RETRO: Rom sehen, und lernen

„Gallia est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt belgae, aliam aquitani, tertiam, qui ipsorum lingua celtae, nostra galli appellantur.“ Wie? Sie haben das nicht verstanden? Na, macht ja nichts, sie haben ja die Möglichkeit Caesars Gallischen Krieg später irgendwann mal nachzuholen.

Damit niemand sein Latein gleich mit so schwierigen Texten aufpolieren muss, bot 2007 der bulgarische Entwickler ->Haemimont Games eine spielerische Herangehensweise. Verpackt in ein Aufbaustrategiespiel namens ->“Die Römer“ erschien damals der wohl unterhaltsamste Lateinunterricht, den man sich vorstellen konnte.

Alle Menüs, Spielinhalte, Textfenster und Teile der Sprachausgabe schaltete ein einfacher Druck auf die Taste „ö“  auf eine komplett lateinische Version des Spieles um. Diese war genau so spielbar wie die neusprachliche Variante und bot eine faszinierende Atmosphäre. Beschimpften die Bürger den Herrscher auf Latein, hatte selbst das noch Stil. Bis hin zu den Aufträgen und den Hilfefenstern konnte alles in lateinische Sprache genossen werden und oft auch in Vertonung. Wunderbar.

Leider misslang dem Entwickler die grafische Darstellung vollkommen. Die gesamte Umgebung wirkte steril. Wer allerdings zuvor schon auf Titel des Studios aus Sofia einen Blick erhascht hatte, den wunderte dieses Niveau nicht weiter. Missionsdesign und Animationen waren grauenhaft und selbst dem damaligen technischen Stand weit hinterher. Die danach folgenden Spiele aus den Händen der Entwickler sind zwar immer noch nicht auf dem höchsten grafischen Niveau angelangt, haben sich im Vergleich mit dem Spiel aus dem Jahre 2007 aber um Lichtjahre weiter entwickelt.

Noch heute kann der römische Sprachurlaub im Geschäft gekauft werden, hat ihn doch der Second Hand-Händler ->“Die Software-Pyramide“ im Angebot. Für kleines Geld ist „Die Römer“ dann doch wieder einen Blick wert. Ach, übrigens, und sollte der Text des römischen Feldherrn dann immer noch zu anspruchsvoll sein, hilft die kommentierte Version ->“De Bello Gallico“ bei Wikibooks sicherlich beim Verständnis.

Allerdings darf man bei der Lebendigkeit des Erzählstils nicht allzu viel erwarten – ein Feldherr schildert seine Erlebnisse eben eher steril und nicht wie ein Poet.  Wenigstens passt das Werk dann wiederum ganz gut zur spielerischen Atmosphare von „Die Römer“. Im Hinblick auf die umfangreiche Sprachoption jedoch war und ist das Spiel ein Meisterwerk.

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