REPORT VOR ORT: Oh, wie süß, mein Geld ist weg…

Wie man mit niedlichen Spielcharakteren zu einem soliden Einkommen gelangen kann, wollte Sven Ivo Brinck von ->tipp24games.de am 4. Mai dem Publikum in der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg (HAW / ->www.haw-hamburg.de) näher bringen.  In der Ringvorlesung mit dem Titel „Von Gold und Geld – Spiele und Reichtum“ konnte er dabei zwar mit den vorgestellten Spielcharakteren durchaus Punkten.

Ob dies jedoch ausreichend sein könnte, um sich langfristig gegen die deutlich größere Konkurrenz zu behaupten, muss erst noch bewiesen werden. Außerdem darf man wohl auch erwähnen, dass der Hauptanreiz an den Games im Programm von tipp24games.de nach wie vor das Spielen um Geld bleibt. Und daran verdient die Firma auch nicht schlecht – 20% je Partie…
Die Idee dahinter ist, dass seine Firma nicht nur relativ ansehnlich produziert, wenn man die Spiele mit den übrigen Produkten des Casual-Games-Marktes vergleicht.  Spielübergreifende Handlungsstränge sollen die Spieler zu öfterem und längerem Spielen animieren. Verkörpert werden diese Plots durch Spielfiguren oder Erzähler wie Adventure-Rick oder ein Multi-Milliarden Dollar schweres Schwein namens Jack Pott. Zugegeben – die Spiele wirken auch bei nachträglichem, eigenhändigem Spielen tatsächlich qualitativ höherwertiger als bei der Konkurrenz.

Diese inhaltlich aufgewerteten Casual Games sind zwar auch im Trainingsmodus ohne weitere Kosten nutzbar, das eigentliche Multiplayerspiel ist jedoch mit Wetteinsätzen auf den Spielausgang verbunden. Somit bleibt der Kern des Geschäfts ein cleveres Monetarisierungsmodell. Manche mögen entgegenhalten, dass es sich dabei um Abzocke handelt, gegen das Spiel von Erwachsenen um Kleinbeträge kann man jedoch nichts einwenden, sofern die Gebühren des Betreibers maßvoll bleiben. Allerdings muss man schon fragen, ob 20 %, die tipp24games.de bei jeder Partie einstreicht, noch maßvoll sind. Letztlich muss das wohl jeder Erwachsene selbst wissen.

Dabei ist der Spielablauf immer recht ähnlich. „Unser Game Design tendiert eigentlich immer zu asynchronen Spielen, die mit einer Einzelspieler-Mechanik funktionieren können“, erklärte Brinck. „Dies liegt daran, dass man nicht immer Spieler auf dem eigenen Niveau finden kann und dadurch lange Wartezeiten entstehen könnten.“ Wenn also eine Partie gegen einen anderen Menschen angenommen wird, spielt der Spieler sein eigenes Level und speichert danach seinen Punktestand. Dabei handelt es sich um sehr geschickt in narrative Elemente eingebundene, allerdings weithin bekannte Spielemechaniken – wie beispielsweise Skat, Memory oder Bejeweled. Irgendwann später versucht sich der Kontrahent an dem gleichen Level und übermittelt auch seine Punkte. Wer mehr Punkte hat, der gewinnt den Jackpot – tipp24games zieht 20% als Betreibergebühr ab.

Das gewonnene Geld kann man wieder in neue Spiele investieren oder sich auf sein eigenes Bankkonto rückbuchen lassen. „Trotz unserer Versicherung, dass man sein Geld wiedererhalten kann, probieren immer wieder Erstkunden mit Kleinstbeträgen aus, ob sie ihr eingesetztes Geld auch zurück überweisen können“, lacht Brinck. Offenbar muss das Vertrauen in diese Spiele erst noch gewonnen werden, obwohl es sich um große Kundenzahlen aus dem Bestand von tipp24 handelte. Nachdem der Staatsvertrag zu Lotterien im vergangenen Jahr das private Lottogeschäft austrocknete, musste ein neues Betätigungsfeld her – die Kunden kamen mit.

Brinck musste jedoch auch einräumen, dass die Konkurrenz zwar billigere Spiele in sehr schlichter Aufmachung produziert und damit die eigenen Kunden nur gering bindet. Hauptsächlich wies er dabei auf die Mitbewerber ->GameDuell.de und ->King.com hin. Andererseits aber zeigten seine Zahlen deutlich, dass die dortige Kundenmasse immer noch erheblich höhere Umsätze erzeugt, selbst wenn bei tipp24games.de ein höherer Prozentsatz länger und öfter Geld investiert. In absoluten Zahlen ist das Geschäft noch nicht allzu überzeugend, allerdings befindet sich das Portal tipp24games.de auch erst seit September 2008 online.

Sicherlich handelt es sich bei dem Ansatz, einen Umsatz nicht über den Verkauf von Casual Games zu generieren, sondern über Wetteinsätze, um eine pfiffige Idee. Es ist jedoch für die Zukunft noch nicht abzusehen, ob gegen die erheblich größere Konkurrenz ein Nischenanbieter bestehen kann, nur weil dieser mehr narrative Inhalte und putzigere Spielfiguren bietet. Letztlich sind die Spiele doch von ihrer Mechanik her wohl kaum Innovationen, nur weil sie einen erzählerischen Rahmen um herkömmliche Spielformen weben. Das grafische Design könnte die Konkurrenz ohne Weiteres abkupfern, wenn bemerkt wird, dass sich mit höherwertigem Aussehen auch mehr Kundenbindung erzeugen lässt.

Besonders die Monetarisierung über Wetteinsätze scheint noch nicht ganz ausgegoren. Zwar scheint sie im Inland gut zu funktionieren, aber die Firma möchte auch auf den internationalen Markt. Wie geht man mit Währungsschwankungen um? Wie gleicht man unterschiedliche Kaufkraft der Länder an das Wettsystem an? Wie macht man die Wetteinsätze ansehnlich und dennoch vergleichbar, wenn ein Euro zum Beispiel umgerechnet 43,742 Rubel ergibt?

Vielleicht ist das Spiel um Geld aber im Browserberich ganz gut aufgehoben. Die bisherigen Zahlen von Brinck waren jedenfalls recht positiv. Im Vollpreissegment jedenfalls hat sich das Prinzip Geldeinsatz für ein Spiel überhaupt nicht gerechnet. Im Januar 2008 ging der Multiplayer-Shooter ->Kwari online, verlangte von den Spielern Geld für Munition und Rundeneinsatz und hielt nicht lange durch.  Allerdings wird der Niedergang nicht nur daran gelegen haben: Neben den monetären Dingen war das Spiel grafisch ein Horror-Trip in die tiefe Vergangenheit.

Insofern ist ->tipp24games.de Glück zu wünschen, dass die höhere Qualität ihrer Spiele zu einem guten Umsatz führt. Glaubt man jedenfalls Brinck, so ist der potentielle Ertrag in diesem Bereich (zum Beispiel bei den Konkurrenten) deutlich höher als bei der Entwicklung von digitalen Vollpreistiteln. „Man wird immer von Spielefreaks belächelt, wenn man an Casual Games arbeitet“, bedauert Brinck, „angesichts der Umsätze dieser Branche legt sich diese Geringschätzung schnell.“

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