NEWS: Homo Fungi

„The Last of Us“ inszeniert die Zombiekalypse auf Pilzköpfen

Da hilft weder Canesten noch Fungizid. Wenn die Sporen dieses Pilzes eingeatmet werden, suchen sie sich einen Weg zum Gehirn und lassen sich dort sprießen. Das sorgt zunächst für Aggressivität, dann für einen Fressanfall und schließlich steht der Schädel offen und speit weitere Sporen aus.


Zwei überzeugende Protagonisten für ein überzeugendes Spiel
Joel und Ellie: Zwei überzeugende Protagonisten für ein überzeugendes Spiel (Collage, Schriftzug und Bild, Offizielle Seite)

Damit ist die menschliche Zivilisation schnell am Ende, die letzten Überlebenden in ->The Last of Us eilen ihr in großen Schritten hinterher – nicht zuletzt, weil Moral im Angesicht des Überlebens nicht mehr viel wert ist. Neben all dem pilzigen Beigeschmack ist dies dann auch das bestimmende Thema des wohl letzten bombastischen Exklusivtitels der ->PS3, durch den sich als Hauptprotagonisten ein desillusionierter Mann mit einer Jugendlichen hindurchkämpft, die bereits nach dem Niedergang geboren ist.



Bezeichnend für das Spiel: Der Tod lauert nicht nur in Form von Zombies (Intro Video)

Das Innovative an diesem Titel sind weniger der grafische Aufwand, die gleitende Bewegungsphysik oder die atmosphärischen Kniffe, sondern der pilzige Ursprung der Zombie-Seuche und seine Folgen auch für das Spielgefühl…

Die Entwickler von ->Naughty Dog, welche für die mit Preisen überhäufte Reihe ->Uncharted verantwortlich zeichnen, sind da bezüglich der Technik und der Atmosphäre über jeden Zweifel erhaben. Auch, wie am Ende der Welt die moralischen Schranken fallen, hat jüngst die grandiose Serie ->The Walking Dead uns allen schon deutlich gezeigt. Allerdings muss man zugestehen, dass auch „The Last of Us“ dem Szenario durch die beiden Hauptfiguren noch Neues abgewinnen kann.

Vor allem Anderen aber ist der Ansatz originell, wie es zu der Zombiekalypse kommt. Haarspalter würden hier korrigieren, es handle sich um Infizierte, also nicht um mystisch wandelnde Leichen, sondern auf natürlichem Wege entstandene Leerköpfe. Hier sind es statt der üblichen Krankheitserreger mal Pilze. Die Entwickler haben im Tierreich ein paar ekelerregende Beispiele realer Besessenheit als Vorlage genommen. Da gibt es die Ameise, die durch den Cordyceps als Gast im Hirn gezwungen wird, sich an einen hohen ungeschützten Ort zu begeben, um dort die tödliche Sporenlast möglichst breit zu verteilen. So verbreitet sich der Pilz durch ganze Ameisenkolonien – und nicht nur Ameisen trifft dies. (Vorsicht, das Video ist nichts für Tierfreunde.)



Auch Ameisen haben was im Kopf... (Ausschnitt: BBC Planet Earth Dokumentation)

Und sie berichten in einem Interview mit der Hamburger Spielesendung ->GameOne (Sendung 254) von Menschen, die durch verpilzte Getreidelieferungen aggressiv wurden, sowie angeblich noch heute regelmäßig versterbenden Menschen, denen Pilze im Gehirn das Licht ausbliesen. Diese Vorstellung rührt an unseren Urängsten vor der Natur und verleiht dem Spiel eine ganz besonders bedrohliche Grundstimmung.

Wer das Video mit der bemitleidenswerten Ameise gesehen hat, wird bei den Zombifizierten in The Last of Us ein ganz besonders unangenehmes Déjà Vu erleben. Naughty Dog hat es geschafft, die Entwicklungsphasen des Hirnschmarotzers eindrucksvoll auf Menschen zu übertragen. Da möchte man sich gleich den Kopf vorbeugend und flächendeckend mit Canesten einreiben… wenn es denn nur helfen würde.

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