Archiv der Kategorie: Rollenspiel

Spiele mit Schwerpunkt auf der Charakterentwicklung

NEWS: Wer bin ich? Und wenn ja, wieviele?

In ‚Watch Dogs: Legion‘ geht ganz London in den Widerstand

Die Reihe Watch_Dogs rückte schon in den Vorgängern den zivilen Ungehorsam gegenüber allmächtigen Überwachungsfeteschisten in den Mittelpunkt. Spielende legten im ersten Teil die totalvernetzten Sicherheitssysteme von Chicago lahm, um dann allerdings nur eine mäßig sympathische Hauptfigur durch eine klischeehafte Rachegeschichte zu führen. Die manipulierbare digitale Umwelt von Chicago hingegen war faszinierend (siehe ->NEWS: Hey, Watch Your Dog! vom 26. Juli 2013). Im zweiten Teil ließ sich eine junge Hackertruppe in San Francisco die Diktatur der Online-Systeme nicht mehr bieten. Ihre Mitglieder piesackten zunächst Medienkonzerne und Sicherheitsbehörden, gerieten damit aber schnell selbst auf deren Abschlussliste (siehe ->NEWS: Schöne Bescherung vom 23.12.2016). Was in der Bay Area nun mit dem Smartphone manipulierbar war, überstieg bei Weitem den ersten Teil – ein riesiger digitaler Spielplatz, der sich auch so manchen Realkonzern satirisch vornahm.

So schnell kann es gehen: vom hilfsbereiten Taxifahrer zum Staatsfeind eines paranoiden Sicherheitsapparats (Watch Dogs Legion – Cinematic Trailer | Ubisoft Forward, in Kanal IGN via Youtube vom 12.7.2020)

Der am 29. Oktober erscheinende Teil fokussiert nun stärker den Widerstandspart. Gleich die ganze Bevölkerung Londons wird dabei vom Spielball staatlich unterstützter Sicherheitsunternehmen zu spielbaren Akteur:innen im Widerstand. Der ist offenbar auch nötig, denn die vernetzten Sicherheitssysteme ‚ctos‘ wurden in London mit einer KI verbunden, beschleunigte Automatisierung sorgt für wachsende Arbeitslosigkeit, was zusammen erst Misstrauen verursacht, dann Unruhen lostritt. Eine mit überbordenden Vollmachten ausgestattete Sicherheitsfirma namens Albion soll für den überforderten Staat die Ordnung wieder herstellen… nun ja, und schießt buchstäblich etwas über das Ziel hinaus.

Der neue Trailer offenbart vielfältige Wege, Menschen für die Widerstandsgruppe zu gewinnen, indem man ihnen bei ihren Anliegen hilft. (Watch Dogs: Legion – Official Recruitment Gameplay Trailer | Ubisoft Forward, Kanal IGN via Youtube 10.9.2020)

Ubisoft hatte schon länger vollmundig ankündigt, jede Person, die im Spiel dargstellt werde, könne durch kleine Missionen nicht nur als Mitglied der eigenen Widerstandsgruppe rekrutiert werden. Nein, man könne diese Personen mit ebenso vielfältigen Eigenschaften und Fähigkeiten auch alle aktiv spielen. Was nach aufgeblasenem Marketing-Geplapper klang, scheint sich aber nun zu bewahrheiten. Ein neuer Trailer zeigt die Möglichkeiten, die vielfältigen Einwohner:innen der Stadt für die eigene Sache zu gewinnen. Dabei sind sie alle keine heldenhaften Übermenschen. Ihre Biografien statten sie vom schlagkräftigen Rentner über Sprayer bis hin zu Sicherheitskräften lediglich mit speziellen beruflichen Kenntnissen oder persönlichen und körperlichen Eigenschaften aus. Auch die Musik im Trailer erinnert deswegen weniger an Lone-Hero-Actionfilme, sondern an die Überfälle der sympathischen Gangster aus der Reihe Oceans-$HierZahlEinfügen.

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NEWS: Death to the Eighties

‚198X‘ verbindet Jugenderinnerungen mit der Videospielegeschichte

Alles strahlt heller, alles ist aufregender, alles ist dramatischer in der Jugend, verkündet eine Sprecherin aus dem Off. Am Ende der Jugend sterbe etwas, sobald man erwachsen werde. Das muss man nicht unbedingt teilen. Schließlich frage ich mich auch jenseits der Vierzig noch häufig, wann sich denn dieses Erwachsensein einstellt. Mit der Ansage im Release-Trailer wird jedoch zumindest die sentimentale Tonalität des Coming-of-Age-Spieles ->198X recht eindeutig eingestellt. Parallel nimmt der Entwickler ->Hi-Bit Studios mit auf eine spielehistorische Reise durch Episoden und Spielformen der Achtziger Jahre.

Das experimentelle Episodenspiel 198X nimmt mit auf eine Reise durch eine Jugenderfahrung mit den aufkommenden Arcadespielen der Achtziger Jahre. (198X Release Trailer, in: Kanal Hi-Bit Studios via Youtube vom 27.5.2019).

Eindrücklich fangen Musik und Grafikstile die Atmosphäre der Videospiele in den Achtziger Jahren ein. Stile, ja, in der Mehrzahl. Das für wenige Euro erhältliche Minispiel fügt fünf Spielprinzipien des Arcade-Zeitalters mit einer Geschichte über das Erwachsenwerden in pixeligen Zwischensequenzen zusammen. Die fünf Reminiszenzen an Spielformen führen in ein Beat’em und ein Shoot’em Up, ein Racing-Spiel, ein Rollenspiel und einen Ninja-Titel. Zumindest der Trailer fängt das Game Design der jeweiligen Spiele überzeugend ein. Ihre spielmechanische Plausibilität konnte ich noch nicht testen.

In den Zwischensequenzen referenziert die Inszenierung neben einem pixeligen Mangastil auch auf die bläulich-violette Farbstimmung der ersten Adventures mit grafischer Oberfläche. Angesichts der Bedeutung, die hier Musik verliehen wird, bezieht sich diese Kombination etwas auf das Abenteuer ->Loom von den legendären ->Lucasfilm Studios. Erschienen im Jahr 1990 setzt diese Inszenierung auch eine Klammer um das vorausgegangene Jahrzehnt. Interaktiv aber scheinen die narrativen Brücken nicht zu sein. Einfühlsam tastet sich zumindest der Trailer mit diesen Zwischensequenzen in das Gefühlsleben eher ruhiger Jugendlicher in den Achtziger Jahren vor und führt aus dieser subkulturellen Perspektive von Spielform zu Spielform. Damit unterscheidet sich der Ansatz erheblich von der satirischen Annäherung an die Achtziger in ->Far Cry 3: Blood Dragon (siehe ->INNOVATION: Van Damme nochmal! vom 12.3.2014).

Das sehr kurze, dafür aber auch günstige Spiel ballt diese Erfahrung auf etwa zwei Stunden. So geben es jedenfalls die Entwickler an. Für ihre Spielidee warben sie Mittel über die Plattform ->Kickstarter von Spielerinnen und Spielern ein. Der ->Begleittext auf Steam erklärt das Spiel zu einer „Episode 1“. Scheinbar nehmen sich die weltweit zusammen arbeitenden Entwickler mit einem Standort in Stockholm noch weitere Spiele dieser Art vor. Für die ist ->198X ein erster Versuchsballon. Auch andere Dekaden der Spielekultur könnten solche atmosphärischen Lektionen über die Spielegeschichte gut vertragen.

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NEWS: The First of Us

Patrice Désilet kehrt mit einem ungewöhnlichen Projekt über die Vorfahren der Menschheit zurück

Der kreative Drang mancher Menschen überwindet alle Widrigkeiten. Wie Wasser unter hohem Druck findet ihre Kreativität jede Lücke. So durchbricht auch Patrice Désilets jede Hürde und reißt andere im Schwall seinen bemerkenswerten Ideen mit. Dieses Mal reißt er uns mit dem Fluss der Zeit in die Anfänge der Menschheit zurück. Durch mehrere evolutionäre Phasen begleiten Spielende in ->Ancestors: The Humankind Odyssey unsere Vorfahren auf einem persönlichen Weg zum modernen Menschen.

Der Ankündigungstrailer in der Game Awards World Premiere offenbarte vor allem die Gefahren in der Umwelt unserer Ahnen. (Ancestors: The Humankind Odyssey | Reveal trailer | PS4, in: Kanal PlayStation Europe via Youtube, 7.12.2018)

Ein Ankündigungstrailer feierte auf den Game Awards 2018 Premiere. Er zeigte erste Spielszenen, in denen die menschliche Evolution natürlichen Widrigkeiten begegnete und einen gewaltigen, oft blutigen Lernprozess bewältigen muss. Nun könnte man fragen, was daran denn Geschichte repräsentiere; schließlich verfügen wir über keinerlei schriftliche Quellen über die menschliche Vorgeschichte, geschweigedenn über die vormenschliche Evolution. Im Grunde schließt ein Fehlen von Schriften und Artefakten eine geschichtswissenschaftliche Herangehensweise aus, auch Archäologen haben ohne Überreste ihre Schwierigkeiten.

Eine neue Gameplay-Sequenz von der Branchen-Messe E3 zeigte, wie die Entwickler die Evolution unserer Vorfahren spielmechanisch umsetzen. (Ancestors Humankind Odyssey – NEW 8 Minutes E3 2019 Gameplay [HD], in: Kanal Gameclips.media via Youtube vom 14.6.2019)

Andererseits steht die Interpretation des Spieles sehr wohl in einer historischen Tradition, die von Vorstellungen über die Ursprünge der Menschen handelt. ->Ancestors gerät daher zu einer Quelle für heutige, wissenschaftliche  Vorstellungen darüber. Für Kreationisten dürfte es also eher ein Fantasyspiel werden. Wie ihr Glaube, stehen auch die wissenschaftlichen modernen Erkenntnisse in einem langen historischen Kontext mit vielen anderen Texten quer durch die Menschheitsgeschichte, aber auch anderen Medien wie Filmen oder Spielen über dieses Thema. Ihre Autorinnen und Autoren fragten sich alle, woher der Mensch kommt. Aus diesem Blickwinkel ist dieses Thema auch ein historisches.

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INNOVATION: Elex mia doch am Oarsch

Das postapokalyptische Sci-Fi-Spektakel ‚Elex‘ entwirft ein faszinierendes historisches Wissenssystem

[ PC (getestet) | PlayStation 4 | XBox One ]

Der Planet Magallan hat echte Probleme. Historisch gesehen, weil vor Jahrzehnten ein Meteorit in seine Oberfläche schlug, der weite Teile der Infrastruktur wegfegte – so auch die darauf errichtete Zivilisation. Betrachtet vom  sozialen Blickwinkel her, sammelten sich Überlebende in ein paar Gruppierungen, die sehr gegensätzliche Konsequenzen aus dem Untergang zogen. Darüber kreuzen sie nun erbittert ihre Waffen. Und drittens leidet der angeblich so fremde Planet unter ernsten Problemen mit seiner Logik, denn er ähnelt frappierend der Erde und selbst die exotischsten Überlebenden entsprechen weitgehend menschlichem Äußeren. Sie warten auf den Teil, wo es um Geschichte geht, gell, aber da müssen Sie sich noch ein wenig gedulden.

Dieser Beitrag handelt von einem tieferen, einem komplexeren Einblick in das World-Building als eine bloße objektorientierte oder erzählte Geschichte: Die postapokalyptische Welt von Magallan, in der das Open-World Action-Rollenspiel ->Elex spielt, inszeniert ein faszinierendes Wissenssystem wechselwirkender historischer Elemente, aus denen eine spielinterne Erinnerungskultur erwächst.

Von Anfang an lässt sich die Spielwelt in Elex frei bereisen – nur ratsam ist das nicht. (Abb. eig. Screenshot)

Dieser Blickwinkel auf ->Elex eröffnet ein reichhaltiges Geschichtsbuffet: Ruinen erzählen von umwälzenden Ereignissen bereits durch die Anordnung ihrer Trümmer. Ganze Regionen deuten auf die Vergangenheit mithilfe eines ausgeklügelten „Environmental (Hi-)Storytelling“ in den Landschaften. Notizen, Tagebucheinträge und Flugblätter liefern Fragmente zur spielweltlichen Gegenwart und der Vorzeit ihrer Katastrophe. Darüber hinaus deuten die Bewohner Ereignisse und die Vergangenheit im Gespräch aus jeweils individuellen Sichtweisen heraus. Diese wiederum hängen von den Weltanschauungen ihrer Gruppierungen ab. Geschickt füttern die Entwickler auf diese Weise den historisch denkenden Geist mit einer Vielzahl von Indizien auf dem Weg zu einem historischen Verständnis über Magallan…

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KOMMENTAR: Vom rechten Bild des Mittelalters

‚Kingdom Come: Deliverance‘ ist zum DCP nominiert – das sorgt für Kritik aus der Geschichtswissenschaft

Schon vor der Veröffentlichung des Action-Rollenspieles ->Kingdom Come: Deliverance im Frühjahr 2018 entzündete sich Kritik an Äußerungen des Lead Designers Daniel Vavrá und dem damit verbundenen Geschichtsbild. Jan Heinemann fasste in seinem Blog die international erhobenen Vorwürfe  zusammen und warf der Spielepresse vor, die soziokulturelle Relevanz des darin gezeigten Mittelalterbildes nicht zu erkennen (->Das „authentischste Historienspiel aller Zeiten?!, in: Let’s Play History vom 13.1.2018).  Die Entwickler des Spieles – ein durchaus technisch und spielmechanisch beeindruckendes Ergebnis – versprachen ein authentisches spätmittelalterliches Böhmen um das Jahr 1403. Frei von Magie und Drachen hatten sie ihre Mühe, internationale Publisher zu finden und nahmen die Dinge schließlich mit einer Kickstarter-Kampagne selbst in die Hand (siehe ->NEWS: Good Fight! Good Knight! vom 13.2.2014). Damit war ihnen ein grandioser Erfolg beschieden, allerdings wirft – bei aller Begeisterung für das Spiel selbst – die historische Inszenierung einige Fragen auf.

Das Actionrollenspiel ist beeindruckend inszeniert, leider ist sein Bild vom Spätmittelalter tendenziös rechtskonservativ („Kingdom Come: Deliverance – Launch Trailer [DE]“, in: Kanal Deep Silver vom 12.2.2018 via Youtube)

Im vergangenen Jahr hielt ich mich mit Kommentaren zurück, auch nachdem Heinemann das Spiel so heftig kritisiert hatte. Allerdings erhob er weniger die Vorwürfe selbst, als dass er sie aus einer international schwelenden Diskussion vor dem Release zusammenfasste. Im Kern ging es um die Darstellungen von Geschlechtern und alles Fremden, die auf eine rechtskonservative Gesinnung mit Folgen für das Mittelalterbild hinweisen. Das gewählte Szenario deutet daher auch nicht ohne Grund auf den Gründungsmythos der tschechischen Nation. Leider konnten ich und auch viele Kritiker bis zu diesem Zeitpunkt die Spielwelt noch selbst gar nicht betreten haben. Seit ich dieses Blog 2009 gründete, bin ich jedoch immer nach der Devise verfahren, mich bei Stellungnahmen zu Spielen zu bremsen, die ich nicht selbst substantiell gespielt habe. Viele Interviewanfragen aus der Zeit musste ich daher ablehnen, selbst wenn mich die Aufmerksamkeit für mein Blog gefreut hätte.

Das Blog gespielt ist das zentrale Hub für alle Interessierten an Geschichte in digitalen Spielen (Abb.: eigener Screenshot)

Nun, ein Jahr später, hatte ich in unserem ->GameLab der ->Public History Hamburg auch die Gelegenheit, ->Kingdom Come: Deliverance zu spielen. Im Blog ->gespielt des Arbeitskreises Geschichtswissenschaft und digitale Spiele (AKGWDS) nehm ich daher zusammen mit einigen Historikerinnen und Historikern zu dem spätmittelalterlichen Rollenspiel Stellung: -> „Vom rechten Bild des Mittelalters“ – Stimmen aus dem AKGSDS zur Nominiereung von „Kingdom Come Deliverance“ für den Deutschen Computerspielpreis 2019, in: gespielt vom 11.3.2019). Es beteiligten sich Felix Zimmermann, Jan Heinemann, Eugen Pfister, Aurelia Brandenburg und Robert Heinze. Es freut mich, dass auch ich Gelegenheit bekam, meinen Beitrag dazu zu leisten.

Der Anlass für den neuaufgelegten, kritischen Diskurs ist, dass die Jurys des ->Deutschen Computerspielpreis 2019 das Mittelalter-Rollenspiel in der Kategorie „Beste Spielwelt“ nominierten. Offenbar ist es für die beteiligten Personen aus Politik und Gesellschaft, Spielejournalismus und Games-Branche vorstellbar, dass Kingdom Come trotz der rechtsnationalen Gesinnung seines Geschichtsbildes einen dotierten Prestigepreis gewinnen darf. Um die Stimmen der Geschichtswissenschaft in diesem Diskurs noch einmal laut werden zu lassen, entschlossen wir uns, die verschiedenen Positionen der Mitglieder einzubringen. Bewusst haben wir uns dort als Personen und nicht als Verband mit unseren Meinungen positioniert. Zentrale Punkte gleichen sich zwar, aber die Ansichten über das Spiel unterscheiden sich doch in interessanten Details. Beteiligen Sie sich dort gern an der Diskussion.

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NEWS: Himmelreiche aus der Stadt der Engel

Historisches Allerlei von der E3

Im vergangenen Jahr schien die wichtigste Branchenmesse, die ->Electronic Entertainment Expo  (E3) arg bemüht und uninspiriert. Ein Mal im Jahr versammeln sich in Los Angeles vor allem Entwickler und Publisher von digitalen Spielen aus aller Welt, um einander und einem – teils befremdlich euphorisierten – journalistischen Publikum ihre Neuheiten vorzustellen. Die deutsche ->GamesCom im Spätsommer ist zwar die wichtigste Konsumentenmesse. In L. A. aber trifft sich etwas früher im Jahr auf der E3 alles, was die Branche an Leitfiguren aufbieten kann.

Ganz anders als im drögen Jahr zuvor sieht es nun 2018 aus, denn diese Leitfiguren und ihre Firmen präsentierten eine große Zahl von originellen und einfallsreichen Titeln. Möglicherweise war ihnen der kollektive Auftritt aus dem vergangenen Jahr selbst etwas peinlich. Viele dieser Präsentationen enthalten vielfältige historische Bezüge. Mit  dem Verweis auf je einen Trailer zur E3 überblickt daher dieser Beitrag  diejenigen Spiele, in denen geschichtliche Inszenierungen eine zentrale Rolle spielen. Alphabetisch sortiert, geht es um diese Spiele:


Anno 1800 | Assassin’s Creed Odyssey | Battlefield V | Beyond Good & Evil 2 | Cyberpunk 2077 | Fallout 76 | Shadow of the Tomb Raider | Skull & Bones | The Division 2 | Metro Exodus | World War 3


Im folgenden Beitrag sind die Spiele zunächst nach den Epochen ihrer Geschichtsinszenierung sortiert. Darunter sind Spiele zu verstehen, die sich ihre Anleihen visuell deutlich in einer vergangenen Epoche holen. Unter diese Kategorie fallen ->Assassin’s Creed Odyssey, -> Skull & Bones, ->Anno 1800 und ->Battlefield V. Danach folgen Beispiele für zeitgeschichtliche Rückkopplungen, also Spiele, in denen zeithistorische Themen aufgegriffen werden – ob nun bewusst oder unbewusst. Aufschlussreich sind dahingehend die Inszenierungen von ->The Division 2, -> World War 3, ->Metro Exodus und ->Cyberpunk 2077. Interessante Beispiele finden sich auch für eine technikkulturelle Geschichte digitaler Spiele aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln: ->Shadow of the Tomb Raider und ->Beyond Good & Evil 2. Außerdem bietet das Beispiel ->Fallout 76 einen spannenden Ausblick als  Erinnerungskulturelles Wissenssystem. Um gezielt zu bestimmten Titeln zu navigieren, klicken Sie einfach im vollständig ausgeklappten Artikel auf die Links in der alphabetischen Liste oberhalb dieses Absatzes.

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IN EIGENER SACHE: Das Ende ist nah

Endphase meiner Dissertation erfordert, auf KEIMLING kürzer zu treten

Wer dieses Blog von Anfang an verfolgt, wird festgestellt haben, dass ich es mit regelmäßigen Beiträgen sehr ernst nehme. Einerseits finde ich, dass der spezielle geschichtswissenschaftliche Blick auf digitale Spiele immer noch enorm unterrepräsentiert ist – und das, obwohl so unfassbar viele Spiele sich mit historischen Szenarien befassen oder auf andere Weise geschichtlich relevant sind. Mir war und ist es ein zentrales Anliegen, digitale Spiele als geschichtswissenschaftlichen Gegenstand zu etablieren. Zum anderen konnten seit dem Start meines Blogs 2009 nur durch diese selbst auferlegte Disziplin knapp 200 Beiträge entstehen. Ohne diesen Zwang hätte ich wohl in meiner kargen Freizeit häufiger gespielt als geschrieben. Denn ersteres ist vor lauter Arbeit wirklich selten geworden.

The End is here… but „Don’t be afraid of the Dark“, verkündet das Werbebanner der Morninglight-Sekte im zerstörten Tokyo recht passend. Das Endspielgebiet liegt im MMORPG ‚The Secret World‘, das die empirische Grundlage für meine Dissertation bildet. (Abb. eigener Screenshot, PC)

Seither war das Ziel stets, wenigstens einen längeren Beitrag im Monat zu platzieren. Meine oft sehr langen Beiträge befassten sich mit Innovationen in der Games-Branche wie den veränderten Distributionswegen oder neuen Grafik-Engines. Ich schrieb über digitale Spieltechnolgien und thematisierte damit eine technikgeschichtliche Komponente. Viele Artikel behandeln innovative Formen historischer Inszenierungen. Mit dem Blick eines Historikers in diesen Bereich vorzudringen, war mir jedoch nicht nur Arbeit, sondern auch ein großes Vergnügen:  in einer so dynamischen und kreativen Branche gibt es doch ständig Neues zu entdecken. Außerdem lerne ich zunehmend Entwicklerinnen und Entwickler kennen, die Geschichte jenseits von Kulissen eine Bedeutung beimessen.

Wenn ich es auch lange herausgezögert habe, muss jetzt damit vorübergehend Schluss sein. Bislang nutzte ich immer die dreistündigen Bahnfahrten durch Hamburg auf dem Weg zur Universität und zurück, um auf meinem Tablet neue Beiträge vorzuformulieren und Ideen zu sammeln. Ende Januar 2018 aber reiche ich nun endlich meine Dissertation ein, für die ich aus guten Gründen bald zehn Jahre meines Lebens investiert habe. Die mir verbleibende Zeit in den Zügen werde ich daher nutzen, um Korrektur zu lesen und gründlich die zahllosen Querverweise zu checken. Ich hoffe, das Buch wird bald genug Leser finden, die sich davon überzeugen lassen, dass diese Jahre im Dienste der Geschichtswissenschaft und digitalen Spielen eine angemessene Investition waren.

Je tiefer ich in das Feld vordrang, umso mehr stellte ich fest, wie fragmentiert und widersprüchlich die historische Forschung zu digitalen Spielen doch ist. Einen erheblichen Teil dieser langen Zeit verwand ich daher darauf, das Historische in digitalen Spielen dingfest zu machen, Leistungen und Defizite der geschichtswissenschaftlichen Forschung zu würdigen und Lösungsansätze für Schwierigkeiten in Nachbardisziplinen vorzuschlagen. Dieser Rahmen erst ermöglichte mir, mein Fallbeispiel „The Secret World“ (mittlerweile ->Secret World Legends) als komplexe historische Inszenierung und als bislang wenig adressierte Spielform des MMORPG sinnvoll in der Forschungslandschaft zu verorten. Zudem aber waren die umfangreichen Pionierarbeiten nötig, um meinen spezifischen Ansatz von Erinnerungskulturellen Wissenssystemen methodisch zu begründen.

Sobald meine Dissertation in den Prüfungsprozess eintritt, kehre ich im Februar sicherlich mit ausführlichen Texten zurück. Mir brennt noch so vieles unter den Nägeln: Diverse Fragen zu Geschichte und digitalen Spielen sind undiskutiert, Entwürfe für Beiträge stehen bei mir in der Pipeline und Beitragsreihen müssen fortgesetzt werden. Schon allein zur GamesCom 2017 sammelte ich wieder zahlreiche Eindrücke von historischen Inszenierungen in digitalen Spielen, zeithistorische Rückkopplungen, spielegeschichtliche Selbstreflexionen und von Erinnerungskulturellen Wissenssystemen. Möglich, dass ich gelegentlich mit einer Kurznotiz zu diesen Beispielen rückfällig werde. Ansonsten aber heißt es jetzt bis Februar:

„The End is here, but don’t be afraid of the Dark!“

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NEWS: Mehr als alle Tassen im Schrank

In der Verwandlung liegt die Spielmechanik, die ‚Prey‘ zum einzigartigen Erlebnis macht

Dass sich Entwickler an erfolgreichen Vorbildern für ihr Spiel orientieren, ist nicht überraschend. Im gegenwärtigen Markt scheitern etwa sieben von zehn Spielen wirtschaftlich, zwei lohnen sich mäßig und nur eines wird zu einem guten Geschäft. Daher nutzen Entwickler natürlich gern bekannte Spielprinzipien, die bei den Spielerinnen und Spielern bereits einmal verfangen haben. Allzu dreiste Klone wiederum strafen die Kunden allerdings auch ab. So liegt das Geheimnis eines guten Entwicklers darin, die gewählten Vorbilder durch eigene Innovationen graduell fortzuentwickeln.

Gekonnt bedienen sich zurzeit die ->Arkane Studios für ihren Shooter ->Prey an so einigen Vorlagen. Von ->Bioshock über ->Deus Ex bis hin zu ->Dishonored klauben die Entwickler in der Tat zahlreiche Spielmechaniken zusammen. Das nimmt solche Formen an, das manche Redakteure urteilen, das Spiel habe keine eigene Seele. Es sei lediglich ein Mosaik erprobter Versatzstücke, die zwar gut aufeinander abgestimmt seien, jedoch das Gefühl vermitteln, alles schon einmal gespielt zu haben. Sogar die Marke ->Prey ist schon einmal da gewesen, wenn der Reboot durch ->Arkane auch mit dem ->Original von 2006 bloß noch das Setting im Weltraum gemein hat.

httpvh://youtu.be/1hKTZGflqrc
Auch wenn der Trailer den gewöhnlichsten Plot eines Shooters verkauft, weist die Raumstation eher eine vielschichtige Tiefe auf wie der Rumpf eines Eisberges unter der Wasseroberfläche. (Prey Official Launch Trailer | Kanal Bethesda Softworks via Youtube, 3.5.2017)

Bei genauerem Blick jedoch offenbart ->Prey ein paar innovative Ideen, die das gesamte Mosaik in hellem Glanz erstrahlen lassen. So ist der Schauplatz der Raumstation Talos I durchweg als Open World angelegt. Darin können Spieler recht schnell überall hin gelangen, sofern sie dem meist verschiedenen Personal die Zugangskarten abnehmen. Überlebende finden sich nur wenige. Zudem stehen zwar mehrere Waffen zur Verfügung, sie sind allerdings vorrangig Werkzeuge. Daher bleiben sie, wie die Rohrzange oder die Kanone, die eine Art Bauschaum verschießt,  in direkten Auseinandersetzungen bemerkenswert schwach. Eine geniale Finte schlägt die Recycling-Granate, die kurzerhand einen Radius von Gegenständen und Gegnern in ein Dimensionsloch saugt, um sie nach ihren Rohstoffen sortiert wieder auszuspucken. Selten wurden so elegant Gegner erledigt und postwendend zur Weiternutzung aufbereitet. Die Umgebung lässt sich ebenfalls kreativ gegen die wabernden Hauptgegner, die Typhons, einsetzen: Gaslecks, funkensprühende Kurzschlüsse, Treibstofflachen – das Spiel erschafft einen gigantischen morbiden Spielplatz. So laden die Waffen eher dazu ein, über Bande zu spielen, als eine direkte Konfrontation zu provozieren.

Was jedoch die atmosphärische Tonlage im Spiel vollständig umwälzt, ist der eigentliche geniale Kniff von ->Prey: Die Mimics, eine niedere Form der gegnerischen Kreaturen, können sich in so ziemlich jeden Gegenstand auf der Raumstation verwandeln. So entsteht eine permanente Unruhe, könnten sich doch die perfiden Viecher beliebig häufig in jedem Raum verbergen. Auch in Schauplätze, die zuvor bereits freigekämpft wurden, krabbeln sie wieder zurück. Einzeln sind sie zwar nicht sehr gefährlich, in Gruppen aber schwer zu fassen. Tödlich geraten sie gar, wenn man sich ohnehin gerade in einem Gefecht mit ihren größeren, wesentlich weniger harmlosen Kumpanen liefert.

httpvh://youtu.be/yZf6khoZQsc
Die eigentlichen Stars von Prey sind die Fähigkeiten der Typhon, nicht zuletzt, weil die Hauptfigur vor der Wahl steht, sich mit ihrer Hilfe zu modifizieren. (Prey Gameplay Trailer #2 | Kanal Bethesda Softworks via Youtube, 25.1.2017)

Aus diesem Grund beginnt man als Spieler irgendwann, jede überzählige Vase argwöhnisch zu beäugen: Hat sie sich nicht gerade im Augenwinkel noch bewegt? Wo kommt der Stuhl her? Moooment, da waren doch eben weniger Tassen in dem Schrank, oder? Eine besondere atmosphärische Tiefe entsteht aber erst, weil ->Arkane noch einen weitereren Kniff im Welt-Design dazu ergänzt…

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NEWS: Metamorphosis

Ein Relaunch macht aus dem MMORPG ‚The Secret World‘ ein neues Spiel – aber auch ein besseres?

In letzter Zeit ist es leer geworden in Tokyo. Gut, seit eine pathogene Bombe die U-Bahn in die Luft sprengte, drücken sich ohnehin nur noch selten Menschen offen durch die Gassen. Zwischen Ginpachi Park, der Uferpromenade, Kaidan City und den Hochäusern nahe der Werft schlurfen bloß noch seltsame Kreaturen durch die Straßen, verseucht, mutiert und mordlustig. Schön blöde, wer von den wenigen Überlebenden dazwischen seinen Kopf herausstreckt. Zusammen mit anderen Agenten brach ich vor einigen Monaten nach Tokyo auf, weil die japanische Regierung jede Kontrolle verlor. Trotz gigantischer Schutzmauern war die Seuche aus dem Biowaffen-Attentat nicht einzudämmen. Eine Entscheidung gegen die Monsterflut sollte herbeigeführt werden und der Grund für dieses Desaster gelüftet. Nun bin ich so ziemlich der einzige hier, sieht man von ein paar mühsam gehaltenen Brückenköpfen der Yakuza und anderer zwielichtiger Organisationen ab. Aber man tut halt, was man kann. Von allein dezimieren sich die schlurfigen Kreaturen ja nicht.

Vom dunklen Schmutz verseuchte Kreaturen kreisen bedrohlich um die Wolkenkratzer von Tokyo, zahlreiche Gegner tummeln sich auf dem Boden. Den wenigen Überlebenden, die sich verschanzen konnten, hilft man gern gegen die dunkle Brut. Dafür entlohnen fesselnde, denkwürdige Geschichten um den Sturz der Stadt ins Chaos. (Abb. Ausschnitt, eigener Screenshot, PC)
Vom dunklen Schmutz verseuchte Kreaturen kreisen bedrohlich um die Wolkenkratzer von Tokyo, zahlreiche Gegner tummeln sich auf dem Boden. Den wenigen Überlebenden, die sich verschanzen konnten, hilft man gern gegen die dunkle Brut. Dafür entlohnen fesselnde, denkwürdige Geschichten um den Sturz der Stadt ins Chaos. (Abb. Ausschnitt, eigener Screenshot, PC)

Dem Spielgefühl leistet die Einsamkeit keinen Abbruch, war man in dem Online-Rollenspiel ->The Secret World vom norwegischen Entwickler ->FunCom doch von Anfang an meist allein unterwegs. Was Viele für einen Widerspruch zur Spielform der Massively Multiplayer Online Role-Playing Games (MMORPGs) hielten, passte zumindest hervorragend in das düstere Setting. In einer modernen Gegenwart, die etwa um das Jahr 2010 anzusiedeln ist, erwachten Mythen und Legenden zwischen der amerikanischen Ostküste, Ägypten, Rumänien und Fernost zum Leben. Die Spieler zogen in die Welt, um die Gründe für diese Erweckung zu finden. Dabei erlebten sie zahlreiche fantasievolle Geschichten auf Basis historischer Begebenheiten, die Literaturgeschichte und populärkulturelle Vorstellungen einspannten und verschwörerische Theorien mitten hindurchwoben. Durch die Manifestation all dieser Vorstellungen zeichnet ->The Secret World weniger ein realweltliches Abbild der Geschichte, setzt aber mit vielschichtigen, komplexen Überlieferungen ein außergewöhnliches, kulturhistorisches Denkmal (siehe ->INNOVATION: Da wohnt doch was im Schrank vom 5.10.2012).

Die Charaktere und ihre Perspektiven auf die Ereignisse sind große Stärken von The Secret World. Der Dämon Inbeda etwa richtete sich vortrefflich auf der Erde in einem Badehaus ein. In der Hölle ein Ausgestoßener, zieht sein Clan im Patt der Mächte eigenen Ränke, er genießt Popmusik und entwickelt einen Faible für Tigerbademäntel. Inbeda selbst ist nicht zu verstehen, seine Maske übersetzt... zu seinem Unmut gelegentlich recht frei. (Abb. Ausschnitt, eigener Screenshot, PC)
Die Charaktere und ihre Perspektiven auf die Ereignisse sind große Stärken von The Secret World. Der Dämon Inbeda etwa richtete sich vortrefflich auf der Erde in einem Badehaus ein. In der Hölle ein Ausgestoßener, zieht sein Clan im Patt der Mächte eigenen Ränke, er genießt Popmusik und entwickelt einen Faible für Tigerbademäntel. Inbeda selbst ist nicht zu verstehen, seine Maske übersetzt… zu seinem Unmut gelegentlich recht frei. (Abb. Ausschnitt, eigener Screenshot, PC)

Diese narrative Dichte mit einem MMMORPG zu verbinden, war ein gewagtes Experiment, weil es mit zahlreichen Konventionen dieser Spielform brach. Viele Mechaniken versuchten zum Beispiel gerade der Spielermenge und dem Durchschleifen von zahlreichen unerledigten Aufträgen entgegenzuwirken. Wer aber mit anderen Spielern zusammen die Geheimnisse erkunden wollte, konnte dies jederzeit serverübergreifend tun. Sie traf man schließlich überall – ob nun im Londoner Pub „Der Gehörnte Gott“, in einem südkoreanischen Netzwerkcafe, New Yorker Hinterhöfen oder in der Hohlwelt Agartha. Wer aber für die Story kam, den zermürbte, wenn nicht schon das kryptische Talentsystem, dann spätestens das monotone Grinding, als die Abstände für neue Geschichten sich auf Monate dehnten. Wer für das MMO kam, den vergräzte das bockige Kampfsystem, die mangelnde Auswahl an kooperativen Schlachtzügen und das unbalancierte Schlachtfeld für den Kampf unter Spielern (PvP). Im Ergebnis verließen immer mehr Spielende die geheime Welt (weitere Gründe in ->KOMMENTAR: Totengräber verborgener Welten vom 20.1.2014).

httpvh://youtu.be/7FJu4q_wDb4
FunCom lässt die geheime Welt auch nach bald fünf Jahren nicht sterben. Die faszinierenden Geschichten von ‚The Secret World‘ erhalten mit dem Relaunch eine zweite Chance – ein für den Markt ungewöhnlicher und innovativer Schritt. (Secret World Legends – Teaser Trailer | Kanal FunCom via Youtube, 29.3.2017)

Üblicherweise macht die Branche mit ökonomischen Misserfolgen kurzen Prozess. Nach Weltuntergangsfeiern mit der Community schalten die Publisher die Server ab und die spielegeschichtlich bedeutsamen Welten gehen unwiederbringlich verloren. ->FunCom, so muss man dem einzigen unabhängigen MMO-Entwickler zugute halten, betrieb ->The Secret World dennoch über Jahre weiter. Für das einzigartige Szenario suchten sie nach Wegen,  es am Markt neu zu positionieren. Der überraschende Erfolg des brutalen Vorzeit-Survival-MMO ->Conan Exiles spülte nun erhebliche Mittel in die klamme Entwicklerkasse. ->The Secret World erhält daher dieses Jahr als ->Secret World Legends eine neue Chance. Die für die Branche innovative und ungewöhnliche Wandlung vom Online-Rollenspiel zum „Shared-World Action-RPG“ führt hoffentlich in eine Zukunft, welche auch die inhaltliche Stagnation wieder in eine neue Dynamik umkehrt. Der Umbruch wird aber auch ein harter Einschnitt für all jene, die ->FunCom und dem Unikat ->The Secret World über Jahre die Treue hielten…

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NEWS: Schöne Bescherung

Für mehr Geist der gegenwärtigen Weihnacht

Diese Weihnachten und den Jahreswechsel werde ich wohl nicht viel spielen, weil ich die Festtage vor allem mit meiner Dissertation begehen werde. Denn die soll im kommenden Frühsommer endlich fertig sein. Daran will ich mich nicht nur halten, weil alle Befunde vorliegen und aus den Fragmenten „nur“ noch der Fließtext zusammengesetzt werden will. In den letzten Jahren entstand mit dem ->Arbeitskreis für Geschichtswissenschaft und digitale Spiele (AKGWDS) ein Netzwerk im deutschsprachigen Raum, in dem so einige Kolleginnen und Kollegen noch viel mit mir und der Erforschung digitaler Spiele vorhaben. Und da dies auf Gegenseitigkeit beruht, halte ich mich ran. So gerne ich mich solchen Projekten engagiere – ohne den Doktortitel geht es nicht mehr weiter.

Eine schöne Bescherung: zum Jahresende 2016 empfehle ich Ihnen Spiele, die mit historischen Zusammenhängen auftrumpfen. Genießen Sie friedlich und verspielt die Feiertage - ganz egal, ob Mann oder Frau, alt oder jung, farbig, weiß oder bunt, oder auch android. (Abb. eigenes Foto, Playmobil, Sammlung meiner Kinder)
Eine schöne Bescherung: zum Jahresende 2016 empfehle ich Ihnen Spiele, die mit historischen Zusammenhängen auftrumpfen. Genießen Sie friedlich und verspielt die Feiertage – ganz egal, ob Mann oder Frau, alt oder jung, farbig, weiß oder bunt, oder auch android. (Abb. eigenes Foto, Playmobil, Sammlung meiner Kinder)

Das ist umso wichtiger, als dass sich im kommenden Jahr auch das Ende meiner befristeten Beschäftigung nähert. Mit großem Bedauern muss ich wohl hinnehmen, dass ich ab Anfang April in der Hamburger ->Public History nicht mehr das ->GameLab und die ->Ludothek weiterentwickeln kann. Den Studierenden und KollegInnen die Relevanz historischer Inszenierungen in digitalen Spielen näher zu bringen, war mir immer eine große Freude – und mir scheint, auch jenen. Zwar werde ich dank eines Lehrauftrages auch im Sommersemester einen Projektkurs betreuen, substantiell werde ich jedoch nicht mehr an einem der innovativsten Arbeitsbereiche in der gesamten ->Universität Hamburg mitentwickeln können.

Zusammen mit Thorsten Logge, dem von mir wissenschaftlich wie persönlich sehr geschätzten Chef und Kollegen, gelang es, so manches Projekt anzustoßen und zu realisieren. Das Ende einer so großartigen Zusammenarbeit in einem vor Erkenntnissen sprudelnden Fachbereich macht ein wenig traurig – eine schöne Bescherung. Aber ich gehe mal davon aus, dass auch anderen Orten meine Expertise nützlich sein wird. Möglicherweise hätte ja vielleicht eine andere Uni gern ein GameLab, zum Beispiel mit einem Studio für Virtuelle Realitäten. Wink, wink?! Na, wie siehts aus, Leuphana? Kiel? Bremen? Ich bin jedenfalls gespannt, wie es weitergeht. Ideen jedenfalls gehen mir so schnell nicht aus.

Doch, dass ich so viel wegen der Dissertation oder meiner Berufsperspektiven zu tun habe, heißt ja glücklicherweise nicht, dass es Sie vom Spielen abhalten muss. Ich habe erneut versucht, für Sie eine vielseitige Auswahl zusammenzustellen, mit der Sie sich auf verschiedenen Plattformen „zwischen den Jahren“ austoben können. Dabei können Sie sogar einige der besten historischen Inszenierungen des vergangenen Jahres ausprobieren: Irgendwo von den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs über Hacker-Dystopien in San Francisco, einem neuen Ansatz für die Weltgeschichte der Zivilisationen und einem langen Bogen der Videospielegeschichte sowie dem buchstäblichen kolonialen Wahnsinn bis hin zu einem alten Bekannten –  für den ich nicht nur aufgrund meiner Dissertation ständig werbe – werden sie weiter unten schon fündig werden.

Nehmen Sie sich – ja, gerade die Skeptiker – ein wenig Zeit und befassen Sie sich wenigstens mit einem der herausragenden Versuche des letzten Jahres, Geschichte in Form eines digitalen Spieles zu inszenieren. Und das muss – bei dem rasanten Preisverfall am schnellebigen Markt digitaler Spiele – nicht einmal teuer sein. Sie werden überrascht sein, was Sie alles erleben können. Haben Sie ein paar schöne, verspielte Feiertage und kommen Sie gut ins nächste Jahr…

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