Das Browserspiel „Isle of Tune“ schafft einen stadtplanerischen Zugang zu Musik
Die zunehmende Zahl von Browserspielen treibt gegenwärtig die eigentliche Innovation der digitalen Spiele voran. Publisher und Entwickler von Blockbustern konzentrieren sich auf vermeintlich gewinnträchtige Serienfortsetzungen und werden nicht müde, über die feindliche Einstellung von Spielenden gegenüber Innovationen zu fabulieren. Zugleich zeigen kreative Köpfe im Web einfallsreiche Werke, welche die millionenschweren Budgets der AAA-Games verspotten.
So ein Kleinod ist auch ->“Isle of Tune“, das für iPod, iPhone und iPad erscheinen wird, jedoch auch als Flash-Programm für Nichtangehörige der Apple-Religion im Web spielbar ist. Rein optisch könnte man meinen, einem Facebook-Clon von Sim City aufgesessen zu sein, und so beginnt man mit gedämpften Erwartungen Straßen anzulegen, Lampen und Häuschen daneben zu platzieren und Blumenkübel aufzustellen.
Doch sobald man ein Fahrzeug auf die Straße setzt, rollt es entlang der Objekte und entlockt jedem einen spezifischen Ton. Dem Drang zur Perfektion und Kombination sind kaum Grenzen gesetzt. Spielerischer sind Harmonie und Grundlagen des Komponierens wohl noch nie vermittelt worden…
Atemberaubende Technologie-Demo für das Götterspiel zeigt das Zusammenspiel der Elemente
Gott hat bei der Erschaffung der Welt vermutlich großen Spass gehabt. So hat es jedenfalls den Eindruck, wenn man die Engine des ->Ubisoft-Spieles ->From Dust (ehemals Project Dust) bei der Arbeit betrachtet. Spielerisch formt eine unsichtbare Hand aus dem Meeresgrund eine Insel. Die schroffen Klippen übergießt sie mit feinem Sand, der außerordentlich realistisch durch die Schluchten und Ritzen rieselt. Der Unsichtbare lässt einen Vulkan feurig glühende Lava auswerfen, bis das fließende Gestein erstarrt und eine völlig andere Seite der Natur zeigt. Schließlich öffnet sich der Boden erneut, und Wasser tritt hervor, das sich in mehreren Strömen zu einem Fluss vereinigt und sein Bett tief in Sand und Gestein reibt.
Dann erscheinen Palmen auf dem tropischen Eiland. Nur kurze Zeit später recken die ersten Ureinwohner ihre Köpfe in den Himmel und bestaunen das Werk ihres Schöpfers. Um ihre Gunst zu behalten, wird ihr Schöpfer ihnen einige Dienste leisten müssen. Hach, diese Menschen, nun beginnt wohl der anstrengende Teil, wenn man ein Gott sein will.
Mit dem bislang nur in Form dieser Technik-Demo bekannten Spiel greift Ubisoft auf ein fast schon vergessenes Genre zurück – das des „God Game„. Und die Entwickler scheinen einen berauschenden Job zu machen. „From Dust“ könnte auch für Lehrzwecke in mehreren Hinsichten ein bedeutender Schritt sein..
Sein Serious Game „1378km“ zur innerdeutschen Grenze bringt Medienstudenten Jens Stober vor den Staatsanwalt
Auf 1378 Kilometern spannte sich einst ein Vernichtungsapparat quer durch Deutschland, der als Teil des „Eisernen Vorhangs“ zwischen sowjetischer und westlicher Machsphäre einen gewaltigen Teil der Deutschen in einem repressiven Gewaltstaat einpferchte. Schon zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer scheint jedoch in vielen Köpfen die Erinnerung an die Umenschlichkeit dieses Bauwerks zu verblassen. Noch immer hält sich zudem in linken Kreisen hartnäckig das aberwitzige Mentalkonstrukt eines „antifaschistischen Schutzwalles“ als apologetische Verniedlichung einer Vernichtungszone, auch wenn dort die Machthaber der DDR Gräueltaten befahlen, welche schlichte Grenzsoldaten ausführen sollten.
Vielleicht gerade weil es heute denjenigen, die nach der Zeit des Kalten Krieges geboren wurden, schwerfällt, solche Absurditäten in der deutschen Geschichte nachzuempfinden, verblasst die Erinnerung. So hat sich ->Jens Stober, ein Student für Medienkunst an der Karlsruher Hochschule für Gestaltung (HfG), ein hehres Ziel gesetzt. Deutsche Geschichtsaufarbeitung soll in Kreise getragen werden, die mit herkömmlichen Methoden eher nicht erreicht werden. In einem Serious Game, das mit der sogenannten ->Source-Engine die innere Technik des Shooters ->Half-Life 2 verwendet, sollten Videospieler selbst erfahren können, in welcher menschenverachtenden Grausamkeit sich die deutsche Geschichte an der innerdeutschen Grenze manifestierte.
In dem kostenlosen „Spiel“, das mit dem Titel „1378km“ die Länge der innerdeutschen Grenze aufgreift, können die Nutzer sich im Jahr 1976 für die Seite der Flüchtlinge entscheiden oder als Grenzsoldat die Wache auf dem Turm übernehmen. Erstere versuchen die Flucht, letztere können auf die Flüchtenden anlegen. Tödliche Treffer jedoch führen den Schützen nicht zu ruhmreichen Ehren durch die Partei, sondern mit einem Zeitsprung in seinen eigenen virtuellen Mauerprozess im Jahr 2000, in dem er sich für seine Taten verantworten muss.
Indes gedankt wurde ihm diese innovative Geschichtsaufarbeitung nicht – reflexartig stimmten vergleichbare Sänger aus Politik und Bildung wie bei den unsäglichen Killerspiel-Debatten in das Lamento ein, das Spiel sei „geschmacklos und dumm“ (Gesine Lötzsch, Die Linke), „makaber und skandalös“ (Markus Meckel, SPD) sowie „eine Verhöhnung der Opfer“ (Helmut Rau, Medienminister der CDU in Baden-Württeemberg ). Nun droht dem Studenten und seinem Projekt sogar eine Strafverfolgung wegen Gewaltverherrlichung.
iPhone-App reichert Gedenkklötze mit Informationen an
Verschiedenste Schicksale verbergen sich hinter den unaufdringlichen Steinen, die häufig im Trottoir ehemals von jüdischen Einwohnern bewohnter Stadtteile im Sonnenlicht glänzen. Die ->“Stolpersteine“ markieren in 415 Städten allein in Deutschland und darüber hinaus auch in Europa Wohnorte von Menschen, die zwischen 1933 und 1945 aus ihren Häusern und aus ihrem Leben gerissen wurden – gedemütigt, deportiert und ermordet.
Der Künstler Gunter Demnig schafft mit den in Gehwege eingelassenen Messingwürfeln besondere Gedenkorte für die Männer, Frauen und Kinder, die sich hinter den gesichtslosen Zahlen der Massenvernichtung durch das nationalsozialistische Deutschland und seine Verbündeten verbergen. „Hier ist der Ort, wo Eure Vorfahren mich abholten“, mahnen die Steine den Betrachter, trotzdem blieben die Schicksale dahinter bisher konturlos.
Für mehr als die reinen biografischen Daten sowie Ort und Zeitpunkt der Ermordungen boten die kleinen Messingoberflächen einfach nicht genügend Platz. Nun hilft eine iPhone-Applikation diesen Schicksalen eben genau das Leben einzuhauchen, aus dem Nazi-Schergen die Betroffenen vor mehr als sechzig Jahren rissen – doch ist das schon genug? (…)
Von Protesten unbeirrt: Entwickler hält an der Versoftung einer Schlacht im Irak fest
Die ultrarealistische Taktiksimulation „Six Days in Fallujah“ war im April 2009 nicht nur aus dem Portfolio des japanischen Publishers ->Konami, sondern mangels Alternative auch ganz in der Versenkung verschwunden. Keimling bewertete sowohl Spiel als auch die internationale Diskussion in einem ->KOMMENTAR: Last Day of „Fallujah“ am 29. Mai 2009.
Erstaunt, überrascht und enttäuscht zeigte sich damals Peter Tamte, Chef von Atomic, über die Entscheidung seines Publishers und deutete das Ende des Projektes an.
Dem ist nun scheinbar nicht mehr so. Anlässlich der Präsentation eines ganz anderen Titels in der Redaktion des amerikanischen Entertainment-Portals -> G4TV fragte Redakteur Stephen Johnson, ob „Six Days in Fallujah“ eine Zukunft habe. (-> G4TV: Stephen Johnson: „Six Days in Fallujah Creator: It’s Coming Out“) „Nicht OB, sei die Frage“, antwortete Tamte…
Junger Lehrer fordert den Einsatz von Computerspielen im Unterricht – und ein spezielles Lehrfach
-> World of Warcraft als Unterrichtsobjekt in der Mittelstufe oder das Horroractionspiel -> Dante’s Inferno als Prüfungsthema im Abitur – beides klingt fast zu schön, um wahrer Schulalltag zu sein. Schüler aus Nordrhein-Westfalen können sich aber tatsächlich eines elektronischen Spielen so aufgeschlossenen Lehrers erfreuen, dass es schon fast nach einem verfrühten Aprilscherz klingt. Dieser Lehrer, Christoph Brüning, hat in einem Videointerview mit dem Webportal ->Golem.de seine Sicht auf Videospiele und ihre Eignung als Unterrichtsstoff erläutert. Man wünscht sich doch mehr Lehrer dieses Formats…
Crytek ermöglicht kostenlose Nutzung der neuen Game-Engine für Ausbildungsstätten
Nachdem sich das deutsche Entwicklerstudio -> Crytek einen Namen mit State-of-the-Art-Shooterspielen auch auf internationaler Ebene gemacht hat, entwickelte es über Jahre auch das Grundgerüst ihrer Spiele weiter – die sogenannten -> CryEngines. Zahlreiche Kunden hat das Unternehmen seither gewinnen können, die dieses Grundgerüst für die Entwicklung eigener Spiele einkaufen.
Mit der nächsten Generation ihrer grafisch extrem eindrucksvollen Engine will Crytek auch den akademischen Bereich unterstützen: für Ausbildungsgänge wird die Engine kostenlos erhältlich sein. Denkbar wird damit auch die Anwendung hochaktueller Spieletechnologie für Educational Games oder Lehr-Lern-Umgebungen… NEWS: Von Crytek kannste was lernen weiterlesen →
Man sollte seine Kinder nie mit betrunkenen Pferden spielen lassen, und zwar auch dann nicht, wenn sie versilbert sind. Es gibt nur eine einzige Ausnahme, wenn das Silberpferd aus Frankfurt kommt und den Stallungen der Adventure-Schmiede ->Deck13 entlaufen ist. Denn in diesem Fall lernen Kinder unter Anleitung der Polizei mit Gewalt und Suchtmitteln umzugehen – nein, nicht so, wie Sie jetzt denken.
Eigentlich sind boshafte Reaktionen verbreitet, wenn ein namhafter Entwickler ein Spiel für eine Behörde erstellt. Dann kann es sich doch auch bei einem Adventure-Entwickler aus Deutschland eigentlich nur um eine finanzielle Überbrückung für andere „echte“ Titel aus dessen Portfolio handeln, oder? Wer so spitzzüngig an die Abenteuerspiele herangeht, die der Entwickler ->Deck13 aus Frankfurt im Auftrag der ->Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes herstellte, ist jedoch ungerecht. Der Urheber, das Landeskriminalamt Baden-Würtemberg, hat zusammen mit den Entwicklern der ->Ankh-Reihe und dem preisgekrönten ->Jack Keane stimmige, ansehnliche und obendrein noch lehrreiche Spiele abgeliefert.
Mit ->Luka und das geheimnisvolle Silberpferd, sowie dem zweiten Teil namens ->Luka und der verborgene Schatz, widmet sich Deck13 wesentlichen Themen für jugendliche Heranwachsende: dem Umgang mit Gewalt und Drogen. Auch wenn die Kennzeichnung der USK keinerlei Einschränkungen vornimmt, eignet sich die Thematik des ersten Abenteuers sicherlich schon für jüngere Kinder. Sucht, Alkohol und Drogen, die das zweite Spiel problematisiert, entstammen wohl eher der Lebenswelt von Teenagern. Die Spiele können kostenfrei als Freeware heruntergeladen werden und eignen sich wegen ihrer Lehrerfunktionen sogar zur Unterrichtsgestaltung… DIGITAL GAME-BASED-LEARNING: Silbernes Pferd unter Alkohol weiterlesen →
„Gallia est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt belgae, aliam aquitani, tertiam, qui ipsorum lingua celtae, nostra galli appellantur.“ Wie? Sie haben das nicht verstanden? Na, macht ja nichts, sie haben ja die Möglichkeit Caesars Gallischen Krieg später irgendwann mal nachzuholen.
Damit niemand sein Latein gleich mit so schwierigen Texten aufpolieren muss, bot 2007 der bulgarische Entwickler ->Haemimont Games eine spielerische Herangehensweise. Verpackt in ein Aufbaustrategiespiel namens ->“Die Römer“ erschien damals der wohl unterhaltsamste Lateinunterricht, den man sich vorstellen konnte. RETRO: Rom sehen, und lernen weiterlesen →
Innovationen in digitalen Spielen und im Digital Game-Based-Learning