Warhorse Studios kündigen ein historisch akkurates Mittelalterspiel im Römisch-Deutschen Kaiserreich an

Weiße Ritter stehen als Sinnbild für ritterliche Tugenden, mit denen hohe Ideale bis hin zur Selbstaufopferung hochgehalten werden. Das Team der ->Warhorse Studios aus Prag damit zu vergleichen, die mit ->Kingdom Come: Deliverance ein mittelalterliches Rollenspiel für die Plattformen PC, XBox One und Playstation 4 angekündigt haben, erscheint nur auf den ersten Blick übertrieben. Aus wissenschaftlicher Perspektive folgen die Entwickler, die an hochklassigen Produktionen wie dem erzählstarken ->Mafia oder den militärischen Team-Shootern der ->Armed Assault-Reihe sowie ihren Ablegern gearbeitet haben, durchaus höchsten Idealen geschichtlich akkurater Inszenierung.

Die Pläne für das 2015 erscheinende Action-Rollenspiel mit strategischen Elementen sehen eine offene Spielwelt (Open World) vor, in der sich Spieler frei entfalten können, einer nicht-linearen, verzweigten Erzählung folgen und im Nahkampf aus der Ich-Perspektive zu Felde ziehen. Die Titel aus der Vorgeschichte der Personen belegen schon einmal hohe Kompetenz in der Realisierung offener Spielwelten. Bewusst verzichten die Entwickler zudem auf die Vermischung eines pseudomittelalterlichen Settings mit Fantasiewesen und Magie wie ausnahmslos alle Konkurrenten im Bereich der Rollenspiele…

Das Spiel wird einen spätmittelalterlichen Machtkampf im Römisch-Deutschen Imperium thematisieren, dabei detaillierte rekonstruierte Schauplätze bieten und authentische Kampftechniken verwenden. Der Umfang von Kämpfen soll von direkten Auseinandersetzungen zu Pferde über Belagerungen hin zu offenen Feldschlachten reichen. Auch wenn zur Handlung noch nichts bekannt ist, tippe ich persönlich stark auf die Konflikte der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, die schließlich Kaiser Karl IV. auf den Thron führen. Diese Vermutung folgt nicht nur aus der recht gut überlieferten Quellenlage, der interessanten politischen Lage im Reich sowie dem Dauerschwelbrand zwischen Kaisertum und Pontifikat, sondern auch aus dem Standort des Studios in Tschechien, weil Karl als böhmischer König Wenzel zum Kaisertum aufstieg. Wie viel historischer Hintergrund dann tatsächlich in die nicht-lineare Erzählung und damit in die Glaubwürdigkeit des Spieles eingeht, ist zur Zeit noch nicht zu beurteilen.

Dem Personaltableau von Warhorse traue ich jedenfalls angesichts der vorherigen Projekte aller Beteiligten erstmals einen wirklich plausiblen Umgang mit der Geschichte zu. Meiner Einschätzung nach stehen die Eckpfeiler der Spielmechanik, die bislang bekannt sind, dem Anliegen wenigstens nicht schon von Anfang an im Wege. Sollte ihnen gelingen, ihrem eigenen hohen Anspruch gerecht zu werden, und sich das Spiel sich als wirtschaftlicher Erfolg zeigen, besteht eine berechtigte Hoffnung, dass die Weißen Ritter durch die unverrücklichen Defensivreihen der bisherigen Umgangsformen mit historischen Inhalten in der Games-Branche brechen. Endlich wären auch andere Publisher und Entwickler dazu gezwungen, sich neu zu historischen Themen aufzustellen.

Daher kann man nur die Daumen drücken, dass dieser mutige, ungewöhnliche Kurs sich auch an den Kassen auszahlt, damit die Entwickler nicht der Tugend der Selbstaufopferung müssen. Schon die Suche nach einem Publisher aber scheint sich angesichts des Anspruches schwierig zu gestalten. Interessanterweise waren es allerdings nicht die amerikanischen Vertreter des Vertriebs, an denen der Versuch einer Einigung scheiterte, ->der europäische Vertreter traute es dem amerikanischen Markt nicht zu (Warhorse Blog, 21. Nov. 2013). Die Branche wird immer verrückter.

Ein positives Beispiel könnte auch die verbreitet als Bedenkenträger auftretende Geschichtswissenschaft endlich von dem durch mich seit Jahren im Fachdiskurs vertretenen, grundsätzlichen Potential digitalen Spiele für die historische Inszenierung überzeugen. Das Schöne dabei ist: Damit würden die Entwickler sogar zu meinen persönlichen Weißen Rittern.

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