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INNOVATION: Dein Schicksal ist belanglos

Auf die Hüter der Menschheit warten in ‚Destiny‘ packende Gefechte und viel verschenktes Potential

( PS4 (getestet) | PS3 | PC | XBoxOne | XBox360 )

Im Sonnensystem ist der Teufel los. Buchstäblich. Erst vor ein paar Jahrhunderten stand die Menschheit noch in einer goldenen Epoche, besiedelte den Mars und formte die Venus zu einem blühenden Garten. Dann verdunkelten Invasoren die Erdensonne und trieben die Menschheit an den Rand ihrer Auslöschung. Nur eine letzte Stadt überlebte, beschützt von einer mondähnlichen Sphäre.

Irgendetwas veränderte sich jedoch vor Kurzem, die Lage schien sich zu beruhigen. Und so griff ich zusammen mit anderen, sogenannten Hütern, wieder nach den Sternen. Eine lange Reise später sind viele Ruinen der Menschheit besucht und zahlreiche Relikte geborgen. Es ist noch nicht lange her, dass ich neue Angriffspläne vereitelte und Crota, den dafür verantwortlichen Anführer der Besessenen, besiegte. Stolz kehrte ich zur Heimatbasis zurück.

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Im Vorfeld verbanden sich mit „Destiny“ viele Hoffnungen auf einen spielehistorischen Schritt für Multiplayer-Online-Shooter, diese Erwartungen jedoch erfüllten sich nicht. Dennoch enthält es wegweisende Ideen. (Official Destiny – Launch Gameplay Trailer | Kanal destinygame via Youtube)

Ich hätte gewarnt sein können. Zuvor schon hatten mich Gespräche und Erzählungen unterwältigt. Meist verbarg waberndes Geschwurbel den Sinn so gut wie jeder Mission hinter einem Schleier des Nichtssagenden. Zurückgekehrt in die sichere Heimat, entlohnte mich das Ende der Kampagne daher mit einem abschließenden Gespräch und ebenso weitschweifigen wie pathetischen Platitüden: „Noch immer liegen die Gefahren irgendwo da draußen.“ – „Der Preis der Freiheit ist ewige Wachsamkeit.“ – „Ich habe fürchterliche Dinge gesehen, geboren aus Dunkelheit.“ – „Jedes Ende ist auch ein Anfang.“ Und die genannten Phrasen konzentrieren sich allein auf ein Gespräch.

Dieser Verlauf ist symptomatisch für ->Destiny, den revolutionären Multiplayer-Shooter, für welchen ->Activision langfristig die fantastische Summe von 500 Mio. US-Dollar in die Entwickler-Legende ->Bungie investiert. Überall war vor der Veröffentlichung von einem Meilenstein der Spielegeschichte zu lesen, der sich mit ->Destiny ankündigte. Der Spielfluss in den ständigen Gefechten, die quer durch unser Sonnensystem in einer fernen Zukunft toben, ist fesselnd, keine Frage. Mir blieb aber lange rätselhaft, warum es den erfahrenen Entwicklern nicht gelang, das wunderschöne Sonnensystem voller weitläufiger Schauplätze mit einem entsprechend fesselnden Netzwerk an Geschichten zu verweben. So unendlich viel Potential wirkte verschenkt.

Destiny ist verlockend schön, verfügt über eine lebendige Spielwelt und funktioniert als Shooter flüssig. Doch es wäre so viel mehr drin gewesen. (Abb.: eigener Screenshot PS4)
Destiny ist verlockend schön, wie hier am letzten Stützpunkt der Menschheit, verfügt über eine lebendige Spielwelt und funktioniert als Shooter flüssig. Doch es wäre so viel mehr drin gewesen. (Abb.: eigener Screenshot PS4)

In der Erweiterung ->König der Besessenen zeigte sich hingegen, dass dieses Studio dessen durchaus mächtig ist. Nicht nur werden die Schauplätze besser eingebunden, verfilmte Dialoge setzen auch den eigenen Spieler-Charakter besser in Szene. Auf diese Weise erhöht sich die Bindung an die Spielenden. Das zeigt, welches Potential in dem Massively-Multiplayer Online-Spiel (MMO) noch schlummert.

Bis man sich aber auf eine geeignete Stufe hochgelevelt hat, um die Inhalte des Addons zu überleben, dürfte die meisten Spieler das Interesse verlassen. Besonders diejenigen werden eine narrative Sinnstiftung vermissen, denen es für eine runde Spielerfahrung nicht genügt, wie in dem klassischen Vorbild ->Diablo repetitiv Beute zu sammeln und schleppend zu leveln . Selbst wenn ->Destiny einen bedeutungsschwangeren Namen vor sich her trägt, dürfte vielen Spielerinnen und Spielern ein solches Schicksal völlig belangslos vorkommen…

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NEWS: New York Down

Nach einem perfiden Terroranschlag in New York stellt ‚The Division‘ wieder Ordnung her

Vier Kämpfer rücken auf eine Kreuzung vor. Kleidung und Ausrüstung wirken intensiv genutzt, besonders ihre Waffen. Ihre Blicke wandern hektisch von Fenster zu Fenster, während sie vorrücken. Vom Äußeren her scheint das Team zunächst wie eine Straßengang, die Frauen und Männer bewegen sich jedoch zu abgestimmt, zu fließend, zu militärisch. Irgendetwas stimmt hier nicht.

Plötzlich schälen sich weitere Gestalten aus dem Dunst, der aus den Gullis der Kreuzung emporsteigt. Die Gewehre der vier richten sich auf die langsam heranschlurfenden Neuankömmlinge. „Bitte, wir sind krank, bitte helfen Sie uns!“, fleht eine der Gestalten. Über das Headset gellt die Antwort einer Kämpferin: „Halt, keinen Schritt weiter! Oder ich leg Dich um.“ – „Er hat gehustet, ich habs gesehen, er hustet…“, raunt ein anderer. Plötzlich ziehen die Neuankömmlinge Waffen hervor, doch sie sind nicht schnell genug. Jedes weitere Wort geht im Lärm der Schüsse unter, bis die zerlumpten Vier vom Beginn als einzige noch stehen. Niemand trickst ab jetzt in diesem Viertel noch ->The Division aus.

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Erst kommt die Krankheit, dann die Anarchie. Die Division stellt die Ordnung in dem wieder her, was von New York übrig ist. (Tom Clancy’s The Division – Launch Trailer | Ubisoft [DE] | Kanal UbisoftDE|UbisoftTV via Youtube)

Was eine Szene aus einem Bürgerkrieg sein könnte, findet jedoch mitten in New York statt. Die ikonische Weltmetropole hat schon manche reale und virtuelle Katastrophe überstanden, näher an ihrem Ende als in ->The Division von dem schwedischen Studio ->Massive Entertainment ist sie allerdings nie gewesen. Terroristen haben den Götzen der westlichen Welt mit einem Virus infiziert; mit jedem Geldschein von der Wallstreet bis zum kleinen Kiosk in SoHo gehen Krankheitserreger von Mensch zu Mensch und lösen einen tödlichen Infekt aus.

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Das Geld ist infektios und so verbreitet sich der Erreger rasend schnell. Als Reservisten eines geheimen Katastrophenschutzes aktiviert ‚The Division‘ ihre Agenten, um den Eingeschlossenen Zur Hilfe zu eilen. (The Division New Cinematic Trailer 2016 | Kanal MKIceAndFire via Youtube)

Das öffentliche Leben bricht daraufhin völlig zusammen und zwielichtige Gestalten übernehmen die Straßen. Seit März 2016 brechen nun zahlreiche Teams der „Division“ nach New York auf, um die Stadt zu sichern und ihre öffentlichen Funktionen wieder zu errichten. Außerdem legen sie sich mit Gegnergruppen an, die aus anderen Spielern bestehen. Im kooperativen Modus des Multiplayer-Shooters aber finden menschliche Spieler zusammen und errichten gemeinsam Stützpunkte, sie evakuieren Ärzte sowie andere gefährdete Personen und erobern die Stadt zurück.

Dies wird keine einfache Aufgabe, hat doch ->Massive einen Fahrplan mit Updates bis ans Ende des Jahres 2016 vorgelegt – und legt damit den Überlebenden genügend neue Steine in den Weg. Solange es Sicherheit immer nur bis zur nächsten Kreuzung gibt, wird sich die Stadt nicht wieder erheben…

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INNOVATION: Da wohnt doch was im Schrank

Questsystem und Erzählweise von „The Secret World“ revolutionieren MMORPGs

Kingsmouth muss einst ein schönes, kleines Fischerdörfchen gewesen sein. Von der Dorfkirche herab führen nur drei Straßen zum Hafen hinunter, wo Fischtrawler dicht an dicht an den breiten Kaianlagen dümpelten. Einst lud der Pastor zum Plausch, die Straßen waren bestimmt voller Touristen und am Hafen hatte man einen sagenhaften Weitblick auf den Atlantik vor Neuengland.

Täuschend leer scheinen die Straßen von Kingsmouth, doch in jeder Gasse lauern die Hirnschlürfer.
Täuschend leer scheinen die Straßen von Kingsmouth, doch in jeder Gasse lauern die Hirnschlürfer.

Der wird jedoch seit Kurzem von einer unnatürlich dichten Nebelsuppe verschluckt, die kotzende Meermonster ausspuckt, auf den Straßen wanken höchstens noch hirnbefreite, aber nach geistiger Nahrung hungernde Zombies und der Pastor kann von Glück reden, dass ein Illuminatenzauber sein Gotteshaus von Hirnschlürfern freihält. Als wäre das noch nicht genug, streifen Wendigos durch die Wälder, rabenhafte Albtraumschnitter metzeln Spielplatzbesucher und Geister poltern ungeliebte Besucher aus ihren Häusern.



Unsere Welt neigt sich ihrem Ende: Mythen und Legenden streifen mordend durch die Straßen, und wer das überlebt hat, dreht den Spieß um...

Warum das so ist, können Spieler nun im MMORPG ->The Secret World des Entwicklers ->FunCom seit kurzer Zeit selbst herausfinden. Dabei stoßen sie auf ein freies Talentsystem mit 500 frei wählbaren Fertigkeiten, eine innovative Queststruktur mit neuartiger Auftragsformen und eine stimmige Spielwelt voller einfallsreicher Geschichten. Trotz der erfrischenden Neuerungen sollten Interessierte aber jetzt zuschlagen, denn der wirtschaftliche Erfolg scheint leider auszubleiben. Das hat Gründe, die sich nicht auf Anhieb erschließen und mehr mit Genre und Branche zu tun haben, als mit dem Spiel selbst…

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REPORT VOR ORT: Carrie und Bella erobern das Kino

Hardy Dreier entwirft Szenarien der gemeinsamen Zukunft von Kino und Gaming

Was geschieht, wenn tollkühne Männer vor ihren flimmernden Kisten zu Hause festhängen, um sich digitalen Spielen zu widmen? Richtig, viele ihrer Frauen gehen aus, denn noch immer spielt nur ein bedauerlich geringer Anteil da mit – in zweierlei Hinsicht.

Tatsächlich hat dies in einem bestimmten Alterssegment der Gesellschaft spürbare Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Kinogänger, mit Folgen für das Unterhaltungsangebot. Hardy Dreier, freier Dozent für den Medienbereich, führte am 10. Mai 2010 in seinem Vortrag bei der -> Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) durch die Kinolandschaft und die Konsequenzen ihrer Veränderungen. Dabei  zeigte er neben Entwicklungen in der Branche auch den wechselseitigen Austausch mit der Games-Industrie. Unter dem Titel „Games und Kino – Konkurrenz, Koexistenz, Kooperation“ diskutierte er in der Ringvorlesung Games an der Hochschule am Berliner Tor (siehe ->NEWS: Blick über den Rand der Plattform vom 13. April 2010) neben diesen branchenspefizischen auch die erzählerisch-inhaltlichen Synergien und Konkurrenzen der beiden Medienformen. Daraus postulierte er Chancen zur Kooperation oder zumindest für die Koexistenz.

Schlecht kompatibel mit männlichen Sehgewohnheiten: Twighlight-Prüderie und Liebesschmalz

Für die Zukunft brachte er allerdings auch ein paar schlechte Nachrichten mit – zumindest für eher männliche Sehgewohnheiten. Auffällig ist die Zunahme von eher auf weibliche Zuschauer getrimmten Inszenierungen in dem oben genannten Altersquerschnitt. Wenn Kinobetreiber also nicht die Vorführung von ->Sex in the City und ->Twilight zur Regel machen wollen, so benötigen sie offenbar neue Konzepte. Hardy Dreier entwarf ein paar Ansätze für die zukünftige Entwicklung von Kinos und Games…

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