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NEWS: Licht und Schanden

Das authentische Mittelalter-RPG Kingdom Come: Deliverance benötigt jetzt Hilfe durch Kickstarter

Vor Kurzem habe ich in einem Beitrag über die begrüßenswerten Plane des Prager Entwicklers ->Warhorse Studios geschrieben, der versuchen will, ein authentisches Mittelaltererlebnis in einem Videospiel zu erschaffen (->NEWS: Die Weißen Ritter, in: KEIMLING vom 20. Dezember 2013). Dafür soll das Open-World-Rollenspiel ->Kingdom Come: Deliverance nicht nur in einem historischen Setting des zentraleuropäischen Mittelalters angesiedelt sein, sondern auch gänzlich auf Fantasyelemente verzichten. Der jüngst veröffentlichte Trailer offenbart spielmechanisch wie grafisch den strahlenden Glanz eines innovativen und authentischen Unikats.



Nach erfolglosen Versuchen, einen Publisher zu finden, startet Warhorse Studios eine Kickstarter-Kampagne, zeigt den großen Vertrieben, wo das Breitschwert hängt und liefert zudem eindrucksvolles Gameplaymaterial. (Official Kickstarter Video / Kanal Warhorse Studios via Youtube)

Geirrt habe ich mich bei meiner Vermutung, das Spiel würde die Umstände der Thronbesteigung von Karl IV. im 14. Jahrhundert thematisieren. Allerdings war die Annahme nicht ganz falsch, bleibt das Szenario doch in der Familie. Wie Gamestar.de am 22.1.2014 in einem ->Preview-Artikel berichtet, handelt das Mittelalter-Videospiel von den Halbbrüdern und Söhnen Karls IV., Wenzel und Sigismund von Luxemburg, und den Streitigkeiten um die Reichsherrschaft im 15. Jahrhundert. Na gut, dicht daneben.

Leider nicht geirrt aber habe ich mich in der Einschätzung, dass der Entwickler offenbar keinen Publisher für sein innovatives Spielkonzept findet. Die großen Spielevertriebe sehen trotz des hochkarätigen Teams und der technisch hervorragenden Grundlage der ->CryEngine von ->Crytek aus Frankfurt dafür keinen Markt. Dies deckt sich leider mit meiner erheblichen Kritik an den Publishern als innovationshemmende Faktoren in meinem Beitrag zu dem Online-Rollenspiel ->The Secret World (->KOMMENTAR: Totengräber verborgener Welten, in KEIMLING vom 20. Januar 2014).

Dass diese Haltung nicht nur eine Schande, sondern im Falle von ->Kingdom Come: Deliverance auch eine völlige Fehleinschätzung ist, zeigt die nun durch das Entwicklerstudio angestoßene Kampagne auf der Crowd-Funding-Plattform ->Kickstarter. Das Studio bittet dort seit gestern um 300.000 Pfund zur weiteren Finanzierung und hat zum Zeitpunkt der Veröffentlichung meines Artikels bereits 85% dieser Summe eingefahren. Dabei läuft die Kampagne noch bis zum 20. Februar 2014. Wer also das Projekt unterstützenswert findet, der sollte sich die Seite bei ->Kickstarter mal genauer ansehen. Oder er spendet halt einfach den Entwicklern Unterstützung, um den Publishern ihre Schandtaten mal wieder deutlich vor Augen zu führen.

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DGBL: Das Ende der Finsternis (Teil 4)

Potenziale mittelalterlicher Inszenierungen in digitalen Spielen


>>>Teil 1: Geschichte und die Forschung an Digitalen Spielen
>>>Teil 2: Die Schwierigkeiten mit der Geschichte als Inhalt
>>>Teil 3: Inszenierung militärischer Strategie
>>>Teil 4: Inszenierung wirtschaftlichen Aufbaus
>>>Teil 5: Inszenierung individueller Narration (in Vorbereitung)
>>>Teil 6: Inszenierungen des Mittelalters – Ein Zwischenfazit (folgt)

Wie das mittelalterliche Wirtschaften in digitalen Spielen dargestellt wird, zeigt der vierte Teil dieses Beitrags im Überblick und detaillierter am Beispiel Anno 1404.

DGBL: Das Ende der Finsternis (Teil 4) weiterlesen

DGBL: Das Ende der Finsternis (Teil 3)

Potenziale mittelalterlicher Inszenierungen in digitalen Spielen


>>>Teil 1: Geschichte und die Forschung an Digitalen Spielen
>>>Teil 2: Die Schwierigkeiten mit der Geschichte als Inhalt
>>>Teil 3: Inszenierung militärischer Strategie
>>>Teil 4: Inszenierung wirtschaftlichen Aufbaus
>>>Teil 5: Inszenierung individueller Narration (in Vorbereitung)
>>>Teil 6: Inszenierungen des Mittelalters – Ein Zwischenfazit (folgt)

Welche Präsentationsformen des Mittelalters sich im Genre der militärischen Strategie entwickelt haben, illustriert der dritte Teil des Beitrags unter Anderem mit dem Fallbeispiel Medieval 2 – Total War.


DGBL: Das Ende der Finsternis (Teil 3) weiterlesen

INNOVATION: Die leidige Verwandtschaft

„Crusader Kings 2“ inszeniert aufwändig Herrscherdynastien

Mittelalterlicher Herrscher zu sein, ist wirklich nicht leicht – schon gar nicht, wenn man einen trockenen Sandhaufen sein Eigen nennt, der mitten in der iberischen Estremadura liegt. Wenn die Mauren dann auch noch mit mehreren Reitern und Fußvolk auf den Hügelketten erscheinen, ist es sehr wahrscheinlich, dass dies kein Freundschaftsbesuch wird. Zwei Nachbarprovinzen werden zwar durch wahre Glanzstücke der Familie geleitet, unfähig und schwach sind sie keine wirkliche Hoffnung.

Flickenteppich Europa: Kleinasien verdeutlicht die komplexen Besitzverhältnisse, die geschickte Herrscher durch Heiratspolitik für sich nutzen.
Flickenteppich Europa: Kleinasien verdeutlicht die komplexen Besitzverhältnisse, die geschickte Herrscher durch Heiratspolitik für sich nutzen.

So ist der Verlust der eigenen Ländereien schon fast zwangsläufig, die eigene Herrschaftslinie steht vor dem Aus. Doch halt, gibt es nicht noch einen entfernten Verwandten in den Pyrenäen? Nicht nur, dass er nicht auszustehen ist, er verbündet sich auch noch am laufenden Band mit den Falschen. Außerdem hat er noch einige Truppen parat – doch die würde er nie zu Hilfe schicken.

Wo in anderen Strategiespielen in einer solchen Lage der Krieg und die Herrschaft verloren wären, bleiben im rundenbasierten ->Crusader Kings 2 der schwedischen Entwickler von ->Paradox Interactive immer noch Optionen. Technisch ist der Titel zwar bei Weitem nicht so imposant wie die Total War-Reihe mit den Mittelalter-Ablegern ->Medieval und ->Medieval 2 (@ gamestar.de) von ->Creative Assembly. Im Gegenteil versprüht er mit hölzernen Animationen und zahlreichen trockenen Listen oft den Charme von Excel.



Ein unsanft eingeleiteter Erbfall rettete schon so manchen Fürsten - hier der Launch-Trailer als Beispiel.

Und dennoch hat er spielmechanisch deutlich mehr unter der Haube. Das Spiel beeindruckt mit Unmengen an Informationen auf verschiedenen territorialen und dynastischen Detailleveln. Die Erweiterung um komplexe dynastische Linien ist dabei nicht allein eine strategische Offenbarung für das Genre. Sie reicht endlich einen Aspekt nach, der für eine möglichst weitgehende Simulation mittelalterlicher strategischer Verhältnisse bislang ein wesentliches Manko war…

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