeit gerät holprig. (Quelle: Entwickler-Video zum Addon / Kanal von Paradox via Youtube)

Denn das Addon „Conquest of Paradise“, das am 14. Januar 2014 zu ->Europa Universalis IV erscheinen wird, greift zwar ein bislang vernachlässigtes Thema auf. Dort werden nun die amerikanischen Ureinwohner dargestellt und als der Anführer eines ihrer Stämme kann man sie nun zu Ruhm und Ehre führen. Das schließt sogar die Option ein, sie unter der eigenen Führung zu einen. Durchaus werden dabei die geografischen Begebenheiten durch die Entwickler berücksichtigt, die Lage der Siedlungsgebiete sowie die großen Distanzen dazwischen und ihre Veränderungen mit der Zeit. Sogar spezifische Gebäude und andere Errungenschaften der Stämme werden abgebildet.

Leider steht in diesem Ergänzungsprogramm zum Haupttitel jedoch voraussichtlich die Spielmechanik einer plausiblen Einbettung der nordamerikanischen Ethnien im Wege. Wenn man noch mit viel gutem Willen in der Frühen Neuzeit Europas eine beginnende Staatskultur mit abgeschlossenen territorialen Grenzen hinnehmen kann, die sich in der Auseinandersetzung um relativ feste geografische Provinzen niederschlägt, ist dies doch für teils sesshafte, teils nomadisierende Ureinwohner Nordamerikas fragwürdig. Zwar hat Paradox versucht, die Wanderungen von Stämmen spielmechanisch zu integrieren, doch hat man es neben dem fehlenden Konzept von Territorien eben auch nicht mit vergleichbaren Führungsstrukturen zu tun, die zentral durch den Spieler zu lenkende Forschung, Kriegsführung und wirtschaftliche Entwicklung plausibel rechtfertigen ließen.

Auch wenn sich Paradox bemüht, zum Beispiel durch besondere Verzweigungen der Entwicklungsbäume eine Andersartigkeit der Stämme gegenüber Europa herauszuarbeiten, steht das spielmechanische Grundgerüst einer wirklichen Abbildung von Stammeskulturen leider entgegen. Dass ein Bewusstsein für dieses Problem letztlich fehlt, ist auch an verschiedenen Äußerungen im Trailer zu bemerken, wenn von „Staaten“ oder „Ländern“ der Ureinwohner die Rede ist.

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DGBL: Das Ende der Finsternis (Teil 4)

Potenziale mittelalterlicher Inszenierungen in digitalen Spielen


>>>Teil 1: Geschichte und die Forschung an Digitalen Spielen
>>>Teil 2: Die Schwierigkeiten mit der Geschichte als Inhalt
>>>Teil 3: Inszenierung militärischer Strategie
>>>Teil 4: Inszenierung wirtschaftlichen Aufbaus
>>>Teil 5: Inszenierung individueller Narration (in Vorbereitung)
>>>Teil 6: Inszenierungen des Mittelalters – Ein Zwischenfazit (folgt)

Wie das mittelalterliche Wirtschaften in digitalen Spielen dargestellt wird, zeigt der vierte Teil dieses Beitrags im Überblick und detaillierter am Beispiel Anno 1404.

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