NEWS: Go To Hell

Entwickler von „Dead Space“ versoftet Dante Alighieris „Göttliche Komödie“

Ob es auch eine Hölle für Spieleentwickler gibt, die sich an literarischen Stoff heranwagen? Wohl eher nicht. Prinzipiell ist dieser Einsatz zu begrüßen, mit schwierigem Erzählstoff das Kulturgut Computerspiele aufzuwerten. Wenigstens aber wird es ein Fegefeuer für die Entwickler geben, wenn dabei die Inhalte in den Untergrund fahren.

Vor kurzem wies KEIMLING darauf hin, dass die „Göttliche Komödie“ des Dante Alighieri ->Visceral Games zu einem Shooter inspirierte, der durch die neun Kreise der Hölle führen soll. (siehe ->NEWS: Literarisches Quartett vom 5. Juni 2009). Die Entwickler des Horror-Shooters ->Dead Space veröffentlichten jetzt einen Trailer zu dem geplanten Spiel ->Dante’s Inferno, in dem sie die Ideen und Visionen ihrer Interpretation der literarischen Vorlage erläutern.

Es steht leider zu befürchten, dass zugunsten einer platten actionorientierten Jagd der Hauptfigur durch die Hölle nur die offensichtlichen Erlebnisse in der Unterwelt in das Spiel eingehen werden. Dabei dürften die große Liebe der Spielfigur und der romantische Heroenkampf um ihre Rückkehr in die Welt der Lebenden im Mittelpunkt stehen. Während sich der Held mit allerlei Geviech der neun Höllenkreise rumschlägt, bleiben damit aber wichtige Hintergründe auf der Strecke.

Denn in der Literaturvorlage bedeutet die Reise des Charakters noch viel mehr als nur die schlichte Liebesgeschichte – erst durch den Kampf in der Hölle auf der Suche nach seiner Verlobten erkennt der Held, dass er aus den falschen Motiven in die Unterwelt aufgebrochen ist. Nach den neun Kreisen der Hölle trifft die literarische Gestalt auf einen Berg der Läuterung, auf dem sein Wiederaufsteig in die Oberwelt beginnt. Erst jetzt beginnt er zu verstehen, was ihn zu der Reise getrieben hat – sein innerer Wandel erfolgt.

Zu hoffen ist also, dass Visceral Games nicht diese wichtigen Lektionen hinter der oberflächlichen Erzählung vergisst. Es würde die spielerische Tiefe sicherlich verarmen und den Menschen ein falsches Bild von der Literaturvorlage vermitteln – es handelt sich eben nicht einfach um einen Groschenroman, der in der Hölle angesiedelt ist. Vielleicht aber könnten sich durch die Beschäftigung mit dem Spiel zuvor historisch uninteressierte Menschen auch für die Originalvorlage interessieren.

Dann hätten die Entwickler schon einmal etwas Gutes erreicht. Und sollte wirklich nur eine platte Groschengeschichte dabei entstehen, gibt es immer noch die Hoffnung, dass für einen solchen Umgang mit Glanzstücken der Geschichte in der Hölle ein warmes Plätzchen reserviert ist.

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