NEWS: Streamer, you know you are a Streamer

Was war der am weitesten entfernte Ort, an dem Sie eines Ihrer Spiele verlegt haben? Das Wohnzimmer? Bei einem Freund in Kassel? Das ist ja noch gar nichts – schon bald liegen ihre Spiele in Kalifornien oder vielleicht sogar in Asien rum. Ach was, Sie glauben dem KEIMLING nicht?

Wenn es nach einigen innovativen Diensten geht, die jüngst ihre Projekte vorgestellt haben, werden Sie Ihre Spiele und vielleicht auch andere Software über das Internet in aller Welt installieren können. Zudem aber sollen diese Games auch noch über das Internet spielbar sein, indem sie auf einem High-End-Server berechnet werden.

Abb: OnLive nimmt Ihnen den Rechner
Abb: OnLive will Ihnen den Rechner nehmen - hinterhältig

Dafür sollen große Gruppen von Servern in so genannten Clustern zusammen arbeiten. Die Bilder von den Spielereignissen würden dann nur noch per Video-Stream zu Ihnen auf den Bildschirm gelangen.  Vielleicht technologisch, sicher aber vom Marketing her sprinten zur Zeit vor allem zwei Services voran: ->OnLive und ->Gaikai.  Toll was?

Glauben Sie nicht? Der KEIMLING auch nicht – zumindest nicht ohne Einschränkungen…Denn die Ankündigungen der Unternehmen würden im Klartext bedeuten, dass nicht einmal eine Millisekunde vergehen dürfte, während eine Eingabe von ihrem Rechner zu den Servern der Anbieter geleitet wird, dort ihre Auswirkungen berechnet werden und ein Videosignal zurück auf Ihren Monitor findet. Utopisch.

Weltweit sind die Netzverbindungen noch überhaupt nicht auf den Transfer solcher Datenmengen ausgelegt. Selbst wenn sich – wie z.B. OnLive zugibt – die Diensteanbieter aus diesen Gründen auf ihre Heimatregionen beschränken, hat zum Beispiel OnLive erst einige hundert Personen in einem Betatest zusammenführen können, wie ->joystiq.com in einem Interview herausfand.

Bei einer Demonstration der Technologie zeigten Firmenmitarbeiter den Shooter Crysis aus dem Hause Crytek auf einem eigentlich für jegliches Spielen untauglichen Notebook in hohen Details. Hier eingebettet befindet sich ein Video von ->gamespot.com (ca. 54 min, Vorführung ca. ab Minute 16). An sich wäre das schon eine Sensation, wenn nicht der Ort der Vorführung auf der Games Developers Conference tatsächlich nur wenige Meilen vom Firmenhauptquartier entfernt liegen würde. Spürbare Latenzzeiten wurden so umgangen – doch wie hätte der Service die Distanz von Kalifornien bis nach New York City vertragen?

Gar nicht, gibt selbst OnLive-Gründer Steve Perlman zu. Zur Zeit habe man einen latenzfreien Radius von 1000 Meilen um den Server-Cluster. Doch selbst wenn man dem glauben schenkt, sind auch damit noch nicht die gesamten USA abgedeckt. Auch ist einer größeren Kundenzahl von tausenden von Spielern offenbar nicht gleichzeitig der Zugriff möglich. Offene Fragen bleiben also.

Immerhin würde man als Nutzer erhebliche Kosten für die Hardware sparen. Bislang erfordert es große Investitionen, aktuelle High-End-Shooter auf einem eigenen Rechner zu spielen. Die Cluster-Dienste könnten auch Menschen mit kleinem Geldbeutel diesen Spielgenuss verschaffen. Doch auch hier lauert ein Haken – das System wird wohl nur niedrige Auflösungen unterstützen.

Vor allem aber sollte jeden Kunden von OnLive, abgesehen von allen technischen Problemen, ein anderer Punkt wirklich ernsthaft beschäftigen. Was geschieht eigentlich im Falle einer Pleite eines solchen Clusteranbieters mit der Software, welche die Spieler gekauft haben? Vermutlich würden alle gekauften Programme mit dem Unternehmen zusammen im digitalen Orcus landen.

Alle diese Fragen gelten natürlich auch für andere Anbieter wie Gaikai, der sich wenige Tage später zu einem ähnlichen Pressespektakel hinreißen ließ. Nach Aussage eines Unternehmenssprechers habe der Gang an die Öffentlichkeit von OnLive auch Gaikai zu diesem Schritt gezwunge. Man sollte daher hoffen, dass die Konkurrenz wörtlich das Geschäft belebt und der aufkommende Wettbewerb zu schnellen und kundenfreundlichen Lösungen der genannten Probleme führt.

Sollte dahinter jedoch nur ein Marketinggag stecken, um weitere Investoren anzulocken, würde man dieser guten Idee wohl nicht dienen. Wenn das Eigentum möglicher Kunden geschützt werden würde, dürfte es sich nämlich um eine revolutionäre Idee handeln.

Anderenfalls müsste man am Ende wohl OnLive und Gaikai frei nach der Band Supertramp beurteilen: „Streamer, you stupid little streamer…“

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