KOMMENTAR: Besser gut kopiert…

Neues Spielemekka? Die GamesCom 2009 in Köln

Hohe Erwartungen an die GamesCom
Hohe Erwartungen an die GamesCom

Die gleichen Weltkonzerne, die sich stets über die Vielzahl von Raubkopierern ihrer Spiele erzürnen, stehen nun in Köln gleich mit einer ganzen, kopierten Messe in den Startlöchern. Heute startet die erste -> Games Com als neue deutsche Videospielemesse und erwartet vorsichtige 200.000 Besucher. Zwischen dem 20. und 23. August kann jeder durch die Ausstellungen schlendern, der 19. August bleibt dem Fachpublikum reserviert.

Wie jedes Jahr zur größten europäischen Messe der Videospiele bietet auch dieses Jahr der Elektronikmarkt -> SATURN Eintrittskarten im Vorverkauf an. Auch im Online-Shop der Kölner Messe können Karten im Vorverkauf erstanden werden, die dann mit 10 € auch satte 2,50 € günstiger ausfallen als direkt an der Tageskasse. Zusätzlich gibt es einige Ermäßigungen und auch eine Abendkarte, die ab 16 Uhr an Donnerstag, Freitag und Samstag nur noch mit 6,50€ zu Buche schlägt.

GC Leipzig: europäisches Spielermekka
GC Leipzig: europäisches Spielermekka

Besonders auf Drängen der großen Publisher – organisiert im -> Bundesverbands Interaktiver Unterhaltungselektronik (BIU) – hatte die Stadt Leipzig im letzten Jahr ihr Leben als Messestandort für die größte europäische Videospielemesse ausgehaucht. Nach hoffnungsvollen, innovativen und erfolgreichen Jahren für die Leipziger Messe schoben die umsatzstärksten Mammuts im Markt mit fadenscheinigen Argumenten überraschend die Games Convention ins Abseits.

Dass die Stadt zu weit abseits der zentraleuropäischen Verkehrsströme läge, hätte man als Argument sicherlich noch gelten lassen können. Wer hingegen den Großunternehmen abnahm, dass eine Stadt, die eine international renommierte Buchmesse sowie Industrie- und Technikmessen von Weltrang veranstaltet, grundsätzlich nicht genügend an Verkehrswege angeschlossen sei und zu wenig Unterkünfte biete, hält auch ein Märchen der Gebrüder Grimm oder Versprechungen über Steuersenkungen vor Bundestagswahlen für Tatsachenberichte glaubwürdiger Quellen.

2008: Leipziger Messe kampfbereit
2008 war die Leipziger Messe noch kampflustig (Seraphim und Totenbeschwörer aus Sacred2 auf Messe)

Spieler und kleinere Firmen der Games-Branche fühlten sich durch die Art der Begründungen  aus  zu dieser Entscheidung nicht ernst genommen. Auch der deutsche Entwicklerverband -> G.A.M.E. wehrte sich gegen einen Standortwechsel aus solch vorgeschobenen Gründen, den die großen marktdominanten Publisher zudem quasi im Alleingang beschlossen hatten. Letztlich beugten sich die dort organisierten Entwickler jedoch dem schieren Druck und folgten nun auch nach Köln. Schließlich hätte man mit einem Beharren auf Leipzig letztlich beide Standorte im Vorhinein schon für tot erklärt.

Denn es drohte – und droht noch immer – eine andere Gefahr: Die Konkurrenz zweier Messen untereinander könnte letztlich das Aus beider bedeuten. In den Vereinigten Staaten und in England hat es ja in den vergangenen Jahren ähnliche Pleiten gegegeben, wegen derer nicht zuletzt Leipzig zu einem Zentrum der Spieleszene aufsteigen konnte. Und Leipzig hat sich keineswegs aufgegeben. Es organisierte eine Messe für Online- und Handyspiele vor ein paar Wochen. Auch wenn sich die Messen nicht mehr am gleichen Wochenende Konkurrenz machen wollen, wird trotz des Konzeptes langfristig nur ein Standort überleben. Es ist wohl davon auszugehen, dass dies nicht Leipzig sein wird.

Im Jahr der Finanz- und Wirtschaftskrise haben sich die großen Publisher damit ohne Not ein faules Ei ins Nest gelegt. Nachdem die Umsätze weltweit in den vergangenen Monaten einbrachen, leistet man sich nun auch noch den Luxus eine neue Messe international zu positionieren. Da einige Unternehmen bereits erstklassige Projekte verschieben mussten, um die Krise zu überwintern, muss die junge Messe wohl dieses Jahr auch noch mit weniger Highlights an Videospielen auskommen. Die Gefahr, dass die GamesCom somit bei den Besuchern und dem Fachpublikum als weniger bedeutsam wahrgenommen wird, ist also groß.

In der Summe bleibt abzuwarten, ob die Messe tatsächlich in Köln bleiben wird. In Frankreich, in dem Videospiele auch nicht mit so viel hysterischen Ressentiments wie in Deutschland bedacht werden, könnte den deutschen Messen eine bedrohliche Konkurrenz erwachsen. Dort hat man nämlich bereits laut über eine eigene internationale Messeveranstaltung nachgedacht. Köln könnte also nur eine Zwischenstation auf dem Weg von Leipzig sein, wodurch eine Chance für Deutschland vergehen könnte, Videospiele sowohl aus Sümpfen des Kinderspielzeug-Images wie auch der Killerspiele-Verleumdungen herauszuziehen.

In diesem Fall müssten die großen Publisher wie auch die deutsche Videospieleszene schmerzhaft eine neue Bedeutung eines wichtigen Satzes erfahren: „Raubkopieren lohnt sich nicht!“

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